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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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Bootsschuppen hinter ihr auf. Aber sie wagte nicht zu fragen, wie er es angestellt hatte.
    »War das die Geheimpolizei?«, wisperte Livia und trat durch die Tür zurück in den dunklen Raum, in dem es nach nassen Segeln und geteerten Seilen roch.
    »Aye«, bestätigte er knapp. »Sie bleiben hier drin, solange wir uns draußen um die Angelegenheit kümmern.«
    »Nein«, widersprach Livia ruhig und entschlossen, »ich weiß, dass Alex sich auf dem Schiff aufhält. Ich habe gehört, wie er geklopft hat, und ich kann mir vorstellen, was sie ihm angetan haben. Ich werde Ihnen helfen, ihn dort rauszuholen … nein, Sie hören mir jetzt zu.« Gebieterisch hob sie die Hand, als er sie unterbrechen wollte. »Wir sind vier gegen vier. Wenn ich die Männer ablenke, müssten Sie in der Lage sein, sich an ihnen vorbeizuschleichen.«
    »Ablenken?«, meinte er erstaunt und angewidert zugleich. »Sie sind wohl närrisch geworden. Was können Sie schon ausrichten?«
    Livia hatte Mühe, ihr Temperament zu zügeln, und knöpfte langsam ihre Jacke auf. »Ich brauche eine Flasche … mit Rum … Whisky … Brandy … irgendetwas in der Art.« Sie zog sich die Jacke aus und machte sich an den Knöpfen ihres Hemdes zu schaffen. »Auf den Landungsbrücken treiben sich doch Huren herum, oder?«, hakte sie ungeduldig nach.
    Tatarinov starrte sie immer noch an, aber diesmal schien es, als hätte sie seine Neugier geweckt. »Höchstwahrscheinlich«, bestätigte er, »was haben Sie vor?«
    »Ich habe vor, mit einer Flasche Rum als halb betrunkene Hure an Bord zu schwanken. Ich werde ihnen den Rum und meinen Körper anbieten«, erklärte sie kurz und bündig. »Ich bin mir sicher, dass ich die Aufmerksamkeit der Kerle so lange fesseln kann, bis Sie und Ihre Männer sich in Stellung gebracht haben.«
    Tatarinovs Blick grenzte an Respekt, als er beobachtete, wie Livia ihr Haar aus dem Netz befreite und mit den Fingern durch die Locken fuhr, bis sie wirr in alle Richtungen abstanden.
    »Holen Sie mir endlich die Flasche, Tatarinov«, befahl sie ungeduldig, »hier gibt es doch Kneipen wie Sand am Meer. Rum oder irgendetwas anderes. Es ist wichtig, dass ich selbst auch nach Alkohol stinke.« Livia ließ den Blick durch den Schuppen schweifen, während sie noch immer ihre Frisur in Unordnung brachte. »Ich brauche Schmutz. Irgendwelchen Dreck, den ich mir ins Gesicht schmieren kann.«
    »Schwören Sie, dass Sie sich nicht von der Stelle rühren werden, bis ich zurück bin?«, fragte Tatarinov verunsichert. Man konnte nie wissen, was die merkwürdige Prinzessin Prokov als Nächstes im Schilde führte.
    »Ich brauche die Flasche«, drängte Livia und rollte die Ärmel ihres Kleides hoch, »ich kann nichts ausrichten, bis Sie zurück sind. Außerdem dürfte es wenig Sinn machen, dass ich das Schiff betrete, ohne dass Sie und Ihre Männer sich in Stellung gebracht haben, oder?«
    »Vermutlich haben Sie Recht.« Tatarinov nickte und verschwand hinter ihrem Rücken, durch die Hintertür des Bootsschuppens, wie sie vermutete.
    Livia rieb sich Holzteer auf die Finger, schmierte sich mit den Daumen über die Wangen. Es würde eine höllische Arbeit sein, sich anschließend zu waschen, aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Dann zog sie ihr Mieder kunstvoll zurecht, sodass sie mehr als nur einen Hauch von ihrem Ausschnitt zeigte. Damit es echt aussah, schmierte sie sich auch noch eine Spur Teer zwischen die Brüste. Überall in den Ecken des staubigen Schuppens hingen Spinnweben herunter. Livia rieb und schmierte sich so geschickt ein, wie es unter gegebenen Umständen nur möglich war, und ärgerte sich, dass sie keinen Spiegel zur Hand hatte.
    Tatarinov kam mit seinen drei Kumpanen zurück und reichte ihr schweigend eine geöffnete Kruke. Angewidert krampfte sich ihr Magen zusammen, als ihr die Alkoholdünste in die Nase stiegen. »Was ist das?«
    »Hartes Zeug«, erklärte Tatarinov, »aber die Kerle werden es trinken. Am besten, Sie nehmen auch einen Schluck.«
    Livia versuchte es und hustete heftig. In ihrer Kehle brannte es wie Feuer. Sie schüttelte den Kopf und war einen Moment lang sprachlos. Dann schüttete sie sich ein paar Tropfen in die Handflächen und tupfte sie an ihren Puls, an den Hals und hinter ihre Ohren wie ein ausgefallenes Parfum, über das sie sich bei anderer Gelegenheit prächtig amüsiert hätte.
    »Gut. Ich bin bereit«, verkündete sie, nachdem das Feuer in ihrer Kehle fast erloschen war und ihre Augen nicht mehr
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