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Peinlich peinlich Prinzessin

Titel: Peinlich peinlich Prinzessin
Autoren: Meg Cabot
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Freitag, 10. September, 21 Uhr, im Lunt-Fontanne-Theater, während der 1. Pause von „Die Schöne und das Biest“(in der Damentoilette)
    Er hat sich noch nicht gemeldet. Ich hab gerade zu Hause angerufen und Mom gefragt.
    Übrigens finde ich es ganz schön gemein von ihr, mir vorzuwerfen, für mich gäbe es anscheinend auf der ganzen Welt derzeit nichts Wichtigeres als meine Trennung von Michael. Weil das nämlich gar nicht stimmt. Echt nicht. Woher hätte ich denn bitte wissen sollen, dass sie es gerade mit viel Mühe geschafft hatte, Rocky ins Bettchen zu verfrachten? Oh Mann, echt. Wenn er solche Einschlafprobleme hat, soll sie eben das Telefon leise stellen.
    Immerhin weiß ich jetzt, dass er sich nicht gemeldet hat. Was mich übrigens nicht besonders wundert. Ich hab vorhin im Internet nachgeschaut, wann sein Flugzeug in Japan landet. Erst in vierzehn Stunden.
    Und während des Fluges dürfen Handys nicht benutzt werden. Jedenfalls nicht, um jemanden anzurufen oder eine SMS zu schicken.
    Oder eine Mail zu beantworten.
    Na ja, nicht so schlimm. Echt nicht. Weil er mich ja bald anruft.
    Sobald er meine Mail gelesen hat. Bestimmt. Dann ruft er mich gleich an und wir versöhnen uns und alles ist wieder gut.
    Es muss einfach wieder gut werden.
    In der Zwischenzeit bleibt mir nichts anderes übrig, als
mein Leben so weiterzuleben, als wäre alles ganz normal. Na ja, so normal, wie es sich eben anfühlt, wenn man verzweifelt auf eine Nachricht von seinem Exfreund wartet, von dem man sich nach zweijähriger Beziehung getrennt hat, dem man aber sofort eine Entschuldigungsmail geschrieben hat, als einem klar wurde, was für einen absolut unverzeihlichen und fast nicht wiedergutzumachenden Fehler man begangen hat.
    Vor allem wenn man ganz genau weiß, was einen erwartet, falls man es nicht schafft, sich wieder zu versöhnen. Dass man dann nämlich dazu verdammt ist, ein trostloses, inhaltsleeres Leben zu führen und sich aus lauter Einsamkeit in eine bedeutungslose Affäre nach der anderen mit irgendwelchen Supermodels zu stürzen.
    Äh, Moment … da hab ich mich wohl kurz mit Dad verwechselt. Okay, dann eben ohne die Supermodels. Aber ansonsten wird mein Leben genauso trostlos und inhaltsleer wie seins. Als ich vorhin neben JP saß und der Vorhang aufging, ist mir klar geworden, wie grenzenlos dämlich und kindisch ich mich letzte Woche aufgeführt hab.
    Na ja, eigentlich hab ich es vorher auch schon gewusst. Aber durch »Die Schöne und das Biest« ist es mir erst so RICHTIG, RICHTIG klar geworden.
    Was eigentlich erstaunlich ist, weil Michael und ich in Sachen Musicals ja eher geteilter Meinung waren. Ich musste immer meine geballten Überredungskünste einsetzen, um ihn dazu zu bringen, überhaupt mal mit mir in eins von den Musicals zu gehen, die ich so liebe. Solche, wo die Mädchen Reifröcke anhaben und wo überraschend irgendwelche Sachen von der Bühnendecke herabschweben (wie in »Phantom der Oper« oder »Tarzan: Das Musical«).
    Und wenn er dann AUSNAHMSWEISE mal mitgekommen ist, hat er sich ständig zu mir rübergebeugt und geflüstert: »Jetzt versteh ich, warum die das Stück bald absetzen. Es
ist doch total absurd, dass sich ein Mann vor eine sprechende Teekanne stellt und plötzlich ein Lied darüber singt, wie unsterblich er in irgendein Mädchen verliebt ist.« Oder: »Wo soll denn bitte plötzlich dieses Riesenorchester herkommen? Ich meine, hallo? Die stehen mitten in einem Verlies. Das ist doch alles total an den Haaren herbeigezogen.«
    Mit seinen Kommentaren hat er mir immer das ganze schöne Erlebnis kaputt gemacht. Und dann ist er auch noch alle fünf Minuten aufgestanden und aufs Klo verschwunden, weil er angeblich beim Abendessen zu viel Wasser getrunken hatte. Dabei wusste ich genau, dass er in Wirklichkeit bloß auf seinem BlackBerry nachschaut, ob neue Benachrichtigungen von seinem »World of Warcraft«-Server reingekommen sind.
    Jetzt sehe ich das auf einmal ganz anders. Obwohl es mit JP echt nett ist, denke ich die ganze Zeit daran, wie schön es wäre, wenn Michael neben mir sitzen und darüber ablästern würde, dass »Die Schöne und das Biest« ein Disney-Musical für unkritische Kleinkinder sei, dass die Musik total verkitscht und das Ganze im Grunde bloß eine riesige Marketingveranstaltung sei, damit Touristen viel Geld für teure T-Shirts, hässliche Kaffeetassen und Hochglanztheaterprogramme ausgeben.
    Aber am meisten fehlt er mir, weil mir erst jetzt schmerzlich bewusst
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