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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
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dann gehen wir rauf und warten. Wenn wir ihm gut einheizen, wird er kommen und uns besuchen.«
    Parker sah zu, während sie den Abfall zu einem kleinen Haufen in der Mitte des Zimmers aufschichteten. Liss benutzte Quinderos Zeitung, um das Feuer in Gang zu bringen, und blieb so lange stehen, bis einige Lumpen und Holzstücke ebenfalls brannten. Dann blickte er sich um und rief: »Parker! Was immer du vorhast – es wird nicht funktionieren. Komm raus.«
    Mit gedämpfter Stimme sagte Quindero: »Er muss uns vorhin belauscht haben, als wir darüber geredet haben, was wir jetzt machen sollen.«
    »Halt’s Maul, Ralph«, sagte Liss beinahe gedankenverloren. »Wir haben nichts gesagt, was er nicht ohnehin schon wusste.« Er hatte jetzt den eigenen Revolver in der rechten und Thorsens Automatik in der linken Hand. »Gut, das Feuer brennt«, sagte er. »Zeit, nach oben zu gehen. Du bleibst erst mal hier und passt auf, ob er raufkommt. Wenn ich halb oben bin, kommst du nach.«
    »Okay.«
    Parker wartete in der Küche, während Liss die Treppe zum obersten Stock hinaufging und beinahe sofort verschwand. Quindero stand da und starrte auf die nach unten führende Treppe, bis Liss ihn rief. »Komm rauf.«
    »Ich sehe ihn nicht«, sagte Quindero.
    »Er wird schon kommen«, sagte Liss. »Na los.«
    In dem Augenblick, als Quindero sich umdrehte, um ihm zu folgen, kam Parker aus der Küche. Den Balken hoch über der rechten Schulter erhoben, stürmte er durch das Esszimmer, in dem das Feuer seinen Schatten an die Wände warf, und erreichte Quindero, als dieser erst auf der dritten Stufe war.
    »Ralph!« schrie Liss. »Runter!«
    Doch Quindero war zu langsam. Er ließ sich nicht zu Boden fallen, wie Liss es wollte, sondern fuhr, den Mund aufgerissen, herum, so dass der Balken ihn nicht am Hinterkopf, sondern am linken Ohr und an der Wange traf.
    Liss schoss dennoch. Die Kugel traf Quinderos rechtes Schulterblatt und wirbelte ihn noch mehr herum. Benommen und halb bewusstlos, wäre Quindero zu Boden gegangen, wenn Parker ihn nicht mit dem linken Arm gepackt und wie einen Schutzschild vor sich gehalten hätte, wie Liss es im Krankenhaus getan hatte. Der Unterschied war, dass Liss sich nicht um Schutzschilde kümmerte. Er schoss noch dreimal und versuchte, Parker zu treffen – ganz egal, ob an Quindero vorbei oder durch ihn hindurch.
    Parker spürte, dass Quindero mehrmals getroffen wurde und in sich zusammensackte. Mit der Hand, die den Winkel umklammert hielt, presste er Quindero an sich und wich rasch von der Treppe zurück, wobei er den Leichnam hinter sich herzog. In der Mitte des Raums warf er ihn auf das Feuer, in der Hoffnung, es zu ersticken oder wenigstens das Licht zu reduzieren.
    Liss würde herunterkommen, also musste Parker hinaufgehen. Nach unten führte nur eine einzige Treppe, dort säße er in der Falle. In der obersten Etage, wo alle Fenster mitSperrholz abgedeckt waren, gab es praktisch kein Licht. Ein Holzbalken, ein Winkel und Dunkelheit – das war alles, was er hatte. Liss hatte zwei Pistolen.

ZWÖLF
    Parker schlich die Treppe hinauf in die Dunkelheit der obersten Etage. Er hielt inne und lauschte, hörte aber nichts. Wahrscheinlich tat Liss gerade das gleiche. Aber wo? War er hinuntergegangen, wo es hell war und er sich sicherer fühlen konnte? Oder war er noch hier oben?
    Er wartete, die Hand an die Trennwand gelegt, und versuchte, in der Finsternis irgendwelche Umrisse auszumachen. Vor ihm, wo die Haupttreppe sein musste, war es ganz dunkel – nur hier und da waren die Ritzen zwischen den Sperrholzplatten als blassgraue Linien zu erkennen.
    Ganz langsam bewegte Parker sich an der Trennwand entlang nach rechts. Er wollte einen großen Bogen schlagen, um auf die andere Seite der Haupttreppe zu gelangen. Dann könnte er hinunterspähen – vielleicht hob sich Liss gegen das Licht dort unten ab.
    Zwei Schüsse hier oben, die kurz hintereinander in dem großen leeren Raum widerhallten. Dann ein dritter aus einer anderen Waffe. Die Kugel schlug links von Parkers Schulter in die Wand. Im Widerschein des Mündungsfeuers hatte er Liss am Kopf der Treppe stehen sehen. Dann verstand er, was Liss tat: Er feuerte mit dem Revolver ziellos irgendwohin, damit das Mündungsfeuer den Raum erhellte, und schoss dann mit Thorsens Automatik, sobald er Parker entdeckt hatte.
    Parker duckte sich und eilte an der Wand entlang. Zwei weitere Schüsse, aus jeder Waffe einer, und er hörte eineKugel über seinem Kopf einschlagen. Die
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