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Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Titel: Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
Autoren: Alfred Weidenmann
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Das kommt davon, wenn einer mit dem Hut auf dem Kopf durch die Manege latscht
    Zuerst zuckte es nur in den roten, gelben und blauen Glühbirnen, die dicht nebeneinander und wie Girlanden aus Christbaumkugeln über dem Zirkuszelt hingen. Sie gingen aus und blitzten gleich hinterher immer wieder auf.
    „Sieht so aus, als ob unsere Elefanten auf deinem Hauptkabel Seiltanzen probieren“, rief Arturo. Er war, bekleidet mit einem buntkarierten Clownkostüm und riesigen platten Schuhen, gerade vorsichtig aus einem der Wohnwagen geklettert und hatte dabei den alten Evans entdeckt, der die Daumen in die Armlöcher seiner Weste geschoben hatte und mit zusammengekniffenen Augen zu dem Feuerwerk hinaufblickte. Die Lichter sprangen jetzt zwischen den bunten Glühbirnen hin und her wie in einem Spielautomaten, wenn die Kugel rollt.
    „Am Wind könnte es liegen“, überlegte Evans und schob seine Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen. „Wenn die verdammten Dinger nicht fest genug in ihre Fassung reingeschraubt sind ...“ Er unterbrach sich plötzlich, riß den Kopf zuerst nach hierhin und dann nach dorthin.
    Von einer Sekunde zur anderen waren nämlich alle Lichtgirlanden verglüht. Gleich darauf gingen die Lampen bei den Wohnwagen aus, und gleichzeitig erloschen über dem Eingang auch noch die großen Leuchtbuchstaben, die bisher mit blauem Neonlicht „Zirkus Zamboni“ in die Nacht geschrieben hatten.
    „Verdammter Mist“, knurrte Evans. Er war ein großer Mann mit ergrautem Haar und einer Menge kleiner Falten um die Augen. Jetzt hielt er den Kopf schief wie ein Jagdhund.
    Aus dem Zelt war die Musik der gemischten Raubtiernummer zu hören. Sie wußten genau, was jetzt in der Manege los war. Gleich würde ein Trompetensolo kommen und dann der Trommelwirbel. Das war der Augenblick, in dem Kid, der junge Dompteur, allabendlich sämtliche Tiere mit einem Knall seiner Peitsche auf die Hinterbeine zwang. Dann würden der schwarze Panther, der Löwe, der Puma, der Tiger, die zwei Leoparden und die zwei Bären gleichzeitig auf ihren runden Podesten stehen und mit ihren Vorderpranken durch die Luft rudern.
    „Die Katzen spielen verrückt, wenn jetzt auch noch im Zelt das Licht ausgeht“, flüsterte Arturo besorgt. Dabei ließ er sich ein riesiges, knallrotes Monstrum aus Pappe an einem Gummiband über seine Nase schnappen. „Ich hab’ noch von Lindau die Schnauze voll.“
    Vor etwa zwei Monaten hatte der Zirkus in Lindau gastiert, und ein Gewitter war vom Bodensee her während der Vorstellung über das Zelt gekommen. Bei jedem Donnergrollen und bei jedem Blitzschlag hatten die Raubtiere durchgedreht, und sogar Salambo, der sieben Tonnen schwere Elefant, hatte sich gefürchtet wie ein kleines Kind. Er hatte mit aller Kraft an seinen Ketten gezerrt und dabei mit erhobenem Rüssel wütende Angstschreie in die Nacht hinaustrompetet.
    „Hörst du’s auch?“ frage Evans unwillkürlich genauso leise, wie der Clown gerade gesprochen hatte.
    „Was soll ich hören?“
    „Die Lichtmaschine spuckt aus dem letzten Loch“, murmelte der alte Evans. „Das verfluchte Luder.“
    Tatsächlich hörte jetzt auch der Clown durch die Musik hindurch, wie der schwere Dieselmotor immer wieder einmal kurz aussetzte und dann weiterlief.
    „Sie sollen sofort die Tiere aus der Manege treiben“, rief Evans noch. „Ich kann für nichts garantieren.“ Dabei war er bereits losgelaufen und warf unterwegs seine Zigarre in weitem Bogen irgendwohin in die Nacht. Er war genau der Typ von Mann, den ein Zirkus braucht. Als Zeltmeister sorgte er jeweils für den Auf- und Abbau. Jeden Motor und jede Maschine kannte er wie seine eigene Hosentasche, notfalls zog er einem Apfelschimmel den Weisheitszahn, und wenn es unbedingt sein mußte, flickte er auch Kostüme zusammen, klebte Plakate oder riß an der Sperre die Eintrittskarten der Besucher ab.
    Arturo trabte inzwischen, so schnell es ihm seine viel zu großen Schuhe erlaubten, zum Zelt hinüber. Eigentlich sollte er sich durch einen Notausgang vorsichtig hinter die Zuschauer mogeln, weil es immer so aussehen sollte, als käme er zu seinem Auftritt mitten aus dem Publikum. Heute riß er einfach die schmale Tür auf und stürzte hinein.
    Aber kein Mensch bemerkte ihn.
    Das lag vor allem daran, daß die Vorstellung nur schwach besucht war und weil man deshalb das Publikum aufgefordert hatte, auch von den billigen Plätzen ganz nach vorn zu kommen.
    Vor dem Clown gähnten also nur dunkle und leere
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