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Schloß Gripsholm

Schloß Gripsholm

Titel: Schloß Gripsholm
Autoren: Kurt Tucholsky
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Kurt Tucholsky
    SCHLOSS
    GRIPSHOLM
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    Kurt Tucholsky
    SCHLOSS
    GRIPSHOLM
    (1931)
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    lit era scripta manet
    Kurt Tucholsky
    (09.01.1890 – 21.12.1935)
    1. Ausgabe, Juni 2006
    © eBOOK-Bibliothek 2006 für diese Ausgabe
    © Johan Lindberg 2002 – 2006 für die Titelphotographie
    „Gripsholm Palace“, http://www.octet.se
    Wir können auch die Trompete blasen
    Und schmettern weithin durch das Land;
    Doch schreiten wir lieber in Maientagen,
    Wenn die Primeln blühn und die Drosseln schlagen,
    Still sinnend an des Baches Rand.
    Storm
    Für IA 47 407
    ERSTES KAPITEL
    1
    Ernst Rowohlt Verlag
    Berlin W 50
    Passauer Straße 8/9
    8. Juni
    Lieber Herr Tucholsky,
    schönen Dank für Ihren Brief vom 2. Juni. Wir haben Ih-
    ren Wunsch notiert. Für heute etwas andres.
    Wie Sie wissen, habe ich in der letzten Zeit allerhand
    politische Bücher verlegt, mit denen Sie sich ja hinlänglich
    beschäftigt haben. Nun möchte ich doch aber wieder ein-
    mal die ‚schöne Literatur ‘ pflegen. Haben Sie gar nichts?
    Wie wäre es denn mit einer kleinen Liebesgeschichte?
    Überlegen Sie sich das mal! Das Buch soll nicht teuer wer-
    den, und ich drucke Ihnen für den Anfang zehntausend
    Stück. Die befreundeten Sortimenter sagen mir jedesmal
    auf meinen Reisen, wie gern die Leute so etwas lesen. Wie
    ist es damit?
    Sie haben bei uns noch 46 RM gut — wohin sollen wir
    Ihnen die überweisen?
    Mit den besten Grüßen
    Ihr
    (Riesenschnörkel) Ernst Rowohlt
    10. Juni
    Lieber Herr Rowohlt,
    Dank für Ihren Brief vom 8. 6.
    Ja, eine Liebesgeschichte … lieber Meister, wie denken
    Sie sich das? In der heutigen Zeit Liebe? Lieben Sie? Wer
    liebt denn heute noch?
    Dann schon lieber eine kleine Sommergeschichte.
    Die Sache ist nicht leicht. Sie wissen, wie sehr es mir
    widerstrebt, die Öffentlichkeit mit meinem persönlichen
    Kram zu behelligen — das fällt also fort. Außerdem be-
    trüge ich jede Frau mit meiner Schreibmaschine und er-
    lebe daher nichts Romantisches. Und soll ich mir die Ge-
    schichte vielleicht ausdenken? Phantasie haben doch nur
    die Geschäftsleute, wenn sie nicht zahlen können. Dann
    fällt ihnen viel ein. Unsereinem …
    Schreibe ich den Leuten nicht ihren Wunschtraum
    (‚Die Gräfin raffte ihre Silber-Robe, würdigte den Grafen
    keines Blickes und fiel die Schloßtreppe hinunter‘), dann
    bleibt nur noch das Propplem über die Ehe als Zimmer-
    Gymnastik, die ‚Menschliche Einstellung‘ und all das
    Zeug, das wir nicht mögen. Woher nehmen und nicht bei
    Villon stehlen?
    Da wir grade von Lyrik sprechen:
    Wie kommt es, daß Sie in § 9 unsres Verlagsvertrages
    15 Prozent honorarfreie Exemplare berechnen? So viel Re-
    zensionsexemplare schicken Sie doch niemals in die Welt
    hinaus! So jagen Sie den sauern Schweiß Ihrer Autoren
    durch die Gurgel — kein Wunder, daß Sie auf Samt sau-
    fen, während unsereiner auf harten Bänken dünnes Bier
    schluckt. Aber so ist alles.
    Daß Sie mir gut sind, wußte ich. Daß Sie mir für 46 RM
    gut sind, erfreut mein Herz. Bitte wie gewöhnlich an die
    alte Adresse. Übrigens fahre ich nächste Woche in Urlaub.
    Mit vielen schönen Grüßen
    Ihr
    Tucholsky
    Ernst Rowohlt Verlag
    Berlin W 50
    Passauer Straße 8/9
    12. Juni
    Lieber Herr Tucholsky,
    vielen Dank für Ihren Brief vom 10. d. M.
    Die 15 % honorarfreien Exemplare sind — also das kön-
    nen Sie mir wirklich glauben — meine einzige Verdienst-
    möglichkeit. Lieber Herr Tucholsky, wenn Sie unsre Bilanz
    sähen, dann wüßten Sie, daß es ein armer Verleger gar nicht
    leicht hat. Ohne die 15 % könnte ich überhaupt nicht exi-
    stieren und würde glatt verhungern. Das werden Sie doch
    nicht wollen.
    Die Sommergeschichte sollten Sie sich durch den Kopf
    gehn lassen.
    Die Leute wollen neben der Politik und dem Aktuellen
    etwas haben, was sie ihrer Freundin schenken können. Sie
    glauben gar nicht, wie das fehlt. Ich denke an eine kleine
    Geschichte, nicht zu umfangreich, etwa 15 – 16 Bogen, zart
    im Gefühl, kartoniert, leicht ironisch und mit einem bun-
    ten Umschlag. Der Inhalt kann so frei sein, wie Sie wollen.
    Ich würde Ihnen vielleicht insoweit entgegenkommen, daß
    ich die honorarfreien Exemplare auf 14 % heruntersetze.
    Wie gefällt Ihnen unser neuer Verlagskatalog?
    Ich wünsche Ihnen einen vergnügten Urlaub und bin
    mit vielen Grüßen
    Ihr
    (Riesenschnörkel) Ernst Rowohlt
    15. Juni
    Lieber Meister Rowohlt,
    auf dem neuen Verlagskatalog hat Sie
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