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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan
Autoren: Karl May
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ERSTES KAPITEL
    Schimin der Schmied
    Nachdem ich mit Halef, Omar und Osco in Begleitung der drei Khawassen Adrianopel verlassen hatte, waren wir noch nicht lange geritten, so hörten wir Hufschlag hinter uns. Wir wendeten uns um und erblickten einen Reiter, welcher uns im Galopp einzuholen trachtete. Wir zügelten also unsere Tiere, um ihn heran zu lassen, und erkannten bald Malhem, den Türhüter Hulams. Er ritt ein schwer bepacktes Pferd, von welchem er herabsprang, als er uns erreicht hatte.
    „Sallam!“ grüßte er kurz.
    Wir gaben ihm diesen Gruß zurück und auf unsere fragend auf ihn gerichteten Blicke erklärte er mir:
    „Verzeihe, Effendi, daß ich euern eiligen Ritt unterbreche! Mein Herr gebot mir, euch zu folgen.“
    „Weshalb?“ fragte ich.
    „Um euch dieses Pferd zu bringen.“
    „Was hast du aufgeladen?“
    „Proviant und andere notwendige Dinge, die ihr vielleicht notwendig brauchen werdet.“
    „Wir sind bereits für mehrere Tage versehen!“
    „Mein Herr glaubte an die Möglichkeit, daß diejenigen, welche ihr verfolgt, von der Straße abweichen könnten. Wenn sie sich in die Berge schlagen, so findet ihr nur Futter für die Pferde, für euch aber nichts.“
    „Dein Herr ist sehr gütig; aber dies schwer bepackte Pferd ist doch nur geeignet, unsern Ritt zu verlangsamen.“
    „Ich habe es euch gebracht; ich muß gehorchen; ich kann nicht anders. Warin saghlik ile Allah jol atschliklighi – bleibt gesund; Allah gebe euch eine gute Reise!“
    Bei diesen Worten warf er dem Pferd die Zügel über den Hals, wendete sich um und rannte eiligen Laufes davon, nach der Stadt zurück.
    Sofort drehte Halef sein Pferd herum, der Stadt entgegen und fragte:
    „Soll ich ihm nach, Effendi?“
    „Wozu?“
    „Ihn festnehmen und herbringen, damit er deinen Willen erfährt!“
    „Nein, laß ihn gehen. Wir haben keine Zeit zu versäumen.“
    „Was wird da in den Decken und Matten verpackt sein?“
    „Das brauchen wir jetzt nicht zu wissen. Wir werden nachsehen, wenn es Abend geworden ist und wir wegen der Dunkelheit nicht weiter reiten können. Nimm du das Pferd am Zügel. Vorwärts wieder!“
    Der unterbrochene Ritt wurde fortgesetzt. Ich ritt voran, und die andern folgten. Es geschah dies aus dem Grund, weil ich nach Spuren suchen mußte, obgleich es kaum denkbar war, daß solche zu finden seien.
    Der Weg war, obgleich keine Straße zu nennen, doch leidlich belebt. Der kleine Hadschi hatte ganz recht gehabt, als er sagte, daß hier die Fährte eines Verfolgten nicht so leicht zu entdecken sei, als in der Sahara. Darum richtete ich mein Augenmerk auch nicht auf den Weg selbst, sondern auf den Rand desselben, welcher dem Flußufer entgegen lag. So lange ich nicht die Spuren fand, daß drei Reiter von der Richtung, welche wir verfolgten, abgewichen seien, konnte ich ziemlich sicher sein, daß wir die Verfolgten vor uns hatten.
    Es begegneten uns Reiter, schwerfällige Wagen und Fußgänger, doch richtete ich an niemand eine Frage. Da die Flüchtigen bereits am vorigen Abend hier geritten waren, konnte keiner der uns Begegnenden sie getroffen haben.
    Auch an den kleinen Häusergruppen, welche wir passierten, hielt ich nicht an, da hier keine Wege abzweigten, welche Barud el Amasat hätte einschlagen können. Aber als wir eine kleine Ortschaft erreichten, Bu-kiöj genannt, von welcher einige Pfade zur Seite liefen, hielt ich an und fragte den ersten, den ich traf:
    „Sallam! Gibt es in diesem Ort, den Allah segnen möge, vielleicht einen Bekdschi (Nachtwächter)?“
    Der Gefragte trug einen riesigen Sarras an der Seite, einen fürchterlichen Knüppel in der Rechten, hatte über den Fez ein Tuch geschlagen, welches früher jedenfalls eine Farbe gehabt hatte, jetzt aber nur so vom Schmutz starrte, und ging – barfuß. Er betrachtete mich eine ganze Weile und schickte sich dann an, diese eingehende Beobachtung auch über die anderen ergehen zu lassen.
    „Nun?“ bemerkte ich ungeduldig.
    „Sabr, sabr – Geduld, nur Geduld!“ antwortete er.
    Er stützte sich auf seinen Stock und begann die Gestalt des kleinen Hadschi einer eingehenden Besichtigung zu unterwerfen. Halef Omar aber langte nun mit der Hand nach den Sattelösen, zog seine Peitsche hervor und fragte:
    „Kennst du vielleicht dieses Ding hier?“
    Der Gefragte warf sich in Positur, griff an den Säbel und antworte:
    „Kennst du dieses hier, Kleiner?“
    Kleiner! Kein anderes Wort hätte Halef Omar so wie dieses beleidigen können. Er holte
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