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Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Titel: Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Autoren: Michael Stappert
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1. Der Unfall
     
     
    Es hatte bereits den ganzen Tag über geregnet und der Himmel war vom Morgen an bleigrau geblieben. Es war ein Tag, der allein aus diesem Grunde schon aufs Gemüt drückte, doch Rainer bemerkte es überhaupt nicht. Seine Welt war auf das zusammengeschrumpft, was sich in seinem Kopf abspielte. Er saß in seinem Auto und war auf dem Weg nach Hause. Tief in seinen Gedanken versunken, steuerte er den Wagen, eher automatisch als bewusst, über die Autobahn.
    Er fragte sich, was er hier eigentlich tat. Womit hatte er das verdient? Über zehn Jahre lang hatte er sich für seine Firma förmlich zerrissen. Das alles sollte vorbei sein? Rainer war Programmierer. Es war das, was er immer sein wollte und von dem er wusste, dass er es gut konnte. An ihm hatte es auch nicht gelegen, dass es mit seiner Firma bergab gegangen war. Es war die Konkurrenz aus Fernost gewesen, die das Unternehmen unter Druck gesetzt hatte. Schließlich hatten sie aufgeben müssen und es folgte die Insolvenz. Anfangs gab es noch Hoffnung, dass der Insolvenzverwalter eine Lösung finden würde, die Firma zu retten - sie wieder auf eine finanziell tragfähige Basis zu stellen, doch diese Hoffnung schwand von Monat zu Monat immer mehr. Ihm wurde klar, dass eine Rettung des Unternehmens einen Preis fordern würde: eine drastische Reduzierung der Belegschaft. Ihn hatte es erwischt und man hatte ihm mitgeteilt, dass man sich leider gezwungen sehe, seine Arbeitskraft dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen.
    Rainer lachte bitter auf. Wie toll sich das anhörte: Sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen! Als wenn es für ihn, einen siebenundvierzigjährigen Informatiker, Verwendung auf dem Arbeitsmarkt geben würde ...
    Es würde schwer werden, das war ihm absolut klar. Noch vor einem Jahr hätte er gedacht, alle Probleme meistern zu können, doch das galt jetzt nicht mehr. Vor drei Monaten hatte Ellen ihn verlassen. Nach all den Jahren der Ehe war sie einfach gegangen und er hatte nicht realisiert, was sich da angebahnt hatte. Anfangs hatte er getobt, dann war die Traurigkeit gekommen und er hatte sich unendlich leidgetan.
    Ein lautes Hupen riss Rainer aus seinen Gedanken. Erschreckt riss er das Lenkrad seines Autos nach rechts. Er hatte nicht registriert, dass er fast auf die linke Fahrbahnseite geraten war und ein anderes Auto behindert hatte. Er hob entschuldigend die Hand und begann erneut zu grübeln.
    Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie Kinder gehabt hätten, doch leider war ihnen dieses Glück nicht vergönnt gewesen. So hatten sie in der letzten Zeit mehr nebeneinander als miteinander gelebt. Sein Job hatte ihn immer stärker in Anspruch genommen und in der Krise hatte er versucht, durch einen unermüdlichen Einsatz dafür zu sorgen, unentbehrlich zu sein, um so seinen Arbeitsplatz zu sichern. Unter der Woche kam es kaum vor, dass er vor 22 Uhr abends nach Hause kam, und nicht selten fand er seine Frau dann bereits schlafend im Bett vor. An den Wochenenden arbeitete er zu Hause an seinen Projekten, die er im Betrieb nicht zu Ende geführt hatte. Sicherlich hatten die Zeichen bereits länger auf Sturm gestanden, nur hatte Rainer es nicht bemerkt - oder es nicht bemerken wollen. Er hatte einfach nicht die Zeichen erkannt, die darauf hingedeutet hatten, dass sie sich allmählich immer weiter voneinander entfernten. Die Entfremdung war nicht mehr aufzuhalten gewesen.
    So war er auch vollkommen verblüfft, als er eines Abends nach Hause gekommen war und feststellte, dass Ellen nicht mehr da war. Im Wohnzimmer fand er nur einen Brief, auf dessen Umschlag sein Name stand. Er hatte diesen Brief rund zehnmal gelesen und kannte seinen Inhalt auswendig.
     
    »Hallo Rainer,
    verzeih mir, dass ich es dir auf diesem Wege mitteilen muss, aber ich habe es nicht fertiggebracht, es dir direkt ins Gesicht zu sagen. Ich fürchtete, dass ich schwankend werden könnte. Ab heute werde ich nicht mehr bei dir wohnen. Ich habe beschlossen, dich zu verlassen. Immer wieder habe ich versucht, dich darauf aufmerksam zu machen, dass ich auch noch da bin, und das Leben nicht nur aus beruflichen Problemen bestehen kann. Nie hast du mir eine Chance gegeben, dich zu unterstützen - hast dich immer mehr in dich zurückgezogen und ich habe es wirklich lange ertragen. Das ist nun vorbei. Ich halte dieses Desinteresse mir gegenüber nicht mehr aus. Ich kann nicht länger aus reiner Gewohnheit mit dir zusammenleben.
    Vor einiger Zeit habe ich einen
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