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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Einschüsse kamen näher. Es war ein gutes System, es würde funktionieren: Liss feuerte einen ungezielten Schuss ab, um etwas zu sehen, und dann einen gezielten, um ihn zu treffen.
    Parker blieb stehen, ging ein, zwei Meter zurück und warf den Balken dorthin, wo das Mündungsfeuer gewesen war. Dann rannte er darauf zu. Er hörte Liss aufschreien, als der Balken ihn traf, orientierte sich daran und war dem Lichtblitz ganz nah, als Liss wieder einen Schuss abgab, um ihn sehen zu können. Er sah noch das Nachbild von Liss’ starrendem Gesicht, als er sich tief bückte und unter dem zweiten Schuss hindurch nach vorn gegen Liss’ Beine warf.
    Sie gingen beide zu Boden. Parker packte, was ihm gerade unter die Finger kam, Liss schwang die Pistole in der rechten Hand. Parker stach mehrmals mit dem Winkel zu, und Liss schrie auf. Eine der beiden Waffen schlitterte über den Boden. Immer wieder hackte Parker mit dem Winkel auf das Bein ein und arbeitete sich vor, als erkletterte er einen steilen Hügel. Liss schrie wieder, trat verzweifelt nach Parker und befreite sich aus seinem Griff.
    Parker setzte sich auf und hörte Liss die Treppe hinunterfallen. Auf Händen und Knien rutschte er zum Kopf der Treppe und sah Liss’ massige Gestalt durch das Esszimmer davonkriechen.
    Das Feuer auf dem Boden war erloschen. Nach dem Geruch zu schließen, hatte es Quinderos Leichnam zuvor noch ein wenig versengt.
    Parker saß ganz still da und versuchte sich zu erinnern. Er hatte gehört, wie eine der Waffen über den Boden geglitten war. In welche Richtung? Jedenfalls nicht die Treppe hinunter. Nach links? Ja, irgendwo links.
    Er kroch in diese Richtung und tastete dabei mit den Händenüber den Boden. Unten war es still, aber Liss war nicht erledigt, noch nicht. Wo war die Pistole? Wo war sie bloß?
    Da. Parkers Hand berührte sie, er hob sie auf. Es war Thorsens Automatik. Wie viele Patronen waren noch darin? Drei, höchstens vier.
    Er hatte Liss verletzt, soviel war klar, aber er wusste nicht, wie schwer. Konnte Liss noch kämpfen? Kam er auf der anderen Treppe nach oben oder hatte er sich zu seinem Platz unter dem Fenster zurückgezogen? Würde er vielleicht versuchen, das Feuer wieder in Gang zu bringen?
    Auf Händen und Knien kroch Parker zurück zum Kopf der Treppe. Von unten hörte er schleifende Geräusche, doch Liss konnte er nicht sehen. Er schob sich auf dem Bauch, den Kopf voran, die Treppe hinunter und stützte sich dabei, um nicht abzurutschen, mit den Ellbogen auf den Stufen ab. Unten angekommen, sah er zu den Fenstern, doch dort war Liss nicht. Er sah in die andere Richtung – auch da war nichts. Langsam glitt er von der Treppe auf den Boden.
    Er wollte gerade auf Händen und Knien weiterkriechen, als Liss’ Kopf, sein Arm und der Revolver direkt oberhalb der Stufen zur nächsten Etage erschienen. Dort hatte er, durch die Treppe gedeckt, gekauert. Er schoss, doch Parker hatte sich schon beim ersten Geräusch flach auf den Bauch gelegt. Die Kugel schlug in die Wand hinter ihm ein. Er wälzte sich herum und feuerte auf Liss’ Gesicht, verfehlte es aber.
    Er rollte sich nach links und richtete sich halb auf, und wieder erschien Liss auf den Stufen, zielte und schoss.
    Sie hörten beide das Klicken.
    Liss stieß einen leisen, erstickten Laut aus und verschwand. Parker sprang auf und rannte durch den Raum, er konnte gerade noch Liss’ fliehende Gestalt am Fuß der Treppe sehen. Er schoss darauf, traf aber nicht, und Liss huschte davon.
    Parker lief die Treppe hinunter. Diese Etage war ein kleines Labyrinth aus Schlafzimmern und Bädern, und hier war auch der Schrank, in dem Parker eingesperrt gewesen war. Parker blieb, Thorsens Automatik in der Hand, am Fuß der Treppe stehen und lauschte. Früher oder später würde er Liss atmen hören.
    »Parker.«
    Das kam von rechts und klang, als hätte Liss sich in einem der Räume versteckt, die von diesem Korridor abgingen. Parker wandte sich in diese Richtung und wartete.
    »Parker, ich bin verletzt.«
    Parker machte zwei rasche Schritte vorwärts, während Liss sprach, und blieb dann wieder stehen.
    »Ich will nur raus hier. Parker? Nimm den Wagen, wenn du willst. Lass uns aufhören. Wir werden uns nur gegenseitig fertigmachen. Lass uns aufhören.«
    Parker bewegte sich, wenn Liss sprach, und blieb stehen, wenn er innehielt. Er hatte jetzt die Türöffnung erreicht. Liss war auf der anderen Seite, im Dunkeln.
    »Parker, warum sollten wir – Du Schwein, du bist schon
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