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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung
Autoren: Ralf Isau
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Prolog
    Die Annalen von Berith, 7. Buch
 
    S eit Menschengedenken war der Mittelpunkt von Berith dunkel und geheimnisvoll. Irgendetwas verschlang dort alles Licht. Dieses Etwas, so glaubten einige Gelehrte, sei ein Überbleibsel jener Kugel, die vor dem Großen Weltenbruch Barah hieß. Bis zu Taramis war aber nie jemand dazu bereit gewesen, solch kühnen Gedankenpalästen mit eigenen Erkundungen Stütze und Halt zu geben. Selbst die Schollen, die auf ihren Bahnen durch das Ätherische Meer zogen, schienen geflissentlich einen weiten Bogen um das finstere Herz der Scherbenwelt zu machen.
    Daher gab es jahrhundertelang kaum verlässliche Erkenntnisse über das dunkle Zentrum der Welt. Man wusste, dass es bewohnt war. Gefräßige Seeungetüme wie Ätherschlangen lebten dort. Und ein Volk, das diese Bestien zu bändigen verstand: die Feuermenschen.
    Obwohl die Antische, wie sie sich selbst nannten, zur bunten Völkerfamilie von Berith gehörten, hatte man sie lange nicht für menschlich gehalten. Ein folgenschwerer Irrtum, wie noch zu erzählen sein wird. Sie atmeten durch Kiemen, ihre Haut war gestreift wie bei einem Tiger, und ihre Gesichter glichen denen von Feuerfischen. Nach ihrer Heimatinsel Dagonis bezeichnete man sie auch als Dagonisier.
    Bis zu dem Tag, als die Scherbenwelt am Abgrund stand, gab es über all diese Dinge kaum verlässliche Berichte. Lediglich die Annalen , einige alte Lieder und das heilige Buch Jaschar erwähnten die Schlafende Insel, die unbeweglich im Zentrum von allem ruhte. So verwundert es nicht, dass nur wenige von den unheilvollen Plänen ahnten, die das Volk der Antische im undurchdringlichen Dunkel von Dagonis schmiedete.
    Bereits in seinen Anfangsworten warnte das Buch Jaschar vor einer Plage, die Berith in ein dunkles Zeitalter zu reißen drohe. Ob es dazu komme, ließ der Schreiber uns wissen, werde davon abhängen, ob die Kinder des Lichts – die Anbeter Gaos – mutig und entschlossen gegen die Gefahr ankämpften. Diese Prophezeiung führte zur Gründung der Nebelwächter, einem lange im Verborgenen wirkenden Orden, der sich seit Äonen auf den Tag des Scheidewegs vorbereitete. Beim ersten dagonisischen Überfall auf Jâr’en waren aber selbst diese Wachsamen überrascht.
    Die Feuermenschen eroberten die Heilige Insel im Handstreich. Ihre Verbündeten, die zwergenwüchsigen Kirries, entführten den Hohepriester Eli und seine Tochter Shúria. Die düstere Prophezeiung schien sich über Nacht erfüllt zu haben.
    Wie wir bereits an früherer Stelle berichtet haben, erweckte Gao den Kindern des Lichts in jener prüfungsreichen Stunde einen Hoffnungsträger mit Namen Taramis. Nur zögernd hatte dieser sich in seine Rolle gefügt. Anfangs suchte er nur Vergeltung für den Mord an seiner Braut und der eigenen Mutter. Im Laufe seines Kampfes gegen die dagonisische Plage wandelte er sich dann vom Rächer zum Befreier. Er besiegte den Kirriekönig Dov im Zweikampf, wodurch der Hohepriester und seine Tochter die Freiheit zurückerlangten. Schließlich eroberte er mithilfe treuer Gefährten und des uralten Geschöpfes Har-Abbirím – dem »Berg der Engel« – die Insel Jâr’en zurück und tötete Gaal, den Herrscher von Dagonis.
    Taramis ahnte nicht, dass der König zuvor schon den Weg der Unsterblichkeit beschritten hatte: Um wiedergeboren zu werden, pflanzen Antische bisweilen eine ihrer Larven in einen anderen Menschen. Wer immer diese Brut in sich trägt, ist dem Tode geweiht. Mit seiner Lebenskraft gehen auch alle Erinnerungen und Fähigkeiten an den heranwachsenden Feuermenschen über. So war es mit Eglon geschehen, dem Oberpriester von Komana. Er hauchte unbemerkt seinen Geist aus, während der Herr von Dagonis seinen Platz einnahm.
    Nachdem Gaal sich so erneuert hatte, führte er im Reich des fetten Königs Og den Feuerkult ein. Zu Ehren seines Gottes Dagon trieb er in Peor den Bau des Bluttempels voran und ließ davor monströse Opferöfen errichten. Tausende Unschuldiger starben in den Flammen einen grausamen Tod.
    Furcht lähmte die Menschen, ein Gefühl, das in Gaal ungeheure Kräfte weckte, die er in den Dienst eines teuflischen Plans stellte. Er wollte Taramis dazu bewegen, ihm den Reif der Erkenntnis zu beschaffen. Der hölzerne Kopfreif konnte seinen Träger auf der Heiligen Insel zum Seelenbaum jeder Person führen, ganz gleich, wo sie sich in der Welt gerade befand. So gewönne Gaal Macht über das Leben aller Berither, denn der Tod eines Seelenbaumes bedeutete
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