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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Autoren: Jana Voosen
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Kapitel 1
    »Also, Frau Martens, als Mitarbeiterin bekommen Sie natürlich einen Rabatt von fünfzig Prozent«, erklärt mein Gegenüber, »denn glücklich liierte Mitarbeiter sind für uns die allerbeste Werbung. Sie verstehen?« Ich lasse meinen Blick durch das elegante Büro meines neuen Auftraggebers mit dem wunderschönen Ausblick auf die Hamburger Binnenalster wandern und kann noch immer nicht recht glauben, dass meine Chefin mir allen Ernstes die Alleinverantwortung für unseren neuesten Werbekunden übertragen hat, die Internet-Partnerbörse DreamTeam!
    Endlich! Endlich! Nach fünf Jahren als Junior-Produktmanagerin, was übersetzt eigentlich nichts anderes bedeutet als Laufbursche für den Produktmanager, habe ich jetzt mein erstes eigenes Projekt. Mein Ansprechpartner Herr Löffelstiel, der mir gegenüber in einem mächtigen schwarzen Ledersessel thront, ist ein freundlicher, grauhaariger Mann im tadellos sitzenden Nadelstreifenanzug, der an jeden zweiten Satz die Worte »Sie verstehen?« anhängt. Ein wenig aus dem Konzept bringt mich das Augenzwinkern, das diese Floskel begleitet und das irgendwie anzüglich wirkt. Sie verstehen, zwinker, zwinker?
    »Äh, ja, ich verstehe«, sage ich und zwinkere vorsichtshalber zurück. »Aber das wird nicht nötig sein. Ich habe bereits einen Freund. Bin glücklich liiert sozusagen. Sie verstehen?«, rutscht es mir heraus und ich beiße mir auf die Unterlippe. Reiß dich zusammen, Franzi. Sonst denkt er noch, dass du dich über ihn lustig machen willst. Aber Herr Löffelstiel sieht vollkommen arglos aus.
    »Wie schön für Sie! Welche Quote?«
    »Bitte?«, frage ich irritiert, als mir gerade noch rechtzeitig einfällt, dass dies bei DreamTeam der Fachausdruck für die Kompatibilität zwischen Mann und Frau ist. »Keine Ahnung. Wir haben uns auf die altmodische Art kennengelernt. Vor drei Jahren. Auf einer Party.« Entschuldigend hebe ich die Schultern.
    »Ich verstehe. Nun, dann kommen Sie doch mal vorbei mit Ihrem …?«
    »Fabian«, ergänze ich.
    »Mit Ihrem Fabian. Dann können Sie hautnah miterleben, wie wir arbeiten. Und bei der Gelegenheit können Sie gleich überprüfen, ob Sie auch mit dem richtigen Mann zusammen sind. Die richtige Entscheidung getroffen haben, sozusagen. Sie verstehen?« Ich blinzele verunsichert. Meint der das ernst?
    »Danke, aber ich kann meinen Freund sehr gut riechen«, wehre ich ab und nehme damit gleich Bezug auf den Werbeslogan »Liebe geht durch die Nase«, den ich Herrn Löffelstiel für das neue Produkt Gentest vorgeschlagen habe.
    »Das glauben Sie! Aber sind Sie sich auch ganz sicher, dass auf Ihre Nase Verlass ist? Wussten Sie zum Beispiel, dass der Geruchssinn einer Frau durch hormonelle Verhütungsmittel vollkommen irregeleitet wird?«
    »Äh, nein«, gebe ich zu.
    »Und dann die übertriebene Hygiene von heute. Ich sage nur Antitranspirant. Wie sollen Sie als Frau den richtigen Partner auswählen, wenn der seinen Eigengeruch mit Chemie überdeckt?«
    »Ja, das erschwert die Sache natürlich ungemein«, stimme ich ihm zu, während ich insgeheim ein Dankgebet gen Himmel sende, dass sich der Erfinder des Deos von dieser Argumentation nicht von seinem Schaffensdrang hat abhalten lassen. Ich bin nämlich überhaupt nicht scharf darauf, den Eigengeruch jeder Person, die mir auf der Straße begegnet, auf zehn Meter Entfernung wahrnehmen zu können. »Aber sehen Sie, ich habe einen sehr sensiblen Geruchssinn, ein feines Näschen sozusagen.«
    »Nun gut, nun gut, wie Sie meinen«, sagt mein Gegenüber, »es ist jedoch unstrittig, dass unsere instinktive Partnersuche heute nicht mehr so einwandfrei funktioniert. Und wissen Sie, woran man das auch feststellen kann?«
    »Nein. Woran?«
    »An den vielen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch«, sagt er triumphierend. »Paare mit niedriger Kompatibilität brauchen erwiesenermaßen erheblich länger, bis eine Schwangerschaft eintritt. Wenn überhaupt. Wollen Sie denn mal Kinder haben?«
    »Irgendwann schon.«
    »Ich sage Ihnen was«, er beugt sich über den Schreibtisch zu mir rüber und flüstert verschwörerisch: »Diesen Kompatibilitätstest machen wir umsonst für Sie. Gehört ja quasi mit zum Einarbeitungsprozess. Sie verstehen?«
    »Ehrlich?«, frage ich und finde die Idee plötzlich gar nicht mehr so blöd. Warum eigentlich nicht? Wenn ich unseren Auftraggeber damit glücklich machen kann … Zudem habe ich strenggenommen mit dem Job gerade erst angefangen und schon sage und schreibe
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