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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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…“
    Yildiz’ Kollege machte den Mund auf. „Uh“, sagte er wieder. „Das ist gar nicht so leicht.“

    Sofort wurde er von Yildiz unterbrochen. „Und du hast ihm dabei geholfen?“, fragte sie ihren Bruder.
    „Ja, klar“, antwortete Ağan, der seine Stimme wiedergefunden hatte. „Warum sitzen wir sonst wohl so lange auf einem U-Bahnhof? Die haben hier abgeschlossen und uns einfach übersehen.“
    „Stimmt, Kinder werden leicht übersehen“, sagte Yildiz’ Kollege. „Das ist mir früher auch immer passiert.“
    Die Polizeibeamtin nickte nachdenklich. Dann sah sie Addi direkt ins Gesicht. „Wie heißt denn die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern?“
    „Na, Schwerin natürlich“, gab Addi wie aus der Pistole geschossen zurück.
    „Und wie viele Bundesländer hat Deutschland?“, fragte Yildiz weiter.
    „Sechzehn“, antwortete Addi gedehnt. „Das haben wir heute alles gebüffelt.“
    „Kann sein“, meinte Yildiz. „Kann aber auch nicht sein. Und wie heißen die Staaten, die an Deutschland grenzen?“
    Addi räusperte sich. „Also …“ Er kniff die Augen zusammen.
    Jetzt grinste Yildiz. „Und was habt ihr wirklich hier unten gemacht? Ihr wollt mir doch nicht weismachen, dass ihr bis Mitternacht auf einem U-Bahnhof sitzt und lernt?“
    „Doch“, sagte Jenny. „Addis Vater gibt ihm Hausarrest, wenn Addi morgen wieder eine Fünf schreibt. Und dann können wir uns wochenlang nicht mehr sehen. Und das ist doof für Freunde!“
    „Uh“, brummte Yildiz’ Kollege zustimmend.
    „Aber nachts um eins nach Hause kommen, das könnt ihr mal eben so?“, fragte Yildiz.
    „Nein“, antwortete Jenny. „Natürlich nicht! Wir hatten auch Angst, dass wir Ärger bekommen. Aber wir sind eingeschlossen worden und dann haben wir um Hilfe gerufen.“
    „Das war auch richtig“, sagte Yildiz etwas sanfter. „Aber Schularbeiten …“
    „Mann!“, rief Addi. „Wenn ich nur Mal in Ruhe überlegen könnte, dann fällt mir auch die Antwort ein. Es sind nämlich Dänemark, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Österreich, Tschechien und Polen!“ Er stieß eine Faust in den Nachthimmel und strahlte Jenny und Ağan an. „Ich schreibe eine Eins, Leute! Danke, dass ihr mit mir gelernt habt! Das war echt cool!“
    Die Überraschung stand Yildiz ins Gesicht geschrieben. „Du weißt es ja wirklich“, lächelte sie ihm knapp zu. „Na gut! Aber wenn du jetzt nicht ins Bett kommst, wirst du morgen vor Müdigkeit eine Sechs schreiben! Und um das zu verhindern, fahren wir euch jetzt alle nach Hause.“
    Sie wandte sich Ağan zu. „Ich werde Baba sagen, dass ihr gelernt habt, aber nicht, wo. Das bleibt unser Geheimnis. Und wenn ihr nächstes Mal so was vorhabt, dann macht ihr das nicht auf einem U-Bahnhof, sondern bei einem von euch zu Hause. Ist das klar?“
    „Ja, Yildiz!“, sagte Ağan schnell.
    Yildiz sah Addi an. „Verstanden? Du auch?“
    Addi nickte. Dabei gab Goffi einen kleinen Schnarrlaut von sich.
    „Was hast du da eigentlich auf der Schulter?“, erkundigte sich Yildiz.
    „Meinen Affen.“
    „Das ist Goffi, von dem habe ich dir doch erzählt“, rief Ağan.
    „Ach, der Affe, der dir aus der Hand frisst und supersüß ist?“ Yildiz streckte Goffi die Hand hin. Der kleine Klammeraffe schnupperte daran und ließ sich sogar von ihr streicheln. „Na, dann steigt jetzt mal in den Wagen.“
    Ağan atmete erleichtert auf. „Jetzt kann ich natürlich Goffi nicht mehr mitnehmen“, flüsterte er Jenny und Addi zu. „Aber irgendwie glaube ich, dass ich es morgen früh schaffe!“
    Als die Unsichtbar-Affen kurz darauf hinten im Polizeiwagen saßen und durch die Nacht fuhren, fragte Ağan seine Schwester: „Yildiz, weißt du zufällig, was ein Schmierzug ist?“
    Yildiz wandte sich um. „Wo hast du denn das wieder her?“
    „Das hat so ein Schaffner gesagt, der an uns vorbeigekommen ist“, erklärte Ağan.
    „Nein, keine Ahnung“, meinte Yildiz. „Ich fahre Streife, nicht U-Bahn.“

Um halb vier Uhr früh am nächsten Morgen sah Addi Felsfisch nach nur drei Stunden Schlaf ziemlich zerdrückt und käsig aus, als er von den drei Weckern geweckt wurde, die er direkt unter seinem Kopfkissen deponiert hatte und die alle auf einmal losschrillten.
    Addi fuhr auf wie von der Tarantel gestochen. Dann kapierte er, wo er war und warum so ein Höllenlärm um ihn tobte. Er sprang aus dem Bett, warf sich in seine Klamotten, schrieb der Haushälterin einen Zettel, dass er früher zu
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