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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hier!«
    Im Korridor musste ein Lichtschimmer gewesen sein, den Parker nun mit seinem Körper verdeckte. Liss stürzte sich unvermittelt auf ihn, schlug und trat auf ihn ein und versuchte, an ihm vorbeizukommen. Parker stieß ihn von sich, um besser schießen zu können, aber Liss rannte durch den Korridor davon. Parker schoss in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
    Sie hörten beide das Klicken.
    Stille. Parker packte die Automatik am Lauf. Was würde Liss jetzt tun?
    »Parker? Parker, hör zu: Wir sind am Ende, alle beide. Lassuns aufhören. Wir haben beide keinen Schuss mehr. Komm, wir vergessen die Sache, es ist vorbei.«
    Während Liss redete, war Parker weitergegangen, und nun schlug er mit dem Kolben der Pistole dorthin, woher die Stimme gekommen war. Er traf etwas, etwas Festes, etwas, das zuckte. Liss schrie auf und sprang zurück, und plötzlich taumelte er und fiel die letzte Treppe hinunter, die zum Arbeitszimmer führte.
    Parker blieb an der obersten Stufe stehen und hörte Liss dort unten stöhnen und fluchen. Ganz unten. Wo es keinen Ausweg mehr gab.
    Zeit, hinunterzugehen und die Sache zu Ende zu bringen.

DREIZEHN
    Der Mond stand jetzt höher, nur ein schmaler Streifen seines silbrigen Lichts schien in das Arbeitszimmer und lag als hellgraues Band auf dem Boden entlang dem Fenster. Auf diesem Streifen stand Liss, keuchend, zusammengekrümmt, den rechten Arm schützend an den verwundeten Bauch gedrückt.
    Parker ging die Treppe hinunter und blieb im Dunkeln stehen. Liss konnte ihn nicht sehen, blickte aber dorthin, wo Parker sein musste, und sagte: »Ich bin am Ende, Parker. Lass mich einfach hier.«
    »Das habe ich vor«, sagte Parker und machte einen Schritt auf ihn zu.
    Liss wedelte abwehrend mit der Linken. Sein Atem ging schwer und stoßweise, er krümmte sich noch mehr zusammen. »Hör auf!« rief er. »Du kriegst das Geld, du kriegst alles. Hör doch auf!«
    »Wenn ich dich hierlasse«, sagte Parker, »verkaufst du mich für einen Strafnachlass an die Bullen.«
    »Dann nimm mich mit. Nicht zum Geld – bloß weg von hier.«
    »Ich brauche dich nicht«, sagte Parker und griff nach ihm, und Liss schwang das Messer, das er unter der rechten Hand und dem Unterarm verborgen an den Körper gedrückt hatte. Ein Springmesser mit zehn Zentimeter langer Klinge.
    Parker sprang zurück, und das Messer schlitzte Hemd und Haut unterhalb des Herzens auf und traf eine Rippe. Parkertrat nach Liss’ Knie, musste aber zurückweichen, als Liss erneut angriff.
    Parker hielt noch immer den Lauf der Automatik in der Hand, aber gegen das Messer würde sie ihm nicht viel nützen. Um damit zuzuschlagen, musste er näher an Liss heran, und dann war er in Reichweite des Messers.
    Sie bewegten sich sprunghaft und machten kurze Pausen, wichen ins Dunkel zurück, fort von dem Lichtstreifen unter dem Fenster. Das Messer schimmerte schwach, es schwang hin und her wie eine Wünschelrute, eine Wünschelrute auf der Suche nach Blut.
    Parker hielt inne, und Liss griff an. Parker schlug mit der Automatik nach Liss’ Handgelenk, streifte es aber nur und musste wieder zurückweichen.
    In dem großen Raum umkreisten sie einander langsam. Liss machte unvermittelte Ausfälle und versuchte, Parker das Messer in die Rippen zu stoßen. Parker wich ein dutzendmal aus, aber Liss brachte ihm zwei weitere Schnitte bei und dann noch einen.
    Parker stand mit dem Rücken zum Fenster. Es gab hier unten nichts, was er hätte gebrauchen können, keinen Abfall auf dem Boden, nichts, was er als Waffe hätte verwenden können. Und Liss setzte ihm immer mehr zu und versuchte, ihn in die Ecke zu treiben, wo zur Linken die Wand und zur Rechten das Fenster war.
    Das konnte er nicht zulassen. Liss durfte ihn nicht in die Ecke drängen. Noch war er ein Stück vom Fenster entfernt, noch war Zeit. Er täuschte nach links und dann nach rechts an und warf die Pistole nach Liss’ Kopf. Als dieser sich duckte, sprang er vor, packte Liss mit beiden Händen am Hemd und ließ sich rücklings fallen. Er rollte auf dem Rücken ab und zog dabei die Füße hoch, die Liss im Schritt trafen und ihn,zusammen mit dem Doppelgriff an seinem Hemd, unerbittlich nach oben und vorn hoben. Liss stach verzweifelt nach Parkers Unterarmen, während der ihn kopfüber durch die Luft und mit einem gewaltigen Klirren durch das Fenster schleuderte.
    Rasch wälzte sich Parker fort vom Fenster und den herabfallenden Splittern. Ein Schrei erklang in der kühlen Abendluft und
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