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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Fernsehen siehst.«
    »Wäre aber schön, wenn man überhaupt mal was sehen würde«, brummte Ed.
     
    In den Lokalnachrichten um sechs Uhr sahen sie dann doch noch etwas. Sie sahen Rettungswagen und Rollbahren und Hunderte von Polizisten, die vor einem großen Hotel in der Innenstadt herumwimmelten, während im Vordergrund ein aufgeregter Reporter den Zuschauern erklärte, einer der Stadion-Räuber habe sich als Versicherungsdetektiv ausgegeben, sei jedoch von Reverend William Archibalds Sicherheitschef entlarvt worden, worauf der Gangster etliche Menschen verletzt habe und entkommen sei. »Tja«, sagte Ed, »Parker ist eben ein harter Bursche.«
    »Und du hast gemeckert, weil ich zu unserem alten Motel gefahren bin«, erinnerte ihn Brenda.
    »Parker ist inzwischen jedenfalls weit weg«, vermutete Ed.
    »Ich wollte, das wäre ich auch«, sagte Brenda.
    »Geduld. Das kommt später. Geduld.«
     
    Der Mann am Empfang hatte gesagt, zwei Blocks weiter nach links sei ein gutes italienisches Restaurant. Dort wollten sie gegen acht Uhr essen. Auf dem Rückweg würden sie sich einen Wagen besorgen, und um zehn würden sie unterwegs sein. Um Viertel vor acht ging Brenda ins Badezimmer, um sich für das Restaurant zurechtzumachen. Zwei Minuten später kam sie stirnrunzelnd und mit ihrer Puderdose in der Hand wieder heraus. »Ed«, sagte sie, »sieh dir das mal an.«
    Er warf einen kurzen Blick auf den Spiegel. »Er ist schmutzig«, sagte er. »Ganz verschmiert.«
    »Es ist eine Nachricht. Komm her, hier ist mehr Licht.«
    Also ging er mit ihr ins Badezimmer, wo das Licht besser war. »23:00«, sagte sie. »Siehst du?«
    »Scheiße«, sagte Ed.
    »Er will, dass wir ihn abholen.«
    Eds Blick irrte umher. Sie merkte, dass ihm das nicht gefiel. »Da steht nicht, wo«, sagte er.
    »Komm schon, Ed. In dem Motel natürlich.«
    »Auf keinen Fall«, sagte er. »Bist du fertig? Dann lass uns was essen gehen.«
     
    Während des Essens stritten sie darüber. Sie beugten sich über den Tisch – Brenda zischte, Ed murmelte. Die Ober hielten es für einen Ehestreit und ließen sie in Ruhe.
    Ed hatte alle Argumente auf seiner Seite, Brenda blieb nur Beharrlichkeit. Er sagte: »Wir wissen nicht mal, wer das geschrieben hat. Es könnte auch George gewesen sein, und dann landen wir in der Scheiße.«
    »Parker hat es geschrieben, das weißt du ganz genau«, sagte Brenda. »Und er rechnet mit uns.«
    »Wenn es andersherum wäre, würde er nicht kommen und mich holen, darauf kannst du wetten. Und ich würde nicht damit rechnen.«
    »Es ist aber nicht andersherum«, erwiderte Brenda. »Du bist nicht er, sondern du, und er weiß, dass du kommen und ihn holen wirst.«
    »Dann zählt er auf dich und nicht auf mich.«
    Brenda zuckte die Schultern. »Okay.«
    »Brenda, der ganze verdammte Bundesstaat ist hinter ihm her. Wahrscheinlich haben sie ihn schon geschnappt. Und wenn sie ihn irgendwo in der Nähe des Motels geschnappt haben, werden sie sich zusammenreimen, dass er sich dort mit uns treffen wollte, und sich auf die Lauer legen. Und dann fahren wir genau in die Falle.«
    »Er wird nicht geschnappt werden«, sagte Brenda. »Er wird um elf dasein. Und wir ebenfalls.«
    »Er kann nicht mal sicher sein, dass wir seine Nachricht gelesen haben«, beharrte Ed. »Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Art, eine Botschaft zu übermitteln.«
    »Ich habe ausgecheckt«, sagte Brenda. »Das kann er rausfinden, und dann weiß er, dass ich mein Zeug geholt habe.«
    »Wir betrügen ihn ja nicht um seinen verdammten Anteil, Brenda«, sagte Ed. »Wir rufen ihn in ein, zwei Wochen an, treffen uns mit ihm und geben ihm seine Hälfte.«
    »Er will sich heute nacht mit uns treffen«, sagte Brenda, »also werden wir dasein.«
    » Warum , verdammt? Warum ein Risiko eingehen, wenn wir keins eingehen müssen?«
    »Weil es nicht das letztemal sein wird, dass du ihm begegnest«, sagte Brenda. »Du wirst wieder mit ihm arbeitenwollen. Und dann wird er dich ansehen, und was wird er sagen? ›Das ist einer, der mich rausgehauen und nicht im Stich gelassen hat‹? Oder wird er denken: ›Das ist einer, dem ich nicht mehr so recht traue‹? Was soll er sagen, Ed, wenn ihr euch das nächstemal trefft?«
    Ed lehnte sich zurück und murmelte vor sich hin. Schließlich zuckte er die Schultern, schüttelte den Kopf und ließ sich die Rechnung bringen.
    Die Kellner fanden, diese Beziehung sei wohl kaum mehr zu retten.
     
    »Ich fahre zweimal um den Block«, sagte Ed, als sie sich dem
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