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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
Autoren: Josef Wilfling
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Begegnungen mit diesen Tätern und den Verbrechen, die sie begingen, lässt letztlich nur einen einzigen Schluss zu: Jeder kann zum Mörder werden.
    Um diese zugegebenermaßen provokante These zu veranschaulichen, habe ich mich um ein möglichst breites Spektrum spezieller Fälle bemüht, in denen es um die Tötung nahestehender Menschen ging. Die dabei aufgezeigten Hintergründe mögen vielen bekannt vorkommen. Manche werden sogar feststellen, dass sie selbst schon inmitten eines aufziehenden Unheils stehen.
    Vielleicht hilft dieses Buch ja im einen oder ande ren Fall, sich dessen bewusst zu werden und zu realisieren, dass Brutalität, Kaltblütigkeit und kriminelle Energie nicht auf einen bestimmten Personenkreis beschränkt sind. Jeder kann – spontan oder im Verlauf eines längeren Prozesses – in eine Lage geraten, aus der heraus sich bewusst und gewollt der Wille zu töten entwickelt.
    Die moralische Bewertung der geschilderten Tathintergründe bleibt selbstverständlich dem Urteil des Einzelnen überlassen. Die Sichtweisen sind eben so individuell wie die Taten selbst. Da ich weder Psychologe noch Psychiater bin und auch keine philosophischen oder gar theologischen Weisheiten von mir geben möchte, beschränke ich mich auf das, was meinem Status als Praktiker entspricht: Veranschaulichung durch Schilderung realer Fälle.
    Denjenigen, denen die Einblicke in die Tätersee len nicht tief genug gehen, möchte ich die Äußerung eines renommierten Gerichtspsychiaters in Bezug auf die Grenzen psychologischer und psychiatrischer Prognosen zu bedenken geben: »Die Einzigen, die in einen Menschen hineinschauen können, sind die Rechtsmediziner.« Wobei wir Ermittler übrigens bei jeder Obduktion mit am Seziertisch stehen, den Ärztinnen und Ärzten über die Schultern schauen und ihnen Fragen stellen. Manchmal lässt sich in den Eingeweiden tatsächlich eine Antwort finden, obwohl die Seele unsichtbar ist.
    Trotzdem habe ich mich jedes Mal, wenn ich vor dem geöffneten Leichnam eines Menschen stand, aufs Neue gefragt, wo eigentlich »das« geblieben ist, was dieses Wesen in seiner Kreativität und Individualität einst ausgemacht hat. Eine Frage, die ich mir bei der ersten Obduktion, der ich beiwohnte, ganz spontan stellte und die mich in all den Jahren nicht mehr losließ.
    Als Ermittler wären für mich natürlich insbesondere die Gedanken des jeweiligen Mordopfers interessant gewesen, vor allem die letzten. Aber wie soll man Gedanken sehen?
    Dass gerade Beziehungstaten an Grausamkeit und Brutalität nicht zu übertreffen sind, ist eine Tatsache. Trotzdem sind detaillierte Schilderungen aus Gründen der Authentizität vor allem im Hinblick auf die Täterpsyche unerlässlich. Dass dabei eventuell auch Voyeure bedient werden, ließe sich nur vermeiden, wenn überhaupt keine Romane, Sachbücher, Filme oder Presseberichte über Verbrechen mehr veröffentlicht würden. Aber das Böse ist nun einmal spannender und interessanter als das Gute.
    D ie geschilderten Fälle orientieren sich an echten Kriminalfällen. Aus juristischen Gründen mussten Namen, örtliche und zeitliche Gegebenheiten, Berufe oder individuelle Besonderheiten, die einen Rückschluss auf Täter oder Opfer zulassen würden, verändert, anonymisiert und durch fiktive Beschreibungen unkenntlich gemacht werden.
    Josef Wilfling
    München, im Januar 2012

Der Profi
    F riedrich O. war mit Frau und Kindern aus dem Urlaub zurückgekehrt. Sein erster Gang führte ihn zur benachbarten Doppelhaushälfte, wo ihre Freun de Christine und Peter L. mit ihrer noch nicht sechsjährigen Tochter Lisa wohnten. Er wollte sich mit einer guten Flasche Wein, die er ihnen aus Frankreich mitgebracht hatte, dafür bedanken, dass sie während des Urlaubs ihre Katze gefüttert hatten.
    Friedrich O. sah, dass die Haustür spaltbreit offen stand. Wahrscheinlich hat nur jemand vergessen, die Tür fest zuzuziehen, dachte er. Er läutete mehrmals, niemand reagierte. Also drückte er die Tür vorsichtig auf und rief nach drinnen.
    »Hallo, ich bin es, Fritz. Wir sind zurück. Ist denn niemand zu Hause?«
    Keine Antwort. Dann aber hörte er das Lachen und Kichern von Mädchen im Obergeschoss. Er kannte sich aus in dem Haus, ging hinauf und traf auf Lisa und ihre Freundin Nicole. Die vergnügten Kinder ließen sich nicht ablenken, und Lisa erklärte, sie wisse nicht, wo Papa und Mama seien. Vielleicht sei Papa beim Sport und Mama einkaufen, meinte sie unbekümmert.
    Als Friedrich O. wieder
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