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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Als sie sich umdrehte, stieß sie gegen Sam, dem das Glas aus der Hand fiel. Es zerschellte auf dem Küchenboden und das Wasser spritzte nach allen Seiten. Sam sah wie erstarrt auf das Maleur. Dann sah er George an, der sofort aufstand.
     „Das macht nichts, Sam, das ist nicht schlimm. Das kann man einfach wieder aufwischen.“
    Sam nickte, war aber sehr blass.
    „Alles in Ordnung?“, fragte George. „Was hast du?“
    „Nichts“, sagte Sam. Dann gaben seine Knie nach und er sank auf den Küchenboden.
    George war sofort neben ihm. Laine schrie auf.
    „Vivian!“, rief George. „Ruf Jerry an! Sam ist zusammengebrochen!”
     George lagerte Sam in seinen Arm. „Was ist mit dir, Sam? Was hast du? Du bist ja ganz heiß!“ Er befühlte Sams Stirn.
    „Tut mir leid mit dem Glas“, flüsterte Sam. Dann sank sein Kopf zur Seite.
    „Sam!“ George schüttelte ihn sanft, aber Sam hing nur schlaff in seinem Arm.
    „Dad!“, rief Laine. „Du musst was tun! Mach doch was!“
    „Ich glaube, er ist ohnmächtig“, sagte George zu Bill. „Mein Gott, was hat er nur.“
     „Vielleicht gar nichts weiter. Sam kippt doch bei jeder Kleinigkeit um“, sagte Bill und nahm noch einen Schluck Bier. „Wie lange ist er schon aus dem Wasser raus?“
    „Seit heute Vormittag.“
    „Siehst du, da haben wir’s schon. Das ist viel zu lange. Bring ihn ins Wasser, dann erholt er sich.“
    George trug den bewusstlosen Jungen in die Wäschekammer. Bill folgte ihm, die Bierflasche in der Hand.
    „Leg ihn einfach erstmal mit Klamotten rein. Wirst sehen, der wird wieder.“
    George legte Sam ins Wasser und fast sofort schaltete Sam auf Kiemenatmung um. Laine stand mit Tränen in den Augen neben dem Becken und presste sich die Hand vor den Mund.
    „Jerry ist unterwegs!“, sagte Vivian von der Tür aus. „Meine Güte, George, was hat er denn?“
    „Er war zu lange aus dem Wasser heraus. Ich verstehe nicht, warum er nichts gesagt hat.“
     
     
    Wenig später klingelte Jerry, die Arzttasche in der Rechten, an der Tür der Cunnings. Laine riss sofort die Tür auf und sagte nur: „Wäschekammer.“
    Als Jerry die Kammer betrat, war sie fast zu voll, als dass er noch hinein gepasst hätte.
    „Hey, ihr Lemminge, lasst mich mal durch, ich bin Arzt“, sagte Jerry und schob sich an Bill und Vivian vorbei, die schweigend Sams blausilbernen Fischkörper anstarrte. Jerry registrierte das nebenbei. Anscheinend sah Vivian Sam zum ersten Mal in seiner natürlichen Gestalt. Inzwischen war er vollständig zurück verwandelt, aber noch nicht zu sich gekommen.
    „Raus mit euch, hier kann man ja nicht treten“, sagte Jerry.
    „Ich bleibe hier“, sagte George. Vivian gab Bill einen Wink und beide verließen die Wäschekammer.
    Jerry griff ins Wasser und zog Sam an die Oberfläche. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Sam hustete und Luft in die Lungen sog.
    „So, Kleiner, jetzt mal aufgewacht hier“, sagte Jerry. Er brachte Sam in eine sitzende Position und klopfte ihm leicht auf die Wange.
    „Atmen und aufwachen, komm schon.“ Jerry bearbeitete Sam, bis er sich bewegte, und die Augen ein wenig öffnete.
    „Na also, ein Anfang ist gemacht“, sagte Jerry zufrieden. „Hörst du mich, Sam? Wie fühlst du dich?“
    Sam sah sich benommen um.
    „Wo ist George?“, flüsterte er.
    „Tolle erste Frage. Er ist hier neben mir, alles klar?“
    „Hm“, sagte Sam. „Tut mir leid mit dem Glas.“ Dann schloss er wieder die Augen.
    „Bill hat gesagt, dass ihn diese Verwandlungen immer völlig fertig machen“, sagte George leise zu Jerry.
    „Jup. Aber zusammengeklappt ist er ja wohl vorher.“ Jerry klopfte Sam wieder leicht auf die Wange.
    „Es war keine Absicht“, flüsterte Sam. „Ich wollte das nicht, George, ehrlich …“
    „Hattet ihr Stress?“, wandte sich Jerry an seinen Freund.
    „Nein, kein bisschen. Es ist nur …“ George machte ihm ein Zeichen.
    Jerry hob die Hand. „Wie wär’s, wenn du mir nen Kaffee machst und ich rede inzwischen ein bisschen mit Sam.“
    George stand auf.
    „Wo gehst du hin?“, fragte Sam ängstlich.
    „Nur in die Küche. Ich komme zurück.“ George verließ den Raum und Jerry glaubte, zu begreifen.
    Als George gerade Milch in die Tasse gab, erschien Jerry in der Tür.
    „Glückwunsch, Mann. Du hast nen Sohn.“ Jerry griff nach der Kaffeetasse. „Wie schlimm ist es?“
    „Er hängt ziemlich an mir“, gab George zu. „Ich versuche, es ihm abzugewöhnen. Er hat schreckliche Angst, mich zu
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