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Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers

Titel: Unheil - Warum jeder zum Moerder werden kann Neue Faelle des legendaeren Mordermittlers
Autoren: Josef Wilfling
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nach unten gehen wollte, sah er, dass die Tür zum Büro weit offen stand, die Schreibtischschubladen herausgezogen waren und deren Inhalt auf dem Boden verstreut lag. Es sah aus wie nach einem Einbruch. Besorgt ging er ins Erdgeschoss, schaute in die Küche und entdeckte auch hier eine gewaltige Unordnung, die auf ein hastiges Durchwühlen von Schränken und Schubladen hindeutete. Besonders auffallend war eine Geldbörse, die aufgeklappt auf dem Küchentisch lag und offensichtlich hastig geleert worden war. Mein Gott, dachte Friedrich O., da muss eingebrochen worden sein! Aber wo sind Christine und Peter?
    Friedrich O. trat vor die Haustür, nahm sein Handy und wollte gerade Peter L. anrufen, als er ihn aus der Richtung des Waldes herankommen sah – wie an jedem Abend um diese Zeit, wenn Peter nicht be ruflich unterwegs war und im Perlacher Forst joggte. Als er schwitzend auf sein Haus zulief, erklärte ihm sein Nachbar aufgeregt, dass die Haustür offen gewesen und Christine nicht im Haus sei. Da habe er sich schon mal erlaubt, nach ihr zu suchen.
    »Was, die Tür stand offen?«, fragte Peter L. sofort alarmiert. »Das gibt es doch nicht. Ich habe sie fest zugezogen, als ich loslief. Allein schon wegen Lisa. Und Christine ist nicht da?«, setzte er nach und wurde panisch. Peter L. stürzte ins Haus und rief nach seiner Frau. Er lief ins Obergeschoss und schaute im Büro nach, rannte wieder hinunter in die Küche und rief: »Das gibt’s doch gar nicht, da muss eingebrochen worden sein!«
    Dann hetzte er abermals nach oben ins Arbeitszimmer, sodass der Nachbar Mühe hatte, ihm zu folgen, doch abschütteln ließ er sich nicht.
    »Das war vorhin noch nicht, als ich losgelaufen bin, da war noch alles in Ordnung. Das müssen Einbrecher gewesen sein. Mein Gott, wo ist Christine?«, rief er mit fast weinerlicher Stimme und schaute seinen Nachbarn hilflos an. Er rannte abermals ins Erdgeschoss, nahm sein Handy, das er aus beruflichen Gründen auch beim Joggen immer dabeihatte, und rief seine Frau an. Deren Handy lag nicht wie üblich in der Küche, also musste sie es eingesteckt haben. »Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar«, ertönte eine Ansage. Das bedeutete, dass es ausgeschaltet war.
    »Sieh doch mal im Keller nach«, schlug Friedrich O. vor, als Peter keine Anstalten machte, auch dort zu suchen.
    »Ja klar, dort könnte sie sein«, antwortete dieser, öffnete die Tür zum Keller, die sich im Flur befand, und ging die Treppe hastig nach unten, wobei er mehrmals den Namen seiner Frau rief.
    D er Bereitschaftsdienst der Mordkommission war bereits vor Ort, als ich in dem noblen Vorort Grünwald bei München eintraf.
    Das Verbrechen hatte sich in der Nachbarschaft in Windeseile herumgesprochen. Vereinzelt standen Anwohner zusammen, während eine Gruppe der Einsatzhundertschaft bereits mit der Nachbarschafts befragung begann. Ziel der Aktion war, Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben konnten, sofort zu den Ermittlern zu bringen.
    Tatsächlich wollten mehrere Anwohner am späten Nachmittag südländisch aussehende Personen im Viertel gesehen haben, zwei oder drei Männer seien es gewesen, möglicherweise Angehörige einer vorwiegend herumziehenden osteuropäischen Volks gruppe. Sie seien aber nicht von Haus zu Haus gegangen, wie das Hausierer üblicherweise tun, son dern hätten eher den Eindruck gemacht, als würden sie etwas Bestimmtes suchen, möglicherweise eine Hausnummer.
    Zu diesem frühen Zeitpunkt war dies die erste und einzige Spur. Ihr mussten wir sofort nachgehen. Wie meistens, wenn es um Informationstechnologie geht, wurden Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes hinzugezogen.
    Bevor ich in den Kellerraum durfte, hatte ich mich in den obligatorischen weißen Overall gehüllt und mich etwas im Wohnzimmer umgesehen. Dort befanden sich Fotos, die eine glückliche Familie zeigten: einen gut aussehenden Vater, eine schöne Mutter und ein süßes Mädchen. Alle lachten fröhlich auf den Bildern und machten einen sorglosen, unbeschwerten Eindruck.
    Die Tote im Keller bot einen schlimmen Anblick. Dass es sich bei ihr um jene attraktive Frau auf den Fotos handelte, hätte man nicht mehr erkennen können. Der Kopf war eine einzige blutige Masse ohne erkennbare Gesichtszüge , das ursprünglich hellblonde Haar klebte in Fäden oder Strähnen am Boden und war durch das viele Blut verkrustet und dunkel verfärbt. Wie immer, wenn ich vor einer so entsetzlich malträtierten Leiche stand, empfand
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