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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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an einer Metallleiter nach oben und hat irgendetwas in der Hand.“
    „Die Rauchbomben“, sagte Addi sofort. „Wir sind in der Nähe des Überfallortes. Und jetzt stellt er die Rauchbomben auf.“
    „Das ist es“, nickte Jenny. „Über ihm kommt Licht durch ein paar Löcher. Das muss ein Gully oder so was sein!“
    Sofort darauf klapperten Schmudos Schritte die Leiter wieder herunter.
    „Alles klar“, hörten die Unsichtbar-Affen ihn rufen. Schmudosprang in die U-Bahn und die setzte sich sogleich wieder in Bewegung.
    In den nächsten Minuten fuhren sie immer nur ein kleines Stück, dann hielten sie an und Schmudo oder der schöne Christian stellten irgendwo ihre Rauchbomben ab.
    Jedes Mal, wenn der schöne Christian ausstieg, beobachtete Ağan etwas ängstlich Goffi, dessen Fell sich sträubte, sobald er die Stimme des Diebes hörte. Dann streichelte Ağan ihn beruhigend und das Äffchen knurrte nur leise.
    „Ein Dieb, der Diebe betrügt“, flüsterte Jenny, als die U-Bahn zum sechsten Mal wieder anfuhr. „Das ist wirklich verrückt und gemein.“
    „Aber es passt doch“, gab Ağan zurück. „Ein ehrlicher Mensch würde nicht stehlen und ein unehrlicher Mensch bestiehlt jeden.“
    „Ich dachte immer, es gibt eine Gaunerehre!“ Die U-Bahn fuhr jetzt, ohne anzuhalten, und Jenny sah hinaus in die vorbeiziehende Dunkelheit. „Ich dachte, so eine Diebesbande hält zusammen und keiner verrät den anderen.“
    „Nicht so der schöne Christian!“ Addi saß auf dem Boden und schaukelte mit den Bewegungen des Waggons mit. „Er benutzt die anderen nur. Irgendwie sind die ja auch keine richtige Diebesbande. Das sind doch mehr Spinner. Die klauen jeden Scheiß, und er hat irgendwas viel Größeres vor.“
    „Jeden Scheiß klauen ist auch klauen“, sagte Jenny. „Und das ist nicht richtig!“
    „Trotzdem“, meinte Ağan. „Meine Mutter sagt immer: Nicht alles, was leuchtet, ist Gold. Der schöne Christian hat das kapiert. Er lässt die anderen ihren Schrott klauen, damit er selbst sich das richtige Gold holen kann.“
    Addi grinste. „Es gibt doch kein Gold in Berlin.“
    „Aber Geld“, erklärte Ağan. „Und ich glaube, das will er. Darum belügt er die anderen. Das meint er auch mit der Insel. Er will mit Schmudo auf eine einsame Insel fliehen und sich ein süßes Leben machen.“
    „Das könnte sein“, stimmte Addi zu. „Er ist wirklich schlauer als die anderen.“
    „Und gemeiner“, fügte Jenny hinzu. „Wenn wir ihn nicht stoppen, dann schafft er das, was er da vorhat, sicher auch.“ Jenny knibbelte nachdenklich an ihren Haarspitzen. „Aber wie sollen wir einen Dieb aufhalten? Noch dazu einen, der eine Bande hinter sich hat, die denkt, er sei ihr Freund?“ Sie blickte auf und sah ihre Freunde fragend an. „Vermutlich haben wir nur eine Chance. Wir müssen ihn beobachten und hoffen, dass er einen Fehler macht.“
    „Oder wir müssen ihn dazu bringen!“, fiel Addi ihr ins Wort.
    „Aber wie denn?“
    „Das müssen wir eben rausfinden“, flüsterte Addi.
    Die U-Bahn verlangsamte ihre Fahrt wieder. Schnell schoben Jenny, Ağan und Addi ihre Nasenspitzen über den Fensterrand und spähten hinaus. Dann hielten sie mit einem letzten Ruck an.
    Der Zug stand in einem halb fertigen Bahnhof, der nur aus einem kahlen Bahnsteig und grauen Wänden bestand. Überall lagen und standen Werkzeuge und Maschinen herum, aber es war kein Mensch bei der Arbeit.
    „Sie steigen alle aus!“, flüsterte Jenny. „Wir sind am Ziel.“
    Vor den Augen der Unsichtbar-Affen kam die Bande aus dem ersten Waggon. Es waren sieben junge Männer. Sie alle trugen Arbeitskleidung und jeder hielt einen Nothammer in der Hand.
    Der schöne Christian deutete auf ein Loch in der Wand hinter dem Gleisbett.
    „Dort wird der Notausgang dieses Bahnhofs gebaut“, erklärte er. „Oben ist er schon fertig.“ Er sah auf seine Armbanduhr. „Es ist Viertel vor fünf. Wir gehen oben um genau zehn vor fünf raus. Wir bilden zwei Gruppen. Ich gehe mit Schmudo, weil er es auf ein ganz kleines Schaufenster abgesehen hat. Er will für seine Mutti ein paar sehr schöne gusseiserne Bratpfannen klauen …“
    Die Männer lachten.
    „Und ihr anderen bleibt zusammen. Dann haben wir zwanzig Minuten, in denen jeder zuschlägt. Danach treffen wir uns wieder hier unten! Lasst uns Berlin das Fürchten lehren!“
    Die Männer hoben die Arme und zeigten dem schönen Christian ihre emporgereckten Daumen.

    „Du bist der verrückteste und coolste
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