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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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Gruß hinter der Scheibe erwiderte. Kaum hielt die U-Bahn, öffnete sich die Tür des ersten Waggons und der schöne Christian verschwand in der Fahrerkabine.
    Auf seinem Podest holte der Stationsansager Luft, um „Zurückbleiben“ zu rufen und das Signal zur Abfahrt zu geben. Doch genau in diesem Augenblick warf Ağan seinen Ball mit voller Wucht gegen die Plakatwand. Es donnerte, als wäre eine Konservendose explodiert.
    Der Ansager fuhr herum.
    „Was soll das denn!?“, schrie er. Und weil er das Mikrofon angeschaltet hatte, dröhnte seine Stimme durch den ganzen U-Bahnhof.
    „Tor!“, brüllte Ağan mit aller Kraft und fing den Ball wieder auf.
    „Hier ist kein Spielplatz!“, brüllte der Stationsansager.
    „Ach nee?“ Ağan grinste und warf dem Stationsansager den Ball zu. Der Mann riss die Arme nach oben und fing den Ball knapp vor seiner Nase gerade eben noch auf.
    „Du kleine Kröte!“, schimpfte er los.
    Wieder dröhnte seine Stimme durch die Lautsprecheranlage und alle Fahrgäste auf dem Bahnsteig sahen zu ihm hoch. Niemand bemerkte, wie Jenny und Addi in den hinteren Waggon der Betriebsfahrt schlüpften. Gleichzeitig bückte sich Ağan und schob sich unter der Plakatwand durch auf die Seite, wo die U-Bahn stand. Dann sprang auch er in den Waggon.
    Der Stationssprecher ließ den Ball sinken.
    „Wo ist der Bengel denn hin?“, wütete er. „Du Kunstschütze, dich kriege ich und dann mache ich Frikassee aus dir!“
    Doch Ağan war wie vom Erdboden verschwunden.
    „Da brate mir doch einer einen Storch“, murrte der Stationsansager.
    Die Fahrgäste lachten.
    „Ob das besser schmeckt als ein gutes Frikassee?“, grölte einer.
    „Der Junge ist rausgerannt!“, rief eine Frau. „Ich hab’s genau gesehen! Der ist schon längst über alle Berge.“
    „Ja“, stimmte ihr ein anderer Mann zu. „Der hat sich verdünnisiert. Aber gut gehalten, Herr Ansager!“
    Der BVG-Beamte lächelte geschmeichelt. „Na gut, lassen wir ihn laufen. Den Ball habe ich ja sichergestellt. Der richtet keinen Schaden mehr an.“ Er wandte sich wieder dem Zug zu und rief ins Mikrofon: „Zurückbleiben bitte und die Türen schließen!“
    Dann drückte er auf einen Knopf und das Signal vor dem Zug schaltete von Rot auf Grün.
    Einen Augenblick später setzte sich die U-Bahn in Bewegung.

Addi, Jenny und Ağan lagen im letzten Waggon zwischen den Bänken auf dem Boden. Goffi saß schnatternd auf Addis Kopf und hatte die Pfoten in seinen Haaren vergraben.
    „Super Aktion, Ağan!“, flüsterte Addi. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Fußball-Dschinn bist!“
    „Bin ich auch nicht“, murmelte Ağan. „Ich hab nur alle Wut, die ich auf diesen schönen Christian habe, in den Wurf gelegt.“
    „Du hast richtig Schiss gehabt, gestern alleine in dem Zug, oder?“, fragte Jenny.
    Ağan nickte. „Und wie!“
    „Und wohin fahren wir jetzt?“ Addi spähte vorsichtig aus dem Fenster.
    Ağan zuckte die Schultern. „Ich habe keinen Schimmer.“
    „Mal sehen, ob wir was rauskriegen können?!“ Addi kroch weg vom Fenster zur Scheibe in der Schmalseite des Waggons und richtete sich dort vorsichtig auf. Die U-Bahn hatte den Bahnhof verlassen und fuhr jetzt Richtung Süden.
    „Nichts zu erkennen“, flüsterte Addi. „Es ist alles dunkel.“
    „Jetzt muss der Zug gleich durch den Hermannplatz fahren“, meinte Jenny.
    „Aber neulich ist er von Süden nach Norden direkt nach dem Hermannplatz im Nichts verschwunden“, sagte Ağan. „Und das könnte bedeuten, dass er jetzt vor dem Hermannplatz auch wieder verschwindet. Denn jetzt kommen wir ja aus der anderen Richtung und –“
    Weiter kam er nicht. Plötzlich ging ein schwerer Ruck durch die U-Bahn, sodass die Unsichtbar-Affen fast hinfielen. Schnell duckten sich Ağan, Jenny und Addi wieder.
    Der Zug bremste, dann ratterte es laut, quietschte und schaukelte und die U-Bahn bog in einer engen Kurve von der gewohnten Strecke ab.
    Jenny richtete sich hastig auf und starrte aus dem Fenster. „Das gibt es doch nicht, wir fahren wirklich auf einer anderen Strecke!“
    Aber genau so war es. Die U-Bahn fuhr langsam nach rechts in einen schmalen, düsteren Tunnel. Im selben Moment knackte es über den Köpfen der drei. Der Lautsprecher für die Stationsdurchsagen schaltete sich an. Und dann war die ganze U-Bahn plötzlich von lauter Rockmusik erfüllt.
    Addi zuckte zusammen und zog den Kopf ein.
    „Hallo alle an Bord!“, drang die Stimme des schönen Christian aus dem
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