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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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Mund.
    Livia stürzte beinahe die Gangway hinunter in die dunkle Kajüte, so sehr beeilte sie sich. Alex war auf den Stuhl gefesselt, hatte den Kopf auf die Brust gesenkt, und aus einer Wunde an der Schläfe sickerte Blut. Die Kerle hatten ihn schwer verletzt, und die Wunde sah ihrer Meinung nach danach aus, als wäre er von einem Ring getroffen worden.
    Aber sie durfte sich jetzt kein Mitleid erlauben, durfte nicht entsetzt sein. Sie musste handeln. Alex hing bewusstlos in den Stricken. Verzweifelt suchte sie nach Wasser, fand aber nichts. Sie hielt immer noch die Kruke mit dem übel riechenden Inhalt in der Hand. Entschlossen griff sie nach Alex’ Kopf, zerrte ihn zurück, presste die Kruke an seine Lippen und flößte ihm den Alkohol in den Mund. Sofort riss er die Augen auf und starrte sie einen Moment lang verständnislos an, bevor er den Kopf schüttelte und vor Schmerz aufzuckte.
    »Was um alles in der Welt hast du hier zu suchen?« Alex’ Stimme klang so verschwommen und unsicher, wie er sich fühlen musste.
    »Ich helfe dir«, erklärte Livia und drängte die Tränen der Erleichterung zurück. »Wo sollte ich sonst sein, wenn nicht an deiner Seite?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde funkelte es in seinem blassen Blick. »Nirgendwo sonst«, erwiderte er und hustete, als sie ihm noch mehr Alkohol einflößte.
    »Du lieber Himmel, was tust du mir an? Ich bin schon halb tot. Willst du mir etwa den Rest geben?«
    »Oh, Alex.« Sie küsste ihn auf den blutverschmierten Mund. »Bist du verletzt?«
    »Im Moment ist alles in Ordnung. Aber wir müssen uns beeilen. In der Schublade an der Kajütenwand befindet sich ein Messer. Ich habe es schon seit Stunden im Auge.«
    Livia konnte es kaum fassen, wie kraftvoll seine Stimme bereits wieder klang. Aber ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr auch, dass ein solcher Energieschub schnell verfliegen konnte, wenn ein Mensch so übel behandelt worden war. Sie schnappte sich das Messer und sägte die Fesseln an seinen Handgelenken durch, kniete sich dann auf den Boden und durchschnitt die Seile an den Fußgelenken. »Tatarinov...«
    »An Deck, ich weiß. Wie viele?«
    »Vier gegen vier.«
    »Wenn ich nicht wüsste, dass sie es mit Arakcheyevs Marionetten zu tun haben, würde ich behaupten, dass sie auf meine Hilfe verzichten können«, erklärte Alex. »Aber so … gib mir das Messer, mein Schatz.«
    Wie verzweifelt hatte sie sich danach gesehnt, ihren Kosenamen wieder zu hören. »Ich habe deine Pistole«, verkündete sie nüchtern.
    »Du bist eine wunderbare Frau«, Alex nahm ihr die Pistole ab, »du steckst voller Überraschungen.« Er hielt ihren Blick fest. »Livia, ich liebe dich. Und ich habe mich verzweifelt danach gesehnt, es dir sagen zu können. Ich hatte große Angst, dass du mir nicht glauben würdest. Dass ich niemals mehr die Gelegenheit haben würde, dich zu überzeugen …«
    »Ich bin längst überzeugt«, beschwichtigte Livia, »du brauchst es mir nicht mehr zu erklären, mein Liebster.«
    Alex verzog die blutverschmierten Lippen zu einem schmerzhaften Lächeln. »Jetzt komm mit mir nach oben«, befahl er knapp, »aber halte dich abseits. Es ist mir sehr ernst, Livia. Du musst um jeden Preis verhindern, dass sie dich in die Finger kriegen. Denn dann werden sie keine Rücksicht auf dich nehmen, und wir sind alle verloren. Sobald wir das Deck betreten haben, rennst du auf den Kai. Verstanden?«
    »Verstanden«, wiederholte Livia ausdruckslos.
    »Bleib dicht hinter mir.« Er stieg die Gangway hinauf. Livia folgte ihm an Deck. Überall auf den Planken war Blut. Tatarinov hatte einen der Männer Arakcheyevs in einen Kampf mit dem Messer verwickelt. Beide bluteten, und beide kämpften einen Kampf auf Leben und Tod, so stolz und unbeugsam wie Kosaken in der Steppe. Ein Seemann lag reglos in einem Haufen Seile, der zweite kämpfte gegen einen Freund von Tatarinov. Der zweite Mann aus Arakcheyevs Truppe kämpfte auf Leben und Tod gegen zwei von Tatarinovs Leuten.
    »Wir sollten dem Treiben ein Ende setzen«, murmelte Alex atemlos. Er hob die Pistole, wartete einen Sekundenbruchteil, bis der Mann, der gegen Tatarinov kämpfte, ihm den Rücken zudrehte. Dann drückte er ab. Nur Livia hörte ihn sagen: »Das war ich dir schuldig, mein Freund.«
    Es sah beinahe unwirklich aus, als die Szenerie beim Knall aus der Pistole abrupt erstarrte. Der angeschossene Mann kroch über das Deck; der zweite Mann der Geheimpolizei war nur für Sekunden außer Gefecht gesetzt. Aber
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