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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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wirklich sehr falsch!“, kicherte Sam, der Mrs. Mason schon beim Nachbarschaftsstreit mit Mrs. Litwack beobachtet hatte, und George lachte noch lauter.
    „Hast du denn aus deinem Fehler gelernt?“, fragte Sam.
    „Aber sicher! Die kommt mir nicht mehr ins Haus!“, sagte George.
    Sam lachte wieder.
    „Danke, George, vielen Dank, dass ich hier sein darf.“
    „Das ist doch selbstverständlich“, sagte George.
    Vivian steckte den Kopf zur Tür herein.
    „Essen ist fertig. Kommt ihr?“
    Sam sah zu George, was er entscheiden würde.
    „Wir sind sofort da“, sagte George.
    Kurz darauf saßen George, Vivian und Sam am Tisch. Sam saß George zur Rechten, wenn er bei den Cunnings aß. Vivian ließ gerade die Schüssel mit den Kartoffeln herumgehen, als sie die Haustür hörten. Laine kam nach Hause. Man hörte, wie sie die Schultasche in die Diele warf und dann aufs Gäste-WC ging, um sich die Hände zu waschen. Dann kam sie in die Küche und setzte sich schwungvoll hin.
    „Hallo, ihr alle. Oh, das sieht aber lecker aus.“ Laine griff nach der Kartoffelschüssel.
    „Hallo“, sagte Sam zu ihr.
    „Wie war dein Mathetest?“, fragte George.
    „Ging so“, sagte Laine und goss Soße auf ihre Kartoffeln.
    „Ging so. Aha“, sagte George. Sam sah von seinem Teller auf. Er spürte, dass George verärgert war. Sam überlegte kurz, ob er etwas falsch gemacht hatte, aber George sah Laine an.
    „Weißt du“, sprach George weiter, „ich bin gestern sehr spät nach Hause gekommen. Wir hatten da nen schwierigen Fall. Muss so halb zwei gewesen sein. In deinem Zimmer war noch Licht und du hast telefoniert. Mit Bill, sehr wahrscheinlich.“
    Laine sah auf ihren Teller und sagte nichts.
    „Ab jetzt steht das Telefon still. Und zwar ab acht Uhr abends, wenn am nächsten Tag Schule ist. Du kannst telefonieren, wenn du Ferien hast, am Wochenende und tagsüber. Nachts wird geschlafen, vor allem, wenn ein Test ansteht“, sagte George.
    Laine zog einen Flunsch. „Sam ist jünger als ich und ist auch oft nachts auf. Das weiß ich“, sagte sie motzig.
    „Ja“, sagte George. „Aber du bist meine Tochter und Sam ist ...“ Er verstummte.
    Sam hatte aufgehört zu essen und sah ihn mit großen, grünen Augen an. Die Worte ist nicht mein Sohn hingen eine Sekunde in der Luft.
    „... jemand, der seinen eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus hat. Außerdem geht er nicht zur Schule. Ich diskutiere das nicht mit dir. Ende. Iss weiter, Sam. Alles ist gut.“
     
    Sam gehorchte, aber er schien den Appetit ein wenig verloren zu haben.
    „Wer ist denn dran mit Abräumen?“, fragte Vivian in die Runde.
    „Ich möchte!“, sagte Sam sofort.
    „Nein“, sagte George. „Ich glaube, Laine ist dran. Sam räumt schon ab, solange ich denken kann. Laine ist dran.“
    Sam und Laine senkten enttäuscht die Köpfe.
    „Ich wollte sofort nach dem Essen zu Bill“, sagte Laine.
    „Vergiss es. Erst wird abgeräumt“, sagte George streng. „Laine räumt ab und Sam darf den SpülmaschinenTab einlegen und den Knopf drücken.“ Er wusste, dass das für Sam das Highlight war, aber er wollte nicht, dass seine etwas haushaltsfaule Tochter Sams Begeisterung für sich ausnutzte.
     
     
    Laine stellte seufzend benutzte Teller und Schüsseln in die Spülmaschine. Sam drehte die Mischbatterie auf und sah zu, wie Wasser in das Spülbecken floss. Er nahm die Spülmittelflasche und gab einen Spritzer in das Wasser. Jetzt würden sich gleich Blasen auf der Oberfläche bilden. Sam liebte das. Er rührte mit der Hand im Wasser umher, um Schaum herzustellen. Man musste immer erst Schaum herstellen, wenn man etwas reinigen wollte. Das hatte er von Vivian gelernt. Heute durfte er den Tisch abwischen und die Salatschüssel spülen, weil die nicht in die Spülmaschine gehörte.
    Sam war fasziniert von den vielen Maschinen, die es so gab. An den meisten waren Knöpfe, die man drücken konnte. Die Maschinen verursachten Lärm, wenn sie arbeiteten und es gab kleine Lichter, die anzeigten, dass die Arbeit fertig war.
    Sam war sehr stolz darauf, dass er verschiedene Maschinen im Haushalt der Cunnings bedienen durfte und konnte.
    „Okay, Sam. Fertig“, sagte Laine.
    Sam legte einen Spülmaschinen-Tab in das dafür vorgesehene Fach und schloss die Klappe. Dann drückte er fast andächtig die Starttaste und die Maschine begann, sich Wasser aus der Leitung zu ziehen.
    „Ich bin bei Bill, wenn mich jemand sucht. Bis dann, süßer Meeresfreund“, sagte Laine. Sie gab ihm einen
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