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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade
Autoren: Jane Feather
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einen Moment auf ihrer Schulter ruhen. »Wir werden von hier verschwinden und in irgendeinem Gasthaus am Weg Rast machen. Ich bin vollkommen erschöpft. Und du hast für heute Nacht genug gearbeitet. Du musst dich ausruhen.«
    »Unsinn«, verkündete Livia, »ich bin die Einzige unter euch, die keinerlei Blessuren davongetragen hat. Außerdem habe ich kaum einen Finger krumm gemacht.«
    Alex sah ihr direkt in die Augen und zog die Brauen hoch. »Das darf ich bezweifeln, meine Liebe, wenn ich mir anschaue, wie du aussiehst.«
    »Ich habe eine Hure gespielt«, erklärte Livia, knöpfte sich hastig ihr Hemd zu und schlüpfte in ihre Jacke, damit die strategisch entblößten Rippen wieder bedeckt waren. »Wie hätte ich sonst aussehen sollen?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte er mit spöttischem Ernst. »Aber war es wirklich notwendig, dass du dich im Teer suhlst?«
    »Wenn du nicht schon übel verletzt wärst, Alexander Prokov, dann könnte ich mich kaum beherrschen, dich zu treten«, drohte sie sanft, »das ist nun der Dank für meinen Einsatz.« Aber innerlich jubelte sie. Denn trotz der dramatischen Ereignisse kehrte langsam seine alte Form zurück.
    »Wo stecken die anderen?«, wollte Livia wissen und schaute zurück auf den Kai. »Wollen wir auf sie warten?«
    »Nein«, lehnte er ab, »sie haben noch etwas zu erledigen, wenn die Flut kommt.«
    »Was?«, hakte sie nach, »ich muss es wissen, Alex.«
    »Sie werden mit der Caspar auf die Nordsee hinaussegeln und das Schiff versenken«, erklärte er stirnrunzelnd und nahm die Hand von ihrer Schulter.
    »Und wie wollen sie wieder an Land kommen?«
    »Die Caspar hat eine Jolle an Bord. Tatarinov ist ein guter Segler.« Er trat aus dem Unterstand. »Wir werden ihre Pferde mitnehmen. Weil sie nicht mehr hierher zurückkehren werden. Es gibt zahllose kleine Buchten und Dörfer an der Nordseeküste, wo sie sicher landen können.«
    »Und all das, was heute Abend hier geschehen ist, all das Wissen um Alexander Prokov und seine Pläne wird mit der Caspar versinken«, verkündete sie grimmig. Es war die reine Wahrheit.
    »Ja«, stimmte er zu. »Und jetzt genug davon. Steig auf. Du musst eines der Pferde führen. Ich kümmere mich um die anderen zwei.«
    Livia führte Daphne aus dem Unterstand, kletterte wenig elegant, aber ohne Hilfe in den Sattel und griff nach den Zügeln des zweiten Pferdes. »Alex, kannst du reiten?«, fragte sie besorgt, als er auf Tatarinovs robusten Wallach stieg. »Wenn du stürzt …«
    »Ich werde nicht stürzen«, widersprach er, »wir werden ohnehin nicht weit reiten. Wir werden uns vom Fluss fernhalten und irgendwo in ein Gasthaus einkehren.«
    »Aber Alex, wie sollen wir den Wirtsleuten deinen Zustand erklären? Von mir ganz zu schweigen.« Sie deutete auf ihr wirres Haar und das verschmutzte Gesicht.
    »Reite mir nur nach«, erwiderte Alex, »außerdem wäre es das Beste, wenn du kein Wort mehr sagst. Tu so, als hätte der Schock dich sprachlos gemacht. Halte dich an meine Befehle.«
    »Du benimmst dich sehr autoritär gegenüber einer Frau, die dich gerade vor dem sicheren Tod gerettet hat«, bemerkte Livia, »dabei hatte ich gehofft, dass es mit einem gewissen russischen Hang zu autoritärem Verhalten nun endgültig vorbei wäre.«
    Alex lachte, obwohl man ihm ansehen konnte, dass es ihn schmerzte. »Ich bin immer noch derselbe Mann, den du geheiratet hast, meine Liebe. Aber vielleicht sollten wir später darüber sprechen, wenn wir uns die Zeit genommen haben, uns zu besinnen. Und wenn du Zeit hattest, über viele Dinge nachzudenken.« Seine Stimme klang ernst, das Lachen war verschwunden. Aber sie wusste, worauf er angespielt hatte.
    Und es stimmte. Sie brauchte Zeit, weil es tatsächlich viele Dinge gab, über die sie nachdenken wollte. Aber am bedeutsamsten war die Frage: War ihre Liebe stark genug, um diese Krise zu überstehen und ihre Ehe zu retten?
    Alex und Livia verließen Greenwich Village und ritten landeinwärts, hielten sich aber parallel zum Fluss. Es war unübersehbar, dass Alex alle Kräfte mobilisieren musste, um nicht aus dem Sattel zu rutschen. Livia sprach nicht, beobachtete ihn nur mit wachsender Sorge. Kurz nach Sonnenaufgang gehörte die Straße nicht mehr ihnen allein. Ein Farmer mit einer Wagenladung Kohl fuhr auf dem Weg zum Markt in Covent Garden an ihnen vorbei; ein junges Mädchen starrte sie entsetzt an, während sie eine Herde schnatternder Gänse vorbeitrieb.
    »Da vorn ist ein Gasthaus«, Livia zeigte auf ein
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