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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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graben. Sie sah ihm eine Weile zu.
    „Wie ist das für dich, dass du jetzt sozusagen mein Bruder bist?“, fragte sie.
    „Es ist schön. Die Bruderregeln kannst du mir ja später noch sagen.“ Sam wählte einen blauen Blumenbusch und pflanzte ihn ein.
    „Weißt du, manchmal hab ich das Gefühl, dass wir uns auseinander leben, wenn man das so sagen kann. Was ist eigentlich mit Liz und dir?“
    „Wenn ihr wüsstet, wie komisch ihr manchmal seid, ihr Menschen“, sagte Sam. Er drückte die Erde um die Blume fest. „Ihr macht es euch so schwer, dass ich darüber lachen könnte. Anstatt zu sagen, den mag ich und den anderen mag ich nicht, müsst ihr jeder Beziehung einen Namen geben. Es gibt keine Freunde, die alle gleich sind, sondern es gibt feste Freunde und andere Freunde und Freunde, die so heißen, aber keine sind. Und dann legt ihr noch Kussverbote fest für die verschiedenen Freunde.“ Er hielt inne und sah sie an. „Wer soll da den Überblick behalten?“
    „Stimmt“, sagte Laine, aber es tröstete sie nicht. Und sie wusste selbst nicht, warum sie so niedergeschlagen war und dieses Verlustgefühl an ihr knabberte.
    Nur, weil er nicht mehr allein von dir abhängig ist.
    Sam zwinkerte ihr zu und Laine fühlte eine zarte Überraschung, denn Sam war sonst kein kecker Typ.
    „Das Schöne ist, als dein süßer Meeresfreund und dein Bruder, kann ich dir so viele Familienküsse und MeeresfreundeKüsse geben, wie ich will. Weil ich jetzt ein anderer Freund bin. Richtig?“, fragte Sam.
    Sie lächelte ein bisschen. „Richtig.“
    „Da kann Bill gar nichts gegen tun. Willst du einen Familienkuss oder einen MeeresfreundeKuss?“
    „Meeresfreunde.“
    „Gut.“
    Sam drehte sich zu ihr um.
     
     
     
    George stand am Fenster und beobachtete Laine und Sam.
    „Was gibt’s hier zu sehen? Sind die Nachbarn nackig im Garten?“ Bill schob sich neben ihn und blickte durch die Gardine.
    „Mrs. Mason, nackt. Jetzt hab ich ein Bild im Kopf, das ich nie wieder loswerde. Danke, Bill.“
    „Kein Ding. Hab ich dir schon alles Gute gewünscht?“
    Sam legte seine Wange an Laines und fuhr mit den Lippen über ihre Schläfe hoch zur Stirn. George lächelte. Sams spezielle Kussart war für Laine reserviert.
    „Was macht der kleine Brathering da?“ Bill wollte hinausstürmen, aber George hielt ihn am Ärmel fest.
    „Nicht, Bill. Das ist ein intensiver Moment für die beiden.“
    „Ja, DAS sehe ich. Von wegen intensiver Moment. Wenn du mich entschuldigst ... ich muss eben einigen niederen biologischen Bedürfnissen nachkommen und mein Revier verteidigen.“
    George ließ ihn nicht los.
    „Bleib hier, bitte. Ich wünsche es mir zum Geburtstag von dir, dass du die beiden in Ruhe lässt. Sie brauchen das jetzt.“
    „Erpresser. Diese Geburtstagsnummer kannst du nur heute abziehen. Ich werde in den Garten gehen, sie in Ruhe im Auge behalten. Das wird ja wohl noch erlaubt sein.“
    Bill riss sich los und ging mit schnellen Schritten nach draußen. George ließ Sam zuviel durchgehen und wenn der Flirtfisch an seiner Freundin rumgrapschte, sah er rot.
    Als er den Garten betrat, half Laine ihrem neuen Fischbruder, blühendes Grünzeug zu vergraben. Dagegen konnte er nichts tun, aber er spazierte scheinbar desinteressiert um das Beet herum.
    „Juuuhuuuu! Mr. Cunnings! Juhuuu!“ Die schrille Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Bill drehte sich um und sah eine füllige Dame mit dünnen blonden Haaren am Gartenzaun stehen.
    Laine sah hoch.
    „Oh Gott, die Mason. Hat die keiner ausgeladen?“, fragte sie, als Mrs. Mason sich bereits am Gartentor zu schaffen machte.
    „Es war einer der größten Fehler, die George je gemacht hat, als er sie zu seinem Geburtstag eingeladen hat. Abgesehen von deiner Geige“, klärte Sam Laine auf.
    „Was ist mit meiner Geige?“
    „Alle mussten sie ausbaden“, sagte Sam und warf einen Blick in die Gießkanne.
    „Interessant, was hinter meinem Rücken so geredet wird. Fandest du meine Geige auch schlimm?“, wandte sie sich an Bill. „Jetzt sag!“
    „Ich glaube, die Mason steht auf deinen Dad“, sagte Bill, ohne darauf einzugehen. „Nun, er sieht ja nicht schlecht aus. Für die Mason ne echte Sahneschnitte. Überlasst sie einfach mir.“
    Bill strich sich das Haar aus der Stirn und schritt mit aufgerichteten Schultern über den Rasen.
    „Mrs. Mason! Gnädige Frau! Sie wollen bestimmt zu George. Wie aufmerksam von Ihnen.“ Bill lächelte sie an, mit diesem speziellen Lächeln, mit dem er
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