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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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damit nicht nur die richtige Entscheidung gefällt, sondern auch mir gezeigt, dass meine Art, mit dir umzugehen, erfolgreich und richtig war. Ich habe wirklich an mir gezweifelt, Sam. Ich wusste nicht, was ich mit dir machen sollte und was das Beste für dich ist. Was du getan hast, war eins der schönsten Geschenke meines Lebens.“
    Sam schluckte und dann schossen die Tränen aus seinen Augen. George zog ihn in seine Arme und hielt ihn fest. Ein paar Minuten verbrachten sie so in einer stillen Umarmung.
    „Ich hab noch was für dich“, sagte George schließlich und Sam löste sich aus seinen Armen, um seinem neuen Vater ins Gesicht zu sehen.
    „Was denn?“
    „Ein Geschenk.“
    „Ich hab doch gar nicht Geburtstag.“
    „Es ist für dein bestandenes Praktikum als Testsohn.“
    Sam stieß ein helles Geräusch aus und George lächelte.
    „Willst du es sehen?“
     
     
    Es waren unendlich viele. Jedenfalls kam es Sam so vor. Und es gab alle Farben. Ein Blumenmeer. George hatte ihm ein Blumenmeer gekauft. Es stand im Garten in kleinen Töpfen und wartete darauf, von ihm eingepflanzt zu werden.
    „Du hattest recht. Es ist ein wundervoller Tag. Der schönste Tag“, flüsterte Sam und berührte zärtlich eine der Blüten. Diese Blumen lebten alle und wollten in seinen Garten einziehen, um dort Wurzeln zu schlagen. Schon wieder glichen sie ihm, denn auch er konnte jetzt bei den Cunnings Wurzeln schlagen, weil er nie wieder fort musste. Einen Sohn würde George nicht mehr abgeben.
    „Geburtstagsfrühstück?“, fragte George ihn und legte seinen Arm um Sams Schultern.
    „Ja, wenn die uns noch was übrig gelassen haben. Und später muss ich Blumen eingraben.“
    „Dann komm mit, mein Sohn. Ich hab echt Hunger“, sagte George und schmunzelte, als Sam wieder das glückliche, helle Sirrgeräusch von sich gab.
     
     
    Sam grub ein Loch in die weiche Erde. Dann drückte er den erdigen Wurzelballen hinein und scharrte die Vertiefung wieder zu. In sich fühlte er eine tiefe Zufriedenheit, eine Sicherheit, die er seit Jahren nicht mehr kannte. Er gehörte jetzt fest zur Familie und immer noch konnte er es nicht fassen, dass er sein Ziel so schnell erreicht hatte. Er musste jetzt nicht mehr bangen, was mit ihm geschehen könnte.
    Ein Auto fuhr in die Einfahrt und Sam sah auf. Die Autotür öffnete sich und eine Frau mit dunklem Haar stieg aus. Sie trug eine bunte Bluse und einen Rock. An ihrer Schulter hing eine Handtasche. Sam schaute sie an und vergaß, weiter Blumen einzugraben. Ob er George über den Besuch informieren musste? Die Frau sah ihn jetzt auch und ging langsam über den Rasen, während sie in ihrer Handtasche kramte.
    „Hallo“, sagte Sam vorsichtig.
    „Hi“, antwortete die Frau und zog eine kleine Schachtel aus ihrer Tasche. Sie sah genauso aus wie die von Neill, die Sam im Supermarkt auf das Kassenband gelegt hatte. Die Frau zog einen dünnen Stängel aus der Schachtel und ließ ein kleines, glänzendes Teil aufschnappen. Sam zuckte zusammen.
    „Hast du noch nie ein Feuerzeug gesehen?“, fragte sie ihn und nahm den plötzlich glühenden Stängel zwischen die Lippen. Danach blies sie Rauch in die Luft und Sam sah fasziniert zu.
    „Ich bin Rita. Du bist Sam, nicht wahr?“ Sie sog wieder an dem Stängel.
    „Ja. Woher weißt du, wer ich bin?“
    „George hat von dir erzählt. Ist er drin?“
    „Ja. Wir essen später Kuchen. George hat Geburtstag. Du gehörst auch zur Familie, weil du die Schwester von George bist“, stellte Sam fest.
    Rita lächelte säuerlich. „Tja, das ist wohl so.“ Sie blies wieder Rauch in die Luft. „Ich rauche die hier noch zu Ende. George mag keinen Qualm im Haus.“
    „Kommst du wegen dem Geburtstag? Hast du ein Geschenk dabei?“, fragte Sam. Er saß immer noch auf der Wiese vor dem Beet und sah zu ihr auf.
    „Ein Geschenk?“ Sie lachte auf, aber es klang nicht fröhlich. „Ich hab weiß Gott andere Sorgen.“
    „Welche denn? Ich gehöre jetzt zur Familie. Du kannst es mir sagen.“
     
     
    Rita sah ihn an und ließ den Blick über Sams Blumenmeer wandern.
    „Sind das alles deine?“
    „Ja“, sagte Sam nicht ohne Stolz. „Das sind die neuen. Neill hatte welche abgeschnitten, aber jetzt mache ich alles neu.“
    „Neill? Ja. Das dachte ich mir. Der macht auch hier nur Ärger. Ich nehme ihn heute mit, dann habt ihr eure Ruhe.“
    „Nimmst du ihn mit, weil du seine Mutter bist?“, fragte Sam.
    „Ja, ich bin Neills Mutter. Tja.“ Rita sog an dem Ding in
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