Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
Vom Netzwerk:
Kopf. „Aber ich habe janicht nur gelogen. Ich habe auch gesagt, dass du dich vor deinem Vater sehr fürchtest, weil er wie ein schrecklicher Dschinn wird, wenn du schlechte Noten bringst. Und dass wir diesen Dschinn besiegen wollen. Und dass wir einen Dschinn besiegen wollen, stimmt ja immerhin.“
    „Ja, das stimmt.“ Addi kratzte sich hinterm Ohr. „Aber ich habe mich gefürchtet?“
    „Total!“, rief Ağan. „Du wolltest doch nie wieder nach Hause gehen, wenn du heute keine Eins schreibst. Aber wir werden lernen und dann schaffst du es sicher. Also, mach dir keine Sorgen!“
    „Äh, Ağan …“, mischte sich Jenny ein.
    „Ja?“ Ağan wandte den Kopf.
    „ Du fürchtest dich eigentlich viel mehr vor Dschinns als Addi. Und Addi schreibt gar keine Erdkundearbeit.“
    „Ja, natürlich“, sagte Ağan langsam. „Aber es wäre doch sehr gut, wenn er demnächst eine Eins schreiben würde in Erdkunde, denn dann laden meine Eltern uns alle zum Essen ein.“
    Addi schluckte. „Ich habe noch nie eine Eins geschrieben.“
    Jenny stieß die Luft aus. „Dann wird es ja wohl mal Zeit!“
    „Mein Vater will dich jedenfalls kennenlernen“, erklärte Ağan. „Er lobt unsere Freundschaft und möchte dich gerne treffen.“
    Addi verdrehte die Augen. „Hm“, machte er dann und nickte. „Jedenfalls ist das prima von deinem Vater.“
    „Ja“, fand Ağan. „Es wird ein schönes Fest werden.“
    In diesem Moment zuckte Jenny zusammen. Dann zog sie Ağan und Addi schnell hinter die Ecke und drückte sie gegen die Wandbemalung mit der rot gepunkteten Presslufthammer-Oma.
    „Da!“, flüsterte sie und zeigte an der Hausecke vorbei.
    Ağan und Addi streckten die Köpfe hervor. Die Straße entlang kam der schöne Christian an. Er trug einen blauen Overall und hatte sein Haar glatt zurückgegelt.

    „Der U-Bahn-Dschinn!“, flüsterte Ağan.
    „Genau“, nickte Addi. „Nur dass er heute nicht dich entführen will, sondern seine Kumpels reinlegen.“
    Jenny, Addi und Ağan beobachteten den Anführer der Bande. Der schöne Christian kam mit schnellen Schritten die Straße herunter und sprang dann leichtfüßig die Stufen zur U-Bahn-Station hinab. Das Gittertor dort stand bereits offen.
    Leise folgten ihm die Unsichtbar-Affen.
    Um diese Uhrzeit gab es auf der Strecke schon wieder U-Bahn-Verkehr und einige Fahrgäste standen mit müden Gesichtern auf dem Bahnsteig.
    Es war genau vier Minuten vor vier Uhr. Die Unsichtbar-Affen beobachteten, wie der schöne Christian bis zum Tunneleingang ging, wo er sich Richtung Hermannplatz an die Bahnsteigkante stellte. Dann gingen sie zur anderen Seite des Bahnsteigs und versteckten sich dort hinter einer Plakatwand, die in der Mitte des Bahnsteigs auf hohen Metallfüßen stand.
    Der Stationsansager kam aus seinem Häuschen und stellte sich mit einem Mikrofon auf eine Plattform.
    „Achtung, Achtung!“, verkündete er. „Der nächste Zug ist eine außerplanmäßige Betriebsfahrt der BVG. Er hält an diesem Bahnsteig, bitte steigen Sie nicht ein. Das Einsteigen in diesen Zug ist verboten!“
    Jenny stupste Ağan an. „So ein Mist! Hat das denn keiner gesagt, als du in deinen Geisterzug eingestiegen bist?“
    Ağan schüttelte den Kopf. „Da hat nur einer gewinkt und der Zug hat gehalten.“
    Die U-Bahn wurde hörbar.
    „Sie kommt!“, rief Jenny leise. „Und wie kommen wir jetzt da rein?“
    „Unsichtbar und trotzdem da“, sagte Ağan ruhig. Seine funkelnden Augen waren auf den schönen Christian gerichtet. „Erst hatte ich sehr große Angst vor ihm, aber jetzt, wo ich weiß, dass er ein Dieb ist und seine Freunde hereinlegen will, finde ich ihn nur noch gemein. Ich habe mir was überlegt. Ich konnte heute Nacht nicht gleich einschlafen und da habe ich über alles nachgedacht, was ihr gestern gesagt habt. Auch das mit der Betriebsfahrt. Passt auf …“
    Ağan griff in seinen Rucksack und zog einen alten Fußball heraus. „Selbst wenn dieser schöne Christian kein Dschinn ist. Er hat doch dschinnmäßiges Glück! Und dagegen muss man sich immer wappnen! Ihr geht jetzt hinten zum Zug und steigt ein, sobald ich den Ball werfe und ihr hört, dass der Stationssprecher mit mir meckert. Dann achtet keiner auf euch.“
    „Und was ist mit dir?“, wollte Jenny wissen.
    Ağan lächelte. „Das werdet ihr gleich sehen!“
    Er ging auf die andere Seite der Plakatwand. Im nächsten Moment lief die Betriebsfahrt in den Bahnhof ein. Der schöne Christian winkte dem Fahrer, der seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher