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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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da?“
    „Im Fernsehen zeigen sie die besten Reiniger. Ich schreibe mir die Namen auf, damit ich sie später kaufen kann. Aber ich nehme nur die mit den guten Schaumeigenschaften.“
    Sam beugte sich wieder über seinen Notizblock.
    „Weißt du, du kannst mich gerne mal besuchen. Ich kaufe dir auch die ganzen Reiniger da“, sagte Jerry.
    „Wirklich?“, fragte Sam. „Ich komme gerne zu dir. Auch wenn ich nicht sauber machen darf. Holst du mich ab?“
    „Klar“, sagte Jerry.
    „Aber wir müssen erst George fragen“, gab Sam zu bedenken.
    „Er hat sicher nichts dagegen“, sagte Jerry. „Hab ich recht, Mann?“, wandte er sich an George.
    „Natürlich nicht“, sagte George. „Wie wär’s mit nem Bierchen vor dem Essen. Sam kann noch die Reiniger aufschreiben.“
    Laine kam ins Wohnzimmer, als George und Jerry sich auf den Weg zur Küche machten, und schaute kurz in die Runde.
    „Hast du mein Zimmer gesaugt, Sam?“, fragte sie.
    Sam sah auf. „Ja, hab ich. Aber ab jetzt musst du das selber machen. Das ist wichtig für deine Entwicklung.“ Dann wandte er sich wieder seinem Schreibblock zu.
    Jerry nahm einen Schluck aus der Flasche und seufzte. „Mann, tut das gut.“ Er sah George an. „Scheint ja ganz gut zu laufen mit ihm, oder was meinst du?“
    „Es sieht so aus. Er hat sich heute selbständig ins Wasser gesetzt und kam dann später wieder.“
    „Und du willst ihn wirklich hier behalten?“, fragte Jerry. „Das ist nicht sein natürlicher Lebensraum. Man könnte meinen, das kann nur Ärger geben.“
    „Ich würde dir Recht geben, wenn es nicht noch einen anderen Punkt gäbe. Er möchte nicht nach Hause zurück. Er sagt, seine Mutter nimmt ihn nicht mehr an. Sein Vater ist tot und er hat ein schweres Trauma. Wir sind fast sein einziger sozialer Kontakt, abgesehen von Marc ...“
    „Wenn er sonst nur zu Marc kann, dann solltest du ihn schleunigst adoptieren“, sagte Jerry grinsend.
     
    „Mit Spa-Ultra werden ihre Gläser zu Diamanten!“, sagte die Frau im Fernsehen und hielt ein blitzsauberes Glas hoch. Sam runzelte die Stirn. Er war sich nicht sicher, was Diamanten waren und ob er das wollte, aber das Glas sah wirklich sehr gut aus. Zur Sicherheit notierte er Spa-Ultra mit dem zusätzlichen Vermerk „Diamanten – GF“.
    GF bedeutete: „George fragen“.
    Sam fand es sehr praktisch, dass im Fernsehen gezeigt wurde, was man kaufen sollte. Woher sollte man sonst wissen, welches Spülmittel das Beste war.
    Das Bild wechselte und man sah eine Stadt von oben.
    „Egal, wo du bist, egal, wie gut du dich versteckst ...“, sagte eine Männerstimme. Die Kamera fuhr näher an die Häuser heran. „Er wird dich suchen ...“, fuhr die Stimme fort.
    „Kein Geheimnis, das er nicht kennt, kein Versteck, das er nicht findet ... du bist nirgends sicher ...“
    Sam starrte gebannt auf den Fernseher.
    Man sah, wie ein Mann zu einer Haustür ging und sie öffnete. Vor der Tür stand ein anderer Mann, ganz in schwarz gekleidet. Ohne Vorwarnung zog der Mann in schwarz eine Pistole und schoss auf den anderen.
    Wie Sam in die Küche kam, konnte er später nicht mehr sagen. Er taumelte auf George zu, der ihn auffing.
    „Was hat er denn?“, fragte Jerry. „War er wieder nicht im Wasser?“
    „Doch, hab ich doch gesagt“, sagte George. Er ließ Sam zu Boden gleiten und setzte sich selbst auch auf die Fliesen. Sam klammerte sich an ihn, hyperventilierte, zitterte und sirrte unaufhörlich. George hielt ihn im Arm und wartete ab, ob er sich beruhigen würde.
    Jerry ging in die Hocke und befühlte Sams Hals.
    „Puls rast, er hat ne Panikattacke“, sagte Jerry. Er ging in die Diele und holte seine Arzttasche.
    „Schon gut, Sam, schon gut“, sagte George und wiegte ihn sanft hin und her.
    „Ein Mann ... kommt“, würgte Sam hervor. Er sirrte wieder und gab merkwürdige Schluckgeräusche von sich.
    „Was für ein Mann?“, fragte George.
    Sam schnappte nach Luft. „Er findet uns ... und ... und ... dann schießt er“, schluchzte Sam.
    „Du darfst die Tür nicht auf ... machen.“
    Jerry öffnete seine Tasche und suchte in seinen kleinen Glasfläschchen das richtige Mittel.
    Vivian schaute zur Tür rein.
    „George ... was ist denn? Wieder dasselbe?“, fragte sie besorgt.
    „Nein, ist schon gut. Mach bitte den Fernseher aus, Viv.“
    Jerry zog eine Spritze auf. Sam ließ die Injektion über sich ergehen und klammerte sich an George, der ihn festhielt und weiter beruhigte. Wenige Minuten später
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