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Vampire trinken ex

Vampire trinken ex

Titel: Vampire trinken ex
Autoren: Carter Brown
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schreien
aufgehört. In embryonaler Haltung zusammengekauert, lag sie auf dem Boden, die
Augen fest zugekniffen, den rechten Daumen im Mund. Sie lag immer noch so, als
ich eine halbe Stunde später mit der Polizei in den Keller zurückkehrte.
    Arlen war tot. Ich hatte zu
hart zugeschlagen und ihm das Genick gebrochen. In dem Maß, in dem sich die
Leichen häuften, nahm das Wohlwollen des Leutnants ab. Dann aber kam der
Ausgleich. Fran Griersons Erinnerung an die
Ereignisse war wesentlich klarer, als ich für möglich gehalten hätte. Es war
nicht zu bestreiten, daß ihre Schwester mindestens seit drei bis vier Tagen tot
war. Die Auffindung des Films in Rolfes Wagen war ein weiterer Pluspunkt für
mich. Später, viel später, erwachte Chastity aus
ihrem katatonischen Zustand und begann zu reden. Man mußte ihr schließlich eine
Injektion geben, um sie zum Schweigen zu bringen. Und natürlich war auch noch Mrs. Delgardo da.
    Ich wollte alles schnellstens
vergessen. Der ganze Presserummel hatte mir nicht gutgetan, fand ich. Ein
wirklich gescheiter Detektiv hätte alles vorausgesehen und nicht zugelassen,
daß es so weit kam. Nur ein Spatzenhirn wie Holman konnte vernagelt genug sein, das Licht erst zu sehen, als es schon zu spät war.
Und ebenso schlimm war die Tatsache, daß Horace Chase, mein Auftraggeber, tot
war. Tote Auftraggeber zahlen nicht.
    Etwa drei Wochen später hatte
sich die allgemeine Aufregung gelegt, und ich hoffte, man würde die Geschichte
allmählich vergessen. Das Klügste, dachte ich mir, wäre es, irgendwo außerhalb
von Kalifornien einen langen Urlaub zu machen, dann zurückzukehren und sowohl
Namen als auch Beruf zu wechseln.
    Es war ein milder, warmer
Sommerabend. Am samtschwarzen Himmel hing ein Mond, wie er sonst nur Verliebten
leuchtet. Ich paddelte träge in meinem Schwimmbecken herum, stieg aus, wickelte
mich in meinen Bademantel und ging ins Haus zurück. Ich mixte mir einen langen
Drink und setzte mich nieder, um ihn zu genießen. Da läutete es.
    Die Frau, die auf der vorderen
Veranda meines Hauses stand, war blond. Das honigfarbene Haar war glatt aus der
Stirn gekämmt, so daß es sich eng um ihren Kopf schmiegte. Im Nacken war es von
einer Spange zusammengehalten. Die Augen, leuchtend blau, blitzten ungeduldig;
die Nase war gerade und aristokratisch, der volle Mund eine lockende
Herausforderung. Sie trug eines jener Mikrominikleider, die ein Mädchen nackter
erscheinen lassen als völlige Ausgezogenbeit .
    »Ich habe Fern jetzt endlich
begraben, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will«, erklärte sie
kleinlaut. »Sie war immerhin meine Schwester, und jetzt ist sie tot; ich habe
mich endlich mit der Tatsache abgefunden. Jetzt muß ich an mich selbst denken.
Die Trauerzeit ist vorüber .«
    »Ich weiß, was du meinst,
Fran«, erwiderte ich.
    »Ich habe dich seit jener Nacht
nicht mehr gesehen«, fuhr sie fort. »Ich glaube, du hast mir damals das Leben
gerettet, aber das schien mir ganz unwichtig .«
    »Das einzige, was mir in jener
Nacht wichtig schien, war, mein eigenes Leben zu retten«, gestand ich
aufrichtig.
    »Aber jetzt will ich wieder an
mich selbst denken, mein eigenes Leben führen, und deshalb mußte ich zu dir
kommen«, erklärte sie. »Und wenn du nicht so entsetzlich schlechte Manieren
hättest, dann würdest du mich hereinbitten und mich nicht hier auf der Veranda
stehenlassen .«
    »Bitte komm herein«, forderte
ich sie auf.
    Sie ging rasch an mir vorbei
ins Wohnzimmer, und als ich ihr nachkam, war sie schon dabei, sich etwas zu
trinken zu machen.
    »Ich weiß noch nicht, wie ich
mein Leben in Zukunft gestalten will«, bemerkte sie, »aber ich weiß, wie ich es jetzt gestalten will .«
    »Ja ?« erkundigte ich mich im Konversationston.
    »Ganz à la Holman «,
erklärte sie. »Mit viel Alkohol und viel Sex. Deshalb werde ich jetzt ein paar
Gläser trinken, dann meine Kleider ausziehen und mich von dir verführen lassen .« Sie spülte einen Schluck Whisky hinunter. » Heute nacht und morgen früh auch .«
    »Hast du dir das auch gut
überlegt ?« fragte ich. »Ich möchte schließlich nicht
beschuldigt werden, die Situation ausgenutzt zu haben .«
    »Blödsinn !« sagte sie.
    »Es ist mir ernst«, versetzte
ich mit dem bißchen Würde, das mir geblieben war.
    Sie nahm ihr Glas und
verschwand in Richtung Schlafzimmer. Ich kippte eilig den Rest meines Drinks
und mixte mir noch eiliger einen zweiten. Fran erschien wieder, ehe mir Zeit
geblieben war, das Glas zu
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