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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle
Autoren: Jens Schumacher
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Kapitel 1 in dem sich ein dicker Junge vorstellt und eine Maske ungewisser Herkunft käuflich erworben wird
     
    »Fünfzig! Alle Teile in der vorderen Reihe kosten fünfzig.«
    Der Mann auf der anderen Seite des Verkaufsstandes war über zwei Meter groß und schwarz wie die Nacht. Genau genommen war natürlich nur seine Haut schwarz. Seine Kleidung, ein schlabberiges Kurzarmhemd und knielange, viel zu weite Cargohosen, war mit schreiend bunten Mustern bedruckt, die einem schon beim bloßen Hinsehen Kopfschmerzen verursachten. Seine Klamotten interessierten mich allerdings weitaus weniger als etwas, das ich vor ihm auf dem langen Tapeziertisch entdeckt hatte, zwischen Haufen von holzgeschnitzten Elefanten, Räucherstäbchenhaltern und Congatrommeln aller erdenklichen Größen.
    Hätte ich damals geahnt, dass meine harmlose Frage eine Folge nervenaufreibender (und durchaus gefährlicher) Ereignisse nach sich ziehen würde, hätte ich sie wahrscheinlich nie gestellt. Ich hätte die dämliche Holzmaske gelassen, wo sie war, und mein sauer erspartes Geld stattdessen für irgendwas anderes ausgegeben. Einen Packen alter Comics zum Beispiel (zwei Stände weiter). Oder die uralte Atari-Konsole, deren Verkäufer hoch und heilig schwor, sie liefe noch einwandfrei (acht Spiele inklusive). Oder drei XXL -Currywürste an der Frittenbude am hinteren Ende des Trödels. Auf diese Weise wäre die Kohle auch weg gewesen, und ich hätte meine Ruhe gehabt. Andererseits hätte ich in diesem Fall einige ziemlich grundlegende Dinge über die Welt, in der wir leben, niemals erfahren.
    Die Welt, wie sie
wirklich
ist, meine ich.
    Aber vielleicht sollte ich mich zuerst mal vorstellen. Immerhin ist die Geschichte, die ich euch erzählen werde, einigermaßen verrückt. Folglich habt ihr ein Recht zu wissen, mit wem ihr es zu tun habt.
    Mein Name ist Robert Zarkoff. Meine Freunde (nicht, dass es viele wären) nennen mich Bob. Ich bin dreizehn Jahre alt, gehe in die siebte Klasse, trage eine Brille und wiege ein bisschen zu viel. Man könnte auch sagen: Ich habe Übergewicht.
    Viel Übergewicht.
    Wenn man
ganz
genau sein will, könnte man wahrscheinlich behaupten, dass ich dick bin. Einer der wenig schmeichelhaften Spitznamen, die mir meine Statur an der Schule eingetragen hat, ist »Hippo«. Nicht gerade einfallsreich, zugleich erstaunlich: Sein Erfinder – Oleg Brimsky, genannt »Faust« – dürfte kaum auch nur im Ansatz ahnen, dass er die Abkürzung eines lateinischen Begriffes benutzt, wenn er mich so nennt.
Hippopotamus amphibius linnaeus
ist nämlich die zoologische Bezeichnung für das afrikanische Flusspferd. Leider bringt einen derartiges Spezialwissen auf dem Pausenhof nicht wirklich weiter. Was soll’s? Ich habe gelernt, mit einer Menge Dinge zu leben. Man ist ja flexibel.
    Aber genug von mir. Lasst uns jetzt endlich zur Sache kommen – zu jenem Trödelmarkt, der auf so spektakuläre Weise mein Leben verändern sollte.
    Schon rund einen Monat zuvor hingen überall in der Stadt Ankündigungsplakate, und ich hatte Woche um Woche tapfer auf jedes dritte Kaffeestückchen verzichtet, um möglichst viel von meinem mickrigen Taschengeld für die Anschaffung gebrauchter Konsolenspiele, Comics oder DVD s zu sparen. Gelegenheiten für die Anschaffung solch wichtiger Dinge gibt es, wie ihr wisst, höchst selten. Meine Vorfreude war daher beträchtlich.
    An einem sonnigen Donnerstagnachmittag war es endlich so weit. Mit gerötetem Gesicht und nur leicht verschwitzt stieg ich aus dem Stadtbus aus und stellte mit einem geschulten Rundblick fest, dass sich die Anreise gelohnt hatte: Der Markt war ein
echter
Trödel, mit haufenweise altem Zeugs, das die vergangenen Jahre in irgendwelchen verstaubten Kellern zugebracht hatte und nun darauf wartete, für einen lächerlich geringen Geldbetrag den Besitzer zu wechseln.
    Ein Paradies!
    Als Profi besorgte ich mir zunächst an einem Süßwarenstand eine doppelte Portion Zuckerwatte und sondierte den Markt von außen, um die effektivste Route auszutüfteln.
Effektiv
, das bedeutet: möglichst wenige Schritte, möglichst viele Verkaufsstände.
    Meine Cousine Zara, die mich wie so oft begleitete, ließ sich von meiner kühl berechnenden Art natürlich nicht beeindrucken. Mit einem Kiekser der Begeisterung fegte sie an mir vorbei – nur, um drei Meter weiter an einem Stand mit glitzerndem Modeschmuck gleich wieder eine Vollbremsung hinzulegen.
    Zara ist ein Jahr älter als ich und, soweit ich das als ihr
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