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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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atmete Sam ruhiger.
    Die Panikattacke ebbte langsam ab.
    „Sam, was du gesehen hast, das ist nicht wirklich passiert. Ich werde es dir später erklären, wenn es dir besser geht“, sagte George.
    „Doch“, sagte Sam langsam. „Es war so. Ihr müsst mir glauben. Ich habe es genau gesehen.“
    „Wir glauben dir“, sagte Jerry. „Trotzdem ist gerade niemand gestorben. Nicht alles, was du im Fernsehen siehst, ist die Wirklichkeit.“
    Vivian steckte vorsichtig den Kopf zur Tür herein. „Es ist möglich, dass er eine Kinovorschau gesehen hat“, sagte sie. „Das läuft im Moment rauf und runter.“
    „Es ist meine Schuld. Ich hätte das Programm besser checken müssen“, sagte George.
    „Ich dachte, die zeigen da nur Natur-Dokus und Werbung um die Uhrzeit. Sam, hörst du, was ich sage?“
    „Ja“, sagte Sam leise.
    „Egal, was du gesehen hast, hier passiert dir nichts. Verstehst du das?“
    „Aber der Mann ... kennt alle Verstecke und alle Geheimnisse. Dann kennt er auch meins ... ich will nicht in das Labor.“ Er schluchzte wieder.
    „Das bringt so nichts“, sagte Jerry. „Er muss erst mal runterkommen.“
    Eine halbe Stunde später saßen alle im Wohnzimmer. Vivian hatte ein Tuch über den Fernseher gehängt und das Essen warm gestellt. Sam hatte Angst, der Fernseher könnte wieder angehen, aber George hatte ihn trotzdem mit ins Wohnzimmer genommen. Sonst würde er es später vielleicht nie wieder betreten. Er musste ihm seine Angst sofort nehmen. Er hatte den Arm um Sam gelegt und Jerry zeigte ihm DVD Cover und erklärte das Prinzip des Filmemachens. Sam hatte den Kopf an Georges Schulter gebettet und hörte sich die Erklärungen an. Er war müde.
    „Verstehst du das?“, fragte Jerry. Sam nickte.
    „Das war ein Schreck, was?“, fragte George ihn.
    „Hm“, machte Sam. „Aber ich verstehe nicht, warum die Menschen das Sterben sehen wollen.“
    „Da bist du nicht der Einzige“, sagte Jerry. „Wichtig ist nur, dass du weißt, dass nichts, was du im Fernsehen siehst, dir was tun kann.“
    Vivian kam ins Wohnzimmer.
    „Schau mal, Sam, wer da ist“, sagte sie.
    Liz betrat den Raum und lief sofort zum Sofa.
    „Sam! Was hast du denn?“, fragte sie.
    „Er hatte eine Panikattacke, aber es ist jetzt wieder gut. Nicht wahr, Sam?“, sagte George.
    Sam sirrte bestätigend. Liz setzte sich neben ihn auf das Sofa.
    „Willst du ein bisschen in meinem Arm liegen?“, fragte sie ihn. Er nickte und ließ sich in Liz’ geöffnete Arme sinken.
    „Ich komme gleich zurück und bringe dich dann in dein Wasserbecken“, sagte George. Er stand auf und gab Jerry ein Zeichen. Liz hatte eine mütterliche Art, die gut zu Sam passte.
    Laine lief an ihm vorbei und sah erschrocken aus.
    „Ist was mit Sam?“, fragte sie.
    „Es ist schon wieder gut, er hat nur was Blödes im Fernsehen gesehen. Liz ist bei ihm.“
    Laine ging ins Wohnzimmer und sah Sam in Liz Armen liegen.
    „Hey, Sam, alles wieder gut mit dir?“, fragte sie.
    „Ja“, murmelte Sam. „Bin nur müde.“
    „Wir haben das im Griff“, sagte Liz und drückte Sam kurz, der den Kopf an ihre Schulter gelehnt hatte.
    „Wie schön“, sagte Laine steif. Sie drehte sich um und ging hinaus.
    „Und jetzt?“, fragte Jerry in der Küche.
    „Das war ein Rückschlag, das gebe ich zu. Aber ich bin nicht bereit, ihn deshalb aufzugeben“, sagte George. „Dass es nicht leicht wird, das wusste ich vorher. Ich habe ihn an uns gewöhnt und übernehme dafür die Verantwortung.“
    Jerry nickte nachdenklich. „Das ist nur konsequent. Ich hab nur Angst, dass du dich zu sehr persönlich mit ihm verbindest.“
    „Er ist nicht wie meine anderen Fälle. Und Laine verdankt ihm ihr Leben. Es ist schon persönlich gewesen. Von Anfang an.“
    „Aber ohne Sam wäre Laine nie in Gefahr geraten“, gab Jerry zu bedenken.
    „Sam darf hier bleiben, so lange er möchte“, sagte George. „Sollte er ins Meer zurück wollen, lasse ich ihn natürlich gehen. Aber vorher, werde ich noch einen Test mit ihm durchführen.“
     
     
     
     

     
     
    George parkte den Wagen und blickte zu Sam auf dem Beifahrersitz. Wie immer sah Sam aufmerksam zu ihm hoch. Er erwartete eine Anweisung von seinem Erzieher, was er als nächstes tun sollte.
    „Wir werden heute schwimmen gehen, du und ich“, sagte George. Eine Sekunde schaute Sam ihn überrascht an, dann wurde er tiefrot vor Freude. George kannte ihn. Sam konnte nichts sagen, wenn er zu glücklich war. George war nicht ganz so
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