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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Kuss auf die Wange und verschwand in der Diele.
    „Okay, bis dann“, sagte Sam und lächelte. Es ging ihm inzwischen besser, weil er sich durch den Kontakt mit Liz nicht mehr so außen vor fühlte. Manchmal flammte der Liebeskummer noch in ihm auf, aber sein neues Leben bot viel Aufregung und Abwechselung, sodass er oft nicht daran dachte. Laine und Bill würden zusammenbleiben und aus Gründen, die Sam einfach nicht einleuchteten, konnte Laine so nicht seine „feste Freundin“ sein, obwohl er noch ihr Meeresfreund war. Sam fand, dass die Menschen es sich unnötig schwer machten mit ihren verrückten Regeln.
     Er nahm die Salatschüssel – vorsichtig, denn Glas konnte kaputt gehen – und stellte sie ins warme Spülwasser. Er ließ den Spüllappen über das Glas gleiten.
    „Na Sam? Spülst du schon wieder ab?“, fragte George von der Tür aus. Sam drehte sich um.
    „Ja, aber Laine hat alles eingeräumt.“
    „Schon gut, du musst sie nicht verteidigen“, sagte George. „Ich wollte nur mal nach dir sehen. Geht es dir gut?“
    „Ja“, sagte Sam und ließ klares Wasser über die Schüssel laufen, um den Schaum abzuspülen. Er nahm ein Tuch und trocknete die Schüssel ab. George wartete, bis er fertig war.
    „Vorhin beim Essen, das habe ich nicht so gemeint, dass Laine meine Tochter ist und du nicht mein Sohn. Das weißt du, nicht wahr?“
    Sam sah zu Boden und nickte.
    George trat auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Man musste kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass Sam einen Ersatzvater suchte, und dass er George dazu auserkoren hatte. Er litt unsäglich unter dem Tod seines Vaters und George war bereit, ihm jeden Trost zu geben, den er leisten konnte. Sam schmiegte sich in Georges Arme und seufzte leise. George strich ihm über den Kopf.
    „Sollen wir eine Partie Schach spielen?“
    Sam lächelte glücklich. „Ja, wahnsinnig gern. Aber ich wische noch den Tisch ab. Ich bin damit dran.“
    „Tu das“, sagte George und verließ lächelnd die Küche. Er fragte sich, wie lange Sams Begeisterung für Haushaltsdinge noch anhalten würde. George ging ins Wohnzimmer, um das Schachbrett zu holen. Vivian lag auf dem Sofa und las eine Zeitschrift.
    „Pause?“, fragte George seine Frau und öffnete den Schrank.
    „Arbeitslos“, sagte Vivian. „Ich wollte heute die Fenster putzen, aber sieh mal.“ Sie nickte zu der spiegelblanken Glasveranda.
    „Hat Sam den Glasreiniger entdeckt?“, fragte George.
    „Ja“, sagte Vivian. „Nicht nur das. Er hat auch ‚Schaum hergestellt’ und das Bad saubergemacht.“
    George musste lachen. „Ist doch schön.“ Er nahm die Kiste mit den Schachfiguren aus dem Schrank.
    „Ja, ich wünschte, unsere Tochter würde sich da mal ne hauchdünne Scheibe von abschneiden. Die stellt den Schaum höchstens in der Badewanne her.“
    Sam betrat das Wohnzimmer und blieb an der Tür stehen, als er Vivian sah. Er wusste, dass sie Georges Frau war und dass Mann und Frau manchmal gerne allein waren.
    „Du kannst reinkommen, Sam“, sagte Vivian herzlich, die ihm seine Zweifel anmerkte.
    Plötzlich hatte Sam einen Einfall.
    Es war ein Wagnis, aber …
    „Soll ich euch einen Kaffee machen?“, fragte er.
    George und Vivian sahen sich an. Vivians Gesicht wirkte ein wenig besorgt, aber George nickte.
    „Das ist eine gute Idee. Ich habe wirklich Lust auf einen Kaffee.“
    Sam verschwand Richtung Küche.
    „Meinst du, ich soll …?“
    Vivian machte Anstalten, aufzustehen.
    „Auf keinen Fall, lass ihn machen“, sagte George.
    Zehn Minuten später erschien Sam mit einem Tablett, auf dem er zwei Tassen, die Kaffeekanne, Milch und Zucker transportierte.
    Vivian und George lobten ihn in angemessenem Umfang und Sam bebte vor Stolz. George kostete den Kaffee und er war wirklich okay. Sam saß mit roten Wangen bei seinen Menschen auf dem Sofa.
    „Ich fahre später noch zur Küste und hole Wasser für deinen kleinen Pool“, sagte George.
    Sam warf Vivian einen Blick zu. Sie hatte ihn noch nie ohne Beine gesehen.
    „Du brauchst nicht nervös zu sein“, sagte George. „Alles wird gut werden.“
     
     
    Am frühen Abend kam Bill mit Laine vorbei. Er half George, das viele Wasser in das Schwimmbecken zu füllen. Nach getaner Arbeit genehmigten sich die beiden ein Bier in der Küche. Sam kam herein und nahm sich ein Glas aus dem Regal. Er schenkte sich Wasser aus einer Flasche ein, die für ihn reserviert war und Meerwasser enthielt.
    Laine schmierte sich ein Sandwich auf der Anrichte.
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