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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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seinen beiden Gegnern reichte es, um ihn zu entwaffnen.
    Der übrig gebliebene Matrose ließ das Entermesser fallen, als Tatarinovs Männer unter seine Deckung tauchten, sich das Messer schnappten und es ihm in den Arm rammten. Plötzlich wurde es merkwürdig still. Sogar der Lärm aus den Kneipen war erstorben. Nur die Sterne am Nachthimmel glänzten hell auf die blutverschmierten Planken und die verschlungenen Leiber.
    Alex drehte sich um und entdeckte Livia am Kopfende des Landungsstegs. Sie war nicht in der Lage gewesen, sich von der Szenerie abzuwenden und wie befohlen auf den Kai zu flüchten. Er kam zu ihr und redete sanft, aber eindringlich auf sie ein. »Du bist eine großartige Frau, die mich immer wieder überrascht. Du vollbringst wahre Wunder, und ich bete dich an. Aber dieses eine Mal möchte ich, dass du genau das tust, was ich dir sage. Haben wir uns verstanden, Livia?«
    Sie nickte wie betäubt. In den letzten Minuten hatten die Ereignisse sich förmlich überstürzt, und das Blatt hatte sich vollkommen gewendet.
    »Livia, es ist mir sehr ernst.« Alex ergriff sie an den Schultern, zwang sie, ihn anzuschauen und nicht das Geschehen in seinem Rücken. »Weißt du, wo die Pferde sind?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann gehst du jetzt den Kai entlang und wartest bei den Pferden auf uns.«
    »Was hast du vor?« Sie fragte, obwohl sie die Antwort kannte. Im Grunde genommen wollte sie gar nicht hinhören.
    »Nimm das und geh.« Er drückte ihr die Pistole in die Hand. Der Lauf war immer noch warm.
    »Ist sie geladen?«, fragte Livia verwirrt.
    »Nein. Aber das weiß niemand außer dir, wenn du belästigt wirst. Geh jetzt.« Alex drehte sie zum Steg und schubste sie sanft zwischen die Schultern. »Wir werden die Sache hier in Ordnung bringen, meine Liebe. Aber jetzt musst du wirklich gehen.«
    Und Livia ging. Auf dem Kai herrschte eine beklemmende Stille. Der Krach aus den Kneipen war verklungen, und die betrunkenen Matrosen suchten Schlaf in den wenigen Stunden, die ihnen noch bis zum Morgengrauen blieben. Offenbar hatte niemand den Schuss auf der Caspar gehört. Aber selbst wenn, dachte Livia, der Knall wäre ohne größeres Aufsehen im allgemeinen Lärm untergegangen. Sie versteckte die Pistole in den Falten ihres Rockes und fühlte sich beruhigt, obwohl ihr klar war, dass die Waffe ihr wenig nützen würde, wenn sie ernsthaft bedroht wurde. Aber sie hatte keine große Angst. Denn jetzt, wo Alex in Sicherheit war, gab es keinen Grund mehr, sich zu ängstigen.
    Livia holte ihre Jacke aus dem Bootsschuppen und eilte den Kai entlang zum Unterstand der Pferde, die sie leise wiehernd begrüßten. Daphne warf ihren silbrigen Kopf hoch und schmiegte sich an ihre Schulter.
    »Es dauert nicht mehr lange«, wisperte sie, verbarg das Gesicht im Nacken der Stute und sog den Duft des Pferdes tief in sich ein. Sie streichelte dem Tier über die Flanken und verscheuchte jeden Gedanken daran, was gerade an Deck der Caspar geschah.
    Es lag auf der Hand, dass Arakcheyevs Männer nicht am Leben bleiben durften. Es musste verhindert werden, dass sie der Geheimpolizei berichteten, was geschehen war. Und Livia musste annehmen, dass den Matrosen der Caspar das Schicksal nicht erspart bleiben würde. Sonst würden sie immer in Gefahr schweben, dass die russische Geheimpolizei die Spuren ihrer verschwundenen Genossen bis auf die Caspar zurückverfolgen würde. Wenn sie sich durch den Kopf gehen ließ, was dem unbekannten Sperskov zugestoßen war, dann würden sie bald alles über Alex in Erfahrung gebracht haben, was es nur zu wissen gab.
    Spionage war ein schmutziges Geschäft. Mord und Totschlag und noch viel mehr. Aber Livia war keine Unschuld vom Lande. Sie begriff sehr gut, dass die Liebe zum Vaterland das Herz mancher Männer fest im Griff hatte. Sie war in der Lage, den Tatsachen ins Auge zu sehen, selbst wenn ihr diese Tatsachen nicht gefielen. Ohnehin zählte nichts mehr als Alex’ Sicherheit.
    Livia hörte Schritte, löste sich von Daphne und trat vor den baufälligen Unterstand. Alex kam allein, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er humpelte bei jedem Schritt. Sein zerschnittenes und geprügeltes Gesicht wirkte noch schlimmer, als die Morgendämmerung anbrach.
    Er stolperte leicht, und sie rannte ihm entgegen. »Stütz dich an meinen Schultern ab, mein Liebster. Daphne wird uns beide zurück nach London bringen«, versicherte sie ihm.
    »Wir werden nicht sofort nach London reiten«, widersprach Alex und ließ die Hand für
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