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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
Autoren: Josef Wilfling
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eine Stelle bei jener Firma angenommen, bei der er auch jetzt noch arbeitete. Damit war seine Versetzung nach München möglich geworden, die sie beide nicht nur anstrebten, sondern über die sie hocherfreut waren. Sie liebten Bayern, die Berge, die Seen, den Freizeitwert. Es war ihrer beider Wunsch, nach München zu ziehen.
    Seine Frau fand in München rasch eine Anstellung mit glänzenden Aufstiegschancen. Finanziell ging es ihnen prächtig, der Kauf dieser Doppelhaushälfte stellte kein Problem dar. Deshalb bestehe Gütertrennung, und es sei selbstverständlich ein Ehevertrag abgeschlossen worden. Das Haus war nahezu schuldenfrei, und die Restfinanzierung wurde eigentlich nur noch aus steuerlichen Gründen aufrechterhalten. Finanzielle Probleme waren es also nicht, die ihre Beziehung hätten belasten können.
    Damit schied schon einmal das häufigste aller Mordmotive aus, nämlich Gier. Vorausgesetzt, es handelte sich um eine Beziehungstat. Aber dafür gab es momentan keinerlei Anhaltspunkte. Oder doch?
    Denn Peter L. begann zu schildern, dass der krankhafte Ehrgeiz und die abweisende Art seiner Frau die Bezie hung mehr und mehr infrage gestellt und sie sich mit zunehmendem Erfolg zum Negativen verändert habe. Soweit er wisse, sei sie an ihrem Arbeitsplatz wegen ihres autoritären Führungsstils ebenfalls äußerst unbeliebt gewesen. Bei einer Feier in ihrer Firma, zu der er eingeladen war, habe er deutlich spüren können, dass sie bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fast schon verhasst war. Auch zu Hause habe sich Christine zusehends verändert, ihre abweisende, teils arrogante Art habe schließlich sogar zur Abkühlung ihres Sexuallebens geführt. Das schien ihr nichts auszumachen. Am meisten habe ihn aber geschmerzt, dass sie sich auch Lisa gegenüber eher distanziert und nüchtern verhielt als liebevoll und zärtlich. Er könne sich nicht erinnern, wann sie Lisa letztmals in den Arm genommen oder ihr einen Kuss gegeben habe. Wenn er zu Hause war, sei er es gewesen, der die Kleine zu Bett brachte und ihr eine Geschichte vorlas. War er verreist, bekam Lisa keine Gutenacht geschichte, weil ihre Mutter auch zu Hause noch am Computer arbeitete. Den Haushalt besorgte übrigens eine Zugehfrau, und wenn sie wieder einmal eine hochwertige Mahlzeit wollten, gingen sie zum Essen in ein Restaurant. Jedenfalls verhielt sie sich längst nicht mehr so, wie man es von einer warmherzigen, liebevollen Ehefrau und Mutter erwarten würde.
    »Aber gebügelt hat Ihre Frau offensichtlich schon, wie wir feststellen konnten. Das passt eigentlich nicht zu dem, was Sie erzählt haben«, unterbrach ich Peter L.s Schilderung seines Familienlebens.
    »Ja, gebügelt hat sie schon. Allerdings nur ihre eigene Wäsche und ihre teuren Blusen. Weil sie die nicht weggeben wollte. Alle andere Wäsche kam in die Wäscherei oder wurde von unserer Zugehfrau erledigt.«
    »Wollten Sie sich trennen, gab es Scheidungsabsichten, Streit oder irgendwelche Übereinkünfte?«
    »Ich habe immer wieder versucht, mit ihr zu reden und die Dinge ins Lot zu bringen, aber ohne Erfolg. Ja, wir haben vereinbart, uns zu trennen, sobald Lisa zur Schule geht. Das wäre im nächsten Jahr der Fall gewesen. Bis dahin wollte jeder weitgehend sein eigenes Leben führen, vernünftig und wie es sich für zivilisierte Menschen gehört.«
    »Haben Sie eine andere Beziehung? Und wissen Sie, ob Ihre Frau eine hatte?«
    »Ich selbst unterhalte keine Beziehung zu einer anderen Frau. Ich war nie untreu, und ich gehe davon aus, dass auch sie mich nicht betrogen hat. Mir ist auf alle Fälle nichts von einer anderen Beziehung bekannt. Ich glaube es eher nicht. Dazu ist ihr die Karriere zu wichtig. Mir ist jedenfalls nie etwas aufgefallen in dieser Richtung.«
    »Sind Sie oft beruflich unterwegs?«
    »Ja, ich bin mehrmals im Jahr für jeweils einige Wochen unterwegs. Dafür aber habe ich dann relativ viel Freizeit, wenn ich in München bin. Was auch seine Vorteile hat. Vorwiegend habe ich mich dann um Lisa gekümmert. Und natürlich um meine Frau, falls sie Zeit und Lust dazu hatte.«
    »Wann hatten Sie letztmals Geschlechtsverkehr mit Ihrer Frau? Ich frage das, weil wir prüfen werden, ob sie eventuell sexuell missbraucht wurde.«
    M ir war klar, dass dies sehr weit hergeholt war, denn auf eine Vergewaltigung deutete nichts hin. Die Kleidung des Opfers – Jeans und T-Shirt – sah ordentlich aus, und dass ein Sexualmörder sein Opfer nach dessen Tötung wieder komplett
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