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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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und Schmudo die angelehnte Tür von innen auf und traten ins Freie.
    „Schönen guten Tag, die Herren“, ließ sich Yildiz vernehmen. „Wo kommen Sie denn beide her?“
    Der schöne Christian zuckte mit keiner Wimper.
    „Was ist denn hier los?“, fragte er mit seiner messerscharfen Stimme. „Wir sind von der BVG. Da unten steht alles unter Wasser und hier ist alles voll Rauch? Ist der Weltuntergang ausgebrochen?“
    „Oh nein“, flüsterte Ağan. „Er lügt sehr gut. Sie wird ihm bestimmt glauben.“
    Doch Ağan hatte nicht mit Goffi gerechnet. Das Klammeräffchen stieß ein lautes Fauchen aus.
    Der schöne Christian duckte sich unwillkürlich und hielt sich die Hände über den Kopf.
    Gleichzeitig rief Schmudo: „Das Teufelsvieh ist immer noch da! Es verfolgt uns. Schöner Christian, es ist hinter uns her, seit wir aus dem Supermarkt raus sind! Das ist der Fluch der bösen Tat! Wir hätten unsere Freunde nicht verraten dürfen.“
    „Halt den Mund“, sagte der schöne Christian kalt.
    Doch da fiel Schmudos Blick auf die Beute, die die fünf anderen fallen gelassen hatten.

    „Da!“, rief er mit bebender Stimme. „Da liegt alles, was die anderen stehlen wollten! Christian, schöner Christian! Wir sind erledigt! Es ist aus!“
    Schmudo wandte sich mit Tränen in den Augen an die Polizeibeamten.
    „Ich gestehe!“, rief er. „Wir haben den Supermarkt überfallen und das Geld gestohlen.“
    Yildiz zog ein paar Handschellen hervor und rief ihren Kollegen. „Knopik, komm doch mal, wir haben hier eine Festnahme.“
    „Hat da eben ein Tier gebrüllt?“, fragte Yildiz’ Kollege und sah die beiden Diebe an.
    „Nein, das war der Teufel“, stöhnte Schmudo. „Ich habe ihn schon neulich in der U-Bahn gesehen. Er hat auf mich gewartet und mir die gefälschten Papiere gestohlen. Aber ich habe die Warnung nicht verstanden.“
    „Sie sind also bei der BVG?“, stellte Yildiz fest.
    „Ja“, nickte Schmudo. „Ich bin Schmierzugfahrer.“
    Yildiz sah ihn neugierig an. „Was ist denn eigentlich ein Schmierzug?“
    „Ach“, rief Schmudo. „Mit einem Schmierzug schmiert man dieGleiskurven. Dann nutzen sich die Gleise und Radkränze nicht so schnell ab und die U-Bahn fährt leiser. Früher mussten wir das zweimal täglich auf allen Hauptgleisen machen. Aber heute machen die modernen Züge das automatisch und wir werden nicht mehr gebraucht …“
    „Halt endlich deinen Sabbel“, unterbrach ihn der schöne Christian. Er sah Yildiz an. „War das ein Kind, das uns verraten hat?“, wollte er wissen.
    Hinter Yildiz tauchte der Fernsehreporter auf. Er bat seinen Kameramann, den schönen Christian ins Visier zu nehmen, während er dem Verräter das Mikrofon unter die Nase hielt.
    „Sehe ich etwa aus wie ein Kind, junger Mann?“, lachte der Reporter leicht überheblich. „Das war die Presse, die Sie geschnappt hat. Ich hatte eine Eingebung, wo Sie sich verstecken! Eine innere Stimme sozusagen. Möchten Sie noch etwas zu unserem Publikum sagen, bevor Sie ins Kittchen wandern?“
    Der schöne Christian kniff die Lippen zusammen, als Yildiz ihm die Handschellen anlegte.
    „Mann“, sagte Addi auf der Parkbank. „Jetzt wissen wir sogar, was ein Schmierzug ist. Deine Schwester ist echt eine gute Ermittlerin, Ağan!“
    „Ja, ich darf mir nur nicht anmerken lassen, dass ich das schon hier gehört habe, falls sie es mir zu Hause erklärt“, kicherte Ağan.
    Auf seiner Schulter saß Goffi und knurrte leise und zufrieden, als er sah, wie die beiden Polizeibeamten den schönen Christian und Schmudo in ihren Streifenwagen setzten.
    Inzwischen hatte sich der Rauch auf der Straße nahezu vollständig verzogen.
    „Es ist gleich halb sieben“, sagte Jenny. „Ich muss machen, dass ich in die Schule komme.“
    Addi gähnte. „Das wird hart heute.“
    „Oh ja!“, nickte Ağan. „Wisst ihr was, meine Freunde? Der Dschinn war wirklich ein Dschinn. Er war der Dschinn der großen Gemeinheit. Und doch war er auch nur ein Mensch.“
    „Der bessere Dschinn war auf alle Fälle Goffi!“ Addi kraulte das Äffchen unter dem Kinn. „Komm, ich bringe dich nach Hause. Das schaffe ich gerade noch, bevor die Schule anfängt.“
    Jenny sah in den Himmel, der schnell immer heller wurde. „Echt, Leute“, sagte sie. „Ist das ein Morgen! Astrein, würde ich meinen, wirklich astrein!“
    Und damit machten sich die Unsichtbar-Affen auf den Weg.
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