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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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Ein Schauder überrollte ihn, als er daran dachte. Das war irre, das war pervers, aber durchaus realistisch, wenn er daran dachte, was er herausgefunden hatte. Zu viel eigentlich. Nun sollte er dafür büßen…
    Das Hotel lag wunderbar. Es war eine Oase für sich. Luxus, der nur von Touristen bezahlbar war, aber die blieben aus, und so stand die Anlage fast leer.
    Tandy lauschte. Er hörte nichts. Die verdammte Stimme schwieg.
    Ich habe mich nicht geirrt, dachte er. Ich habe sie mir nicht eingebildet!
    In seiner Kehle lag ein Kratzen. Er hätte jetzt nicht sprechen können, die Luft schmeckte ihm bitter trotz der Klimaanlage. Seine Zimmer in der Bungalow-Anlage des Hotels zeigten orientalische Pracht und Gastfreundschaft, doch Clifford Tandy konnte sich daran nicht mehr so recht erfreuen. Diese Nacht hatte es in sich, das spürte er, und er konnte sich vorstellen, dass es zu einer Entscheidung kam.
    Sie wollte ihn, sie wollte sein Blut. Ausgerechnet sie – eine Person, die es eigentlich nicht geben durfte. Die als Albtraum durch die Welt geisterte, die eigentlich um Tausende von Jahren zurück…
    Seine Gedanken brachen ab, als er ein Geräusch hörte. Leises Schaben oder Kratzen an der Wand.
    Er blickte auf seine Uhr. Noch eine Minute bis zur Tageswende.
    Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Das wäre genau die richtige Zeit gewesen, um ihn zu killen und sich an seinem Blut zu laben. Er schüttelte den Kopf. Das war ein Traum, die reinste Spinnerei.
    Wer sollte denn Interesse daran gehabt haben, ihn in eine derartige Lage zu bringen? Wirklichkeit, Traum, Einbildung?
    Tandy kam damit nicht mehr zurecht. Er war überfragt. Er wusste nicht, wohin sein Schiff noch trieb. Er hatte sie gesehen, er hatte mit ihr geschlafen. Zeo war einmalig gewesen, nun aber fürchtete er ihre schreckliche Rache.
    Warum denn? Er hatte ihr nichts getan. Nur weil sie kein richtiger Mensch war, sondern eine Blutprinzessin?
    Er schüttelte sich, als ihm dieser Begriff durch den Kopf schoss.
    Das war einfach Irrsinn, doch die Realität übertraf den Irrsinn oft genug bei weitem.
    Jemand huschte draußen durch die Nacht. Clifford Tandy schreckte hoch, als er die Schritte vernahm. Die Person versuchte nicht einmal, leise zu sein. Das konnte ihr auch nicht gelingen, denn auf den Wegen innerhalb der Anlage waren feine, weiße Kiesel verstreut worden.
    Cliff Tandy hatte sich nicht ausgezogen. Er trug die Hose, und im Bund steckte die Luger.
    Die holte er hervor, lud sie durch und lauschte dem Geräusch des zurückspringenden Schlittens.
    Okay, er war bereit!
    Tandy saß günstig. Die Türen zu den anderen beiden Räumen und dem luxuriösen Bad standen offen. Er hatte sie bewusst nicht geschlossen, um auch die leisesten Geräusche zu hören. Wurde ein Fenster geöffnet, drangen die Laute der Nacht in das Haus.
    Es war ein Irrtum, anzunehmen, dass in der Wüste nur Stille herrschte. Geräusche gab es genug.
    Viele davon kannte er, so würden ihm die fremden schon auffallen, wie eben diese Schritte, die allerdings jetzt verstummt waren, was Tandy auch nicht gefiel.
    Das größte Fenster hatte er genau im Blick. Er schaute durch die wärmedämmende Scheibe nach draußen. Dort war es nicht windstill. Die Dattelpalmen wurden von der Luft gestreichelt. Ihre langen, spitzen Blätter bewegten sich zitternd, sie schufen gleichzeitig Schatten, die über den Boden glitten und auch den großen Pool erreichten, in dem das klare Wasser schwappte.
    Wer schlich durch die Dunkelheit?
    Es konnte nur Zeo sein. Er hatte ihre Stimme genau gehört.
    Tandy war kein ängstlicher Mensch. Hier jedoch, im weit von London entfernten Ägypten, hatte er sich auf ein Abenteuer eingelassen, das seine Kräfte überschritt. Deshalb war er auch nicht allein geblieben. Er hatte einen Bekannten angerufen, der sich für übersinnliche und rätselhafte Phänomene interessierte.
    »Ich hole dein Blut!«
    Tandy schreckte hoch, schnellte von seinem Sitz ebenfalls in die Höhe, warf sich zur Seite und richtete seine Waffe schräg gegen die Decke. Diesmal hatte ihn die zischelnde Frauenstimme von der Decke her erwischt, als hätte sie dort ihr neues Versteck gefunden.
    Da schimmerte ein Gesicht!
    Tandy wollte es zuerst nicht glauben. Ein Irrtum, eine Halluzination. Niemand konnte sich dort aufhalten. Das bildete er sich alles ein. Das war kein Gesicht, das war…
    Er sah ihr Lächeln.
    Es war böse und wissend.
    Aber er schoss nicht, denn das Gesicht war urplötzlich verschwunden, wie ein
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