Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
Vom Netzwerk:
Mädchen dazu brachte, mit ihm auszugehen und das eine wie die Mason bestimmt seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Es verfehlte seine Wirkung nicht.
    „Oh, Bill, Sie sind immer so charmant. Die kleine Laine hat Glück mit Ihnen. Wissen Sie, ich kenne sie ja noch, als sie soooo klein war.“
    „Da haben Sie sicher recht. Mit allem. Oh, Pralinen. Da wird er sich aber freuen.“
    Bill wusste, dass George Pralinen nicht ausstehen konnte und musste grinsen. Eine kleine Retourkutsche für den MeeresfreundeKuss.
    „Was ist denn das für ein entzückender Junge dort neben Laine? Ich meine, ihn schon ein paar Mal gesehen zu haben.“
    Mrs. Mason zog ein Taschentuch hervor und wischte sich kleine Schweißtropfen von der Stirn.
    „Das ist Georges Adoptivsohn. Er heißt Sam“, antwortete Bill und in ihm reifte eine Idee, die ein wenig unfair, aber noch vertretbar schien. Sam hatte in seinen Augen eine kleine Abreibung verdient. Unter dem Deckmantel des Fabelwesens, das er war, durfte er sich jeden Mist leisten und alles wurde ihm vergeben. Das hatte mit Erziehung nicht das Geringste zu tun. Aber die Mason stellte genau das richtige Werkzeug dar, das er jetzt brauchte.
    „Stellen Sie sich das mal vor. Ein kleiner Junge, aufgewachsen ohne Mutterliebe.“ Bill setzte ein Gesicht auf, in dem das ganze Elend aller einsamen, ungeliebten Heimkinder lag.
    „Tragisch“, stöhnte Mrs. Mason und tupfte sich die Stirn. Die Wärme machte ihr zu schaffen.
    „Er wurde am Strand ausgesetzt gefunden, nachdem sein Vater durch einen Unfall ums Leben kam.“
    „Welch ein Verlust.“
    „Und dabei sehnt sich Sam so sehr nach einer mütterlichen Umarmung, nach etwas Zuwendung“, fügte Bill hinterlistig hinzu. „Er ist glücklich über jeden Menschen, der sich seiner erbarmt.“
    „Der kleine Engel“, ächzte Mrs. Mason. „Mr. Cunnings hatte schon immer ein Herz für solch arme Kreaturen.“
    „Ja, Kreaturen ist das Stichwort“, sagte Bill leise.
    „Ich werde ihn zur Begrüßung später tüchtig umarmen, den kleinen Schatz. Aber zuerst muss ich deinem zukünftigen Schwiegervater gratulieren.“ Sie richtete sich zu voller Größe auf und ging Bill jetzt bis zur Brust. Ihr üppiger Busen wogte unter dem großgeblümten Sommerkleid.
    „Tun Sie das. Die Verandatür steht offen. Überraschen Sie ihn doch einfach! Und vergessen Sie nicht, Sam zu umarmen. Er hat sich das so verdient!“
    Bill lächelte ihr aufmunternd zu, aber das brachte so viel, wie einem geworfenen Baseball noch einen Schubs zu geben. Mrs. Mason stob davon und als Laine verärgert zu ihm hinüber sah, machte er eine hilflose Geste.
    „Von wegen, du hast sie im Griff! Du solltest sie doch loswerden! Jetzt wird sie Dad überfallen und zum Kuchenessen bleiben!“, rief Laine.
    „Sorry, Schatz! Aber die lässt sich durch nichts aufhalten! Ich hab alles versucht!“
     
     
     

     
     
    Der Tag ging für alle einigermaßen glücklich zu Ende. George kassierte einen Schmatzer von Mrs. Mason, was Bill in stiller Schadenfreude registrierte. Allerdings schaffte es Sam, der fülligen Lady zu entkommen, nachdem er einen Tipp erhalten hatte. Bill verdächtigte Laine dieses Verrats und vermerkte die unerledigte Retourkutsche in seinem Gedächtnis. Rita und Neill reisten ab, und George wunderte sich, dass Rita sich bei Sam für etwas bedanken wollte. Da er und Laine nirgends aufzufinden waren, versprach George, es ihm auszurichten.
    Sam schwebte förmlich durch den Tag und war sich sicher, dass er nun der fröhlichste Junge der Welt sein musste. Eine Stunde verbrachte er in glücklicher Sicherheit zusammen mit Laine unter ihrem Bett, bis Mrs. Mason aus dem Haus war. Sie lagen nebeneinander und hielten sich an der Hand. Zwei Meeresfreunde in ihrem Geheimversteck, die flüsterten und leise kicherten. Sam versuchte, Laine ein Sirrgeräusch beizubringen und rückte nahe an sie heran, um es ihr vorzumachen. Dann kicherten sie wieder in dem vertraulichen Wissen, dass gerade niemand ahnte, wo sie sich aufhielten und beschlossen, sich in der Zukunft des Öfteren hierher zurückzuziehen.
    Laine fühlte sich besser. Vieles, was sie störte, konnte sie selbst aus der Welt schaffen, wenn sie sich anders verhielt. Das eigene Verhalten zu ändern ist schwierig und braucht Zeit. Sie wusste jetzt, dass Sam ihre Hand jederzeit nahm, wenn sie sie ihm reichte und sie fasste den Vorsatz, nicht mehr in ihr altes Muster zurückzufallen und sich um ihn zu kümmern und mit ihm zu reden. Ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher