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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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Lautsprecher.
    Als hätte der Blitz eingeschlagen, fing Goffi an zu knurren. Sein Fell sträubte sich. Er richtete sich auf und fauchte in Richtung des Lautsprechers, als wollte er den schönen Christian zum Kampf herausfordern.
    „Goffi, leise!“ Addi nahm den Affen in den Arm und drückte ihn an sich. Goffis Fell blieb selbst gesträubt, als er sich zitternd an Addi schmiegte.
    „Was hat er denn nur?“, erkundigte sich Jenny.
    Doch in diesem Augenblick hallten mehrere scheppernde Stimmen aus dem Lautsprecher zurück. „Christian, alles klar da vorne beim Fahrer? Du bist der Größte, Alter! Heute legen wir noch mal richtig los.“
    Der schöne Christian lachte rasiermesserscharf. „Ja, Leute! Hier ist alles klar. Schmudo fährt uns gerade ins große Glück! Und Berlin steht kopf und wir haben dafür gesorgt! Heute ist unser letzter Tag, weil ab morgen offiziell keine Schmierzüge mehr auf der neuen Linie 10 fahren werden. Und das nutzen wir aus, um noch mal so richtig einzukaufen!“
    Die Bande grölte.
    „Wir werden“, fuhr der schöne Christian fort, „Berlin noch einmal ordentlich das Fürchten lehren. Heute fahren wir an das Friedrich-Krause-Ufer. Wir machen es genau wie beim letzten Mal. Rein und raus im Schnellzugtempo. Alle schlagen zusammen ein Schaufenster mit den Nothämmern ein, jeder klaut, was er will, und dann geht es weiter zum nächsten Laden. Schmudo und ich stellen die Rauchbomben auf. Nur schnell genug muss es gehen. Aber seid euch sicher: Es ist genug für alle da! Kein Glas hält euch mehr ab zuzugreifen.“
    „Du sagst es, schöner Christian“, rief die Stimme von Schmudo ins Mikrofon.
    „Hurra!“, stimmten die anderen ein und die U-Bahn dröhnte nur so von ihrem wilden Klatschen.
    Der schöne Christian kicherte in den Lautsprecher. „Und, was begehren eure Herzen heute?“
    „Ich hole mir die coolste Sonnenbrille!“, rief einer.
    „Ich will ein schnelles Rennrad!“
    „Ich nehme ein leckeres Herrenparfüm, dann kann mir keine mehr widerstehen!“
    „Jedem das Seine, Leute!“, verkündete der schöne Christian. „Das ist unser Tag auf unserer geheimen U-Bahn-Linie. Und wie immer wird uns niemand finden. Wir tauchen auf wie die Geister und wir verschwinden wie die Geister. Alles klar, Schmudo?“
    „Klar wie Kloßbrühe!“, hörten Jenny, Ağan und Addi Schmudo rufen. „Die Rauchbomben habe ich hier. Wir stellen sie unterirdisch in den Straßengullys rund ums Ufer auf, zünden sie, und dann dampft es da oben, was das Zeug hält! Und jetzt seid alleruhig und achtet auf die Strecke. Wir müssen an den richtigen Punkten anhalten und in die Kanalisation gehen. Zum Glück geht das jetzt in der Bauphase noch.“

    Der Lautsprecher wurde abgeschaltet und die U-Bahn fuhr weiter durch den Tunnel.
    „Warum reagiert Goffi immer so, wenn er diesen Christian hört oder sieht?“, fragte Ağan.
    Jenny schüttelte den Kopf. Aber Addi hatte eine Idee.
    „Wisst ihr, was ich denke? Der schöne Christian ist ein Dieb. Und Goffi ist auch ein ausgebildeter Dieb. Und deswegen kämpft er um sein Revier, wie ein ganz normaler Affe. Er riecht andere Diebe oder er spürt sie irgendwie. Bestimmt will er den schönen Christian vertreiben, weil der ihm in seinem Revier ins Gehege kommt.“
    „Mensch“, sagte Jenny mit staunenden Augen. „Das passt genau! Goffi hat gestern auf dem U-Bahnhof genauso reagiert, als dieser Christian ankam.“
    „Ja“, bestätigte Ağan. „Er reagiert auf andere Diebe wie ein Schatten auf einen Sonnenstrahl. Er zeigt sich immer, wenn die Sonne leuchtet.“
    „Diebe sind doch keine Sonne“, sagte Jenny. „Goffi reagiert eher wie meine Mutter, wenn meine Oma pupst.“
    Addi kicherte. „Auf alle Fälle bedeutet das, dass Goffi angreift,wenn irgendein Dieb in seine Nähe kommt. Sonst würde er nicht so fauchen!“
    Die Unsichtbar-Affen sahen den goldbraunen Geoffroy-Klammeraffen bewundernd an.
    „Du bist ein Diebfindeaffe“, sagte Ağan strahlend. „Ein Findediebaffe! Du bist ein Dieb, aber deswegen bist du auch ein Detektiv, der beste von uns allen. Ein Affendiebdetektiv und ein Detektivdiebaffe!“
    Immer weiter fuhr die U-Bahn durch die Dunkelheit. Jetzt quietschten nur noch die Räder auf den Gleisen und der Waggon schaukelte in den Kurven hin und her.
    Dann stoppte der Zug. Aber noch blieb Goffi ganz ruhig.
    Plötzlich drang von vorne ein Klappern zu ihnen. Jenny hob den Kopf und schob sich ans Fenster.
    „Das ist Schmudo“, erklärte sie. „Er klettert
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