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Hotel Desire

Hotel Desire

Titel: Hotel Desire
Autoren: Emma Schneider
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Kapitel 1

    „Du brauchst eine Auszeit, Susan.“ Der Gesichtsausdruck ihres Chefs ließ keine Widerrede zu.
    „Aber, ich ...“, setzte sie an, doch er schnitt ihre Worte mit einer raschen Handbewegung ab.
    „Ich weiß, dass du nichts lieber tust als zu arbeiten, und du hast dir im letzten Jahr kaum eine Pause gegönnt. Nicht einmal ein langer Urlaub war drin, das geht nicht! Ich mache mir wirklich Sorgen um dich, du wirkst gestresst und deprimiert, und du bist sehr dünn geworden. Du solltest dich etwas aufpäppeln lassen.“ Seine Augen ruhten besorgt auf ihr, und Susan wedelte genervt mit der Hand.
    „Unsinn! Mir geht es gut, und ich bin absichtlich so dünn. Beruflich gibt es doch wohl nichts auszusetzen, oder hast du Grund zur Klage?“
    James seufzte. „Du bist mein bestes Pferd im Stall, Susan, das weißt du auch. Aber wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann zusammenbrechen! Du bist ja nur noch ein Schatten deiner selbst. Jetzt bricht doch gerade die etwas ruhigere Zeit an, der Jahresabschluss ist erledigt und das nächste große Projekt beginnt erst im April. Nutze die kommenden Wochen und erhol dich. Mach einen ausgedehnten, langen Urlaub, dann bist du fit für den Stress, der schon bald wieder über uns hereinbrechen wird.“
    Susan knetete ihre Finger. Ihr linker Fuß wippte ungeduldig .
    „Bist du bald fertig mit deinem Vortrag? Ich weiß doch selbst am besten, was ich brauche und was nicht. Und ich habe wirklich keine Lust, ganz allein in den Urlaub zu fahren.“
    Sie stockte kurz bei den Worten. Natürlich würde sie allein fahren müssen, wen außer ihrer Mutter oder ihrer Schwester hätte sie schon mitnehmen können?
    Seit der Trennung von David hatte sie sich kopfüber in die Arbeit gestürzt und ihre ganze Zeit dem Job gewidmet. Der Erfolg gab ihr ja recht - sie hatte eine großartige Karriere hingelegt und fand sich nun als einzige Frau im Unternehmen im gehobenen Management wieder. Mit einem Jahresgehalt, das so manchen Mann vor Neid erblassen ließe.
    Und das war leider auch das Problem - einerseits hatte sie zu wenig Zeit, um sich um ihr Privatleben zu kümmern, andererseits schre ckten die meisten Männer vor ihrem Erfolg zurück .
    Ihre selbstbewusste Aura vergraulte viele potenzielle Kandidaten, und so war die Arbeit zum Ersatz für ein Privatleben geworden. Selbst für Freunde hatte sie keine Zeit mehr, sodass diese sich immer mehr zurückgezogen hatten.
    James schob einen Prospekt über den Tisch. „Ich empfehle dir dieses Hotel“, sagte er. „Es ist in Südfrankreich, wunderschön und spezialisiert auf gestresste Karrierefrauen.“
    Susan runzelte die Stirn und nahm den Prospekt auf. „ Hotel Desire “, las sie. Das Haus sah in der Tat wunderschön aus. In der französischen Provence gelegen, inmitten sanfter Weinhügel, versprach es Luxus, Wellness und absolute Entspannung.
    „Es ist nur für Frauen, daher kann ich dir leider nicht aus persönlicher Erfahrung davon berichten. Aber ich habe nur Gutes darüber gehört. Probier es aus, leisten kannst du es dir locker. Nimm dir zwei Wochen Zeit und entspann dich, wir kommen so lange ohne dich klar. Versprochen.“
    „Ich kann doch nicht ...“, protestierte sie, aber James schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch und zog die Augenbrauen zusammen.
    „Das ist keine Bitte, das ist ein Befehl“, knurrte er . „Du bist am Limit, Susan , das weißt du selbst . Daher bestimme ich nun, dass du deinen gesamten Resturlaub vom letzten Jahr nimmst, bevor du endgültig zusammenklappst und wir monatelang auf dich verzichten müssen. Also tu mir und dir den Gefallen, setz dich in den Flieger und mach dich vom Acker. Wir sehen uns Anfang April wieder.“
    Sie rollte mit den Augen, nahm den Prospekt aber an sich und verabschiedete sich.
    Im Auto warf sie einen Blick i n den Rückspiegel. James hatte R echt - sie sah müde aus und erschöpft. Ihr hageres Gesicht war blass, die blauen Augen waren von dunklen Ringen gezeichnet, die selbst das sorgfältig aufgetragene Make-up nicht verbergen konnte, und ihre Mundwinkel verzogen sich unschön nach unten.
    Früher war sie eine lebenslustige, sinnliche Frau gewesen - bevor David sie verlassen hatte, weil er sich eine erfolgreiche, gut verdienende Frau geangelt hatte. Noch immer schmerzte sie dieser Vertrauensbruch , wenn ihr auch die Tatsache, dass sie inzwischen selbst ein Vielfaches von dem verdiente, was er früher mit nach Hause gebracht hatte, Genugtuung gab.
    Wenn er wüsste, was
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