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Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)

Titel: Mit Zähnen und Klauen: Horror-Thriller von Bestseller-Autor Craig DiLouie (German Edition)
Autoren: Craig DiLouie
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Die Welt wird nicht ohne einen Krieg untergehen
     
    Als er nur kurz die Augen schließt, schläft Private First Class Jon Mooney sofort ein, obwohl er schweißgebadet in Panzerweste und mit einem M4-Karabiner in Händen hinter Stacheldraht und Sandsäcken am Checkpoint steht. Sein Kopf fällt ihm unter dem Gewicht des Kevlar-Helms auf die Brust, vor seinen Augen beginnt es zu flimmern und er wähnt sich wieder im Irak – nur einen Augenblick lang – als Wachposten an einer Straßensperre im Bezirk Adamiyah in Bagdad, während über ihm Apache-Hubschrauber knattern, einheimische Kinder auf der Straße Kaltgetränke feilbieten und Scharfschützengewehre in Fensterrahmen auftauchen.
    Sein Herz rast, die Augen irren auf der Suche nach Bedrohungen umher und fokussieren schließlich zum gefühlten hundertsten Mal die Werbetafel auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung. Das breite Plakat, auf dem mehrere Models in rosafarbenem Schaumbad herumplanschen, prangt vom Dach einer ›Burger King‹-Filiale, zwischen einem Elektronikgeschäft und einem Kleider-Discounter. Er begreift den Sinn des Fotos nicht und weiß nicht einmal, wofür es wirbt, aber es spricht ihn an. Es macht ihm ein Angebot zur Flucht, nach der er sich geradezu händeringend sehnt, obwohl er keine Worte dafür findet.
    Das hier ist nicht der Irak, sondern New York City.
    Der ›Burger King‹ und alle anderen Geschäfte in diesem Bereich der First Avenue wurden wegen der Epidemie geschlossen, ihre Fassaden mit schwarzen Metallgittern verbarrikadiert, als sei die gesamte Straße ein riesiges Gefängnis. Verlassene Autos und Müll versperren die Fahrbahn und den Fußgängerweg, ausgehend vom Checkpoint bis zu den Straßensperren aus Beton einen Häuserblock weiter.
    Eigentlich ist dies sein Zuhause. Die Wolkenkratzer Manhattans ragen über der schmutzigen Straßenszene in die Höhe und die Sonne reflektiert von ihren Fenstern. Mooney späht blinzelnd ins Licht, bis er die funkelnde Spitze des Chrysler Buildings ausmacht. Dort oben sieht alles ruhig, fast unbeschwert aus. Man könnte innehalten und eine Weile im lauen Wind ausharren.
    Vor 46 Stunden noch saß er am anderen Ende der Welt mit dem Rest des 2. Platoons der Kompanie Charlie auf einer Landebahn und wartete auf seinen Flug nach Hause. Natürlich nannten sie es nicht Flucht; die Obrigkeit umschrieb es als »notfallmäßige Versetzung«, ihre Vorgesetzten am Boden sprachen von »Rückzug« und die Soldaten von einer »Riesenschweinerei«, dem »Inbegriff des Chaos« oder einer »klasse Gelegenheit, zu sterben«. Egal wie man es bezeichnete: Die Armee holte auf einen Schlag Zehntausende Einheiten zurück, während die irakische Regierung ihre Zelte in der internationalen Zone abbrach und die verschiedenen Stämme sogleich dazu übergingen, alte Rechnungen zu begleichen, wenn sie zwischen ihren fanatischen Attentaten auf die sich zurückziehenden Amerikaner Zeit dazu hatten.
    Mit allem, was fliegen oder schwimmen konnte, kehrten die Soldaten nach Hause zurück und wurden an verschiedene Standorte in den Vereinigten Staaten versetzt. Die logistische Leistung des Truppenrückzugs von Stützpunkten überall auf der Welt in die Heimat war verblüffend. Mooneys Zug – Schützen der leichten Infanterie, deren Haut verbrannt war von der Sonne des Mittleren Ostens und die aus ihren Hosentaschen noch Sand schöpften – wies man diesen Abschnitt der First Avenue von Manhattan zu. Ihr Auftrag: Das Trinity Hospital absichern.
    Zwar war dies nicht die Heimkehr, auf die sich Mooney während des vergangenen Jahres gefreut hatte, doch wenigstens schoss niemand mehr auf ihn.
    Er zwingt seine Gedanken zurück in den Augenblick. In der Nähe des Checkpoints taucht der alte Mann wieder auf und belästigt wie gehabt jeden, der versucht, zu den Soldaten und ins Krankenhaus zu gelangen. »Ich würde an Ihrer Stelle nicht da reingehen«, gibt er zu bedenken. Er ist glatt rasiert und hat lange, graue Zotteln. Auf seinem T-Shirt steht: CLEVERSTER DUDE WEIT UND BREIT.
    »Aber ich bin hungrig«, meint der Angesprochene. »Es gibt kaum mehr Lebensmittel in den Läden, und ich habe nichts.«
    Mooneys Zugführer, Corporal Eckhardt, winkt eine junge Frau durch, die offensichtlich mit Hongkong Lyssa infiziert ist und sich auf einen Mann stützt, der wohl ihr Gatte oder Freund ist. Sie glüht vor Fieber und leidet an Zuckungen.
    »Tut mir leid«, gibt Eckhardt denjenigen zu verstehen, die nach ihnen in der Schlange stehen. »Wir
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