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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Motel näherten, »und wenn er nicht auftaucht, lassen wir’s.«
    »Er kennt den Wagen nicht, Ed.«
    Das stimmte. Es war ein schwarzer Honda aus einer Nebenstraße nicht weit von dem Restaurant, wo sie gegessen hatten. Doch Ed hatte nicht vor anzuhalten und war nicht bereit, darüber zu diskutieren. »Ich werde keine Zielscheibe abgeben«, sagte er.
    »In dem Block hinter dem Motel ist eine Kirche«, sagte Brenda. »Lass mich dort aussteigen, fahr ein bisschen herum und hol mich in fünf Minuten ab.«
    Ed gefiel das ganz und gar nicht, aber Brenda hatte einen Entschluss gefasst und würde ihn nicht ändern, und so sagte er: »Na gut, fünf Minuten. Aber wenn er nicht da ist, fahren wir. Wir werden nicht auf ihn warten.«
    »Natürlich«, sagte Brenda. »Er hat elf Uhr geschrieben. Wenn er um elf nicht da ist, haben wir getan, was wir konnten, und hauen ab.«
    »Endlich wirst du vernünftig«, sagte Ed und hielt vor der Kirche.
     
    Der kürzeste Weg zur Hauptstraße und zu dem Motel führte über den kleinen Friedhof neben der Kirche. Brenda entschied sich für den längeren Weg an der Straße entlang und verlangsamte ihre Schritte, als sie sich dem langgestreckten Gebäude näherte, vor dem in Abständen ein halbes Dutzend Wagen standen. Auf der Hauptstraße herrschte Verkehr, doch sie war die einzige Fußgängerin weit und breit, und am Straßenrand parkten keine Fahrzeuge. Komm schon, Parker, dachte sie, lass mich nicht wie eine Idiotin dastehen. Wenn ich ohne dich zurückkomme, wird mir Ed auf dem ganzen Rückweg nach Baltimore erzählen, wie recht er hatte.
    Sie ging langsam am Eingang zum Empfang des Motels vorbei, als führte sie an dieser Hauptstraße, wo sonst niemand unterwegs war, ihren Hund aus – nur dass sie keinen Hund hatte. Hinter ihr wurde die Tür geöffnet und fiel wieder ins Schloss, und sie dachte: Verdammter Mist! Ed, würdest du jetzt bitte kommen?
    Die Stimme hinter ihr klang sanft und gar nicht bedrohlich. »Miss? Einen Moment bitte. Miss?«
    Sie drehte sich um. Der Mann war in Zivil, aber eindeutig ein Bulle. Groß und stämmig, mit einem offenen Regenmantel und so einem arroganten Lächeln. »Ja?« sagte sie.
    »Detective Lew Calavecci«, sagte der stämmige Mann und klappte ein Lederetui mit einem Abzeichen auf. »Kriminalpolizei.«
    Sei höflich, sei eine ganz normale Bürgerin, hab keine Angst. »Ja?«
    »Könnte ich mal Ihren Ausweis sehen, Miss?«
    Sei eine normale Bürgerin, die ihre Rechte kennt. Sei höflich, aber bestimmt. »Warum?«
    Er grinste, und sein Gesicht veränderte sich plötzlich, als wäre ihm gerade ein schmutziger Witz eingefallen. »Ach,kommen Sie«, sagte er. »Ich hab Ihnen meinen gezeigt, jetzt zeigen Sie mir Ihren.«
    »Das könnte ich natürlich«, sagte sie und fragte sich, ob eine normale Bürgerin jetzt empört oder eingeschüchtert wäre, »aber ich verstehe nicht ganz –«
    »Ja, Sie sind’s«, sagte Detective Calavecci und grinste über das ganze Gesicht.
    Ed, wo bist du? Komm schon, Ed. »Was bin ich? Was meinen Sie damit?«
    »Drei Männer und eine Frau«, sagte Calavecci. »Als wir den anderen Clowns endlich zugehört haben. Und die Frau ist noch mal hergekommen und hat ihr Zeug geholt. Damit hatte niemand gerechnet. Sie segeln hart am Wind, Miss.«
    Empört: »Ich weiß nicht, was Sie –«
    Calavecci zog Handschellen aus der Regenmanteltasche. »Strecken Sie mal die Hände aus.«
    »Aber … ich habe …«
    »Sie könnten natürlich auch weglaufen«, sagte Calavecci, »dann könnte ich Sie anschießen. Mir persönlich würde das gefallen, so könnte ich ein bisschen Dampf ablassen. Denn ich bin ja ganz allein hier – keiner könnte sagen, es wäre unverhältnismäßig gewesen.«
    »Detective, bitte, ich weiß nicht –«
    »Ich brauche Sie«, sagte er mit unvermittelter Heftigkeit. »Die haben mir den Fall abgenommen und mich nach Hause geschickt, aber ich kann immer noch alles in Ordnung bringen. Ich hatte einen Scheißtag, ich habe ein paar … Aber das hier macht alles wieder gut. Ich hatte recht. Ich wusste, sie würden zurückkommen. Und jetzt sind Sie gekommen. Strecken Sie die Hände aus, verdammt noch mal!«
    »Lew!«
    Sie fuhren beide herum. Jemand stieg aus einem derWagen, die vor dem Motel geparkt waren. »Ich muss mit Ihnen reden, Lew«, sagte er, richtete sich auf und kam auf sie zu. Es war Parker.
    Calavecci starrte ihn mit offenem Mund an. »Sie! Sie sind ein toter Mann!«
    In seiner Eile, an den Revolver im Schulterholster zu
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