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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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Bett zu landen, würde sie dich lieber verbannen als dich in den Armen einer anderen Frau zu wissen. Du weißt genau, wie eifersüchtig sie ihre einstigen Liebhaber überwacht. Sie müssen sie immer noch mit ihrer Aufmerksamkeit umschmeicheln, selbst wenn sie sie nicht länger in ihrem Bett duldet.«
    Alexis senkte den Kopf und gab ihr damit zu verstehen, dass sie die Wahrheit sagte. Seit vielen Monaten sprachen sie wieder und wieder darüber, und beide wussten, dass ihr Schicksal unausweichlich war. Es gab kein Entkommen. »Nun, dann …« Er trat einen Schritt auf das Bett zu.
    Sophia hob das Kind hoch und küsste es auf die Stirn. Dann schloss sie die Augen, um die Tränen zurückzudrängen, und streckte ihm das Kind entgegen. »Nimm ihn und geh. Schnell.«
    Er zögerte. »Meine Liebe …«
    »Um Gottes willen, Alexis, erbarme dich. Geh.« Es gelang ihr nicht, ihre Qualen zu verbergen.
    Er nahm ihr das Kind ab, schmiegte es an sich, während er sich hinunterbeugte und Sophia auf die Lippen küsste. Sie fühlten sich kalt und leblos an, ganz anders als die warme, leidenschaftliche Frau, die er so sehr liebte, dass ihm ebenfalls die Tränen in die Augen stiegen. Aber es würde ihre Qualen nur verlängern, wenn er sich nicht beeilte. Alexis machte auf dem Absatz kehrt, verließ sie und schloss die Tür hinter sich.
    Sie lauschte dem Widerhall seiner Schritte auf den Treppenstufen. Und als sie ihn nicht mehr hören konnte, tatsächlich erst dann, ließ sie ihren Tränen freien Lauf, verfluchte die Frau in ihrem prächtigen Palast in St. Petersburg, deren gedankenloser Wille das Glück einer Frau zerstört hatte, deren Existenz ihr wahrscheinlich noch nicht einmal bekannt war. Und die sie sicher nur als Störung betrachtet hätte, lästig wie eine Fliege und genauso leicht zu beseitigen.

1
    London, September 1807
    L ivia Lacey schlug sich mit dem geschlossenen Fächer in die Handfläche. Mühsam versuchte sie, sich ihre Ungeduld nicht anmerken zu lassen, als das Orchester die ersten Takte eines Cotillons spielte. Jedes Mal, wenn sie einen Cotillon hörte, wippte sie unwillkürlich mit den Zehen. Ihre Tanzkarte war voll, aber der Partner, der für diesen Tanz vorgesehen war, glänzte durch Abwesenheit. Es war die pure Verschwendung, dass die Musiker ausgerechnet jetzt einen Cotillon spielten.
    Sie registrierte kaum die neugierigen Blicke einiger ältlicher Anstandsdamen, die in einem entfernten Winkel des Ballsaales die Köpfe zusammengesteckt hatten, obwohl sie natürlich wusste, dass das Gespräch sich nur um sie drehte. Ihr unschicklicher Besuch neulich in Vauxhall musste den Damen zu Ohren gekommen sein. Unter gewöhnlichen Umständen ließ Livias Gefühl für Sitte und Anstand nichts zu wünschen übrig. Niemals verstieß sie gegen die ungeschriebenen Gesetze der Etikette, denen die Gesellschaft sich unterworfen hatte. Dennoch passierte es manchmal, dass sie den unbändigen Drang verspürte, sich mit einem Schlag aus all diesen Zwängen zu befreien. An jenem Abend hatte sie der Versuchung nicht widerstehen können, in Begleitung junger Adliger einen Ausflug nach Vauxhall zu wagen, noch dazu gekleidet wie sie. Es war ein erregendes Gefühl gewesen, das sich leider viel zu rasch verflüchtigt hatte. Und nun hatte sie mit ärgerlichen Konsequenzen zu rechnen.
    Wenn Aurelia doch nur am Cavendish Square gewesen wäre, anstatt Nell und Harry in Schottland zu besuchen, hatte Livia im Nachhinein gedacht, dann hätte ich diesem lächerlichen Impuls nie und nimmer nachgegeben. Schließlich besaß sie einen gesunden Menschenverstand. Aber Einsamkeit und Langeweile hatten sie diesmal überwältigt. Wie dem auch sei, munterte sie sich entschlossen auf, es ist nicht mehr zu ändern. Der Vorfall ist in aller Munde. Aber schon bald würden sich die Klatschdamen mit einer anderen Geschichte amüsieren, und Livia hatte sich fest vorgenommen, sich von nun an ohne Fehl und Tadel in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
    Sie ließ den Blick durch den Ballsaal schweifen, wo die Paare sich für den kunstvollen Tanz formierten. Noch gab es Gruppierungen mit freien Plätzen, aber falls Bellingham nicht unverzüglich auftauchte, würden sie alle besetzt sein. Dabei gab es keinen Tanz, den sie so schätzte wie den Cotillon.
    »Lady Livia, warum tanzen Sie nicht? Darf ich Ihnen Prinz Prokov als Partner vorstellen?«
    Überrascht drehte Livia sich um und entdeckte ihre Gastgeberin, die Herzogin von Clarington, die mit einem schlanken
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