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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Autoren: Ephraim Kishon
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sich. Sonst weiß ich ja nicht, was ich ins Protokoll schreiben soll. Hallo? Hallo?«
    Auf der anderen Seite trat Funkstille ein. Dann gaben die Entführer bekannt, daß sie ihre Geiseln im Tausch gegen 25 inhaftierte Palästinenser freilassen würden, unter der Bedingung, daß sie nicht länger mit Schultheiß verhandeln müßten.
    Schultheiß schlug eine gemischte Kommission vor, bestehend aus einem akkreditierten Terroristen des Gazastreifens, einem parteilosen Justizbeamten und Dr. Bar-Bizua vom Verkehrsministerium.
    Hauptmann Rafat fragte, ob man ihm einen Arzt schicken könnte. Seine Stimme klang hohl.
    Auch sein Stellvertreter, der jetzt das Mikrofon übernahm, ließ deutliche Anzeichen von Nervenzerrüttung erkennen. Das Entführungskommando, erklärte er, sei bereit, in ein anderes Land abzufliegen, sobald die Maschine aufgetankt hätte.
    »Ich verbinde mit unserem Treibstoffdepot«, sagte Ilana und ließ die Anwesenden den nun folgenden Dialog mithören.
    Ziva (die Telefonistin des Depots): »Bedaure, unser Abteilungsleiter ist weggegangen.«
    Rafat: »Wann kommt er zurück?«
    Ziva: »Keine Ahnung. Wahrscheinlich sitzt er beim Essen.«
    Rafat: »Öffnen Sie das Depot, oder es geschieht ein Unglück.«
    Ziva: »Die Schlüssel sind bei Mottke.«
    Rafat: »Ich zähle bis drei. Dann lassen meine Leute das Flugzeug explodieren. Eins - zwei -«
    Schlechter: »Hallo, hier Schechter, Galiläa-ImportExport. Womit kann ich dienen?«
    Rafat (mit ersterbender Stimme): »Hier Schwarz ... ich meine der Schwarze Oktober . Wir wollen weg von hier . weg . weg .«
    An dieser Stelle übernahm Schultheiß noch einmal das Gespräch.
    »Hauptmann Rafat? Es ist alles in Ordnung. Der Tankwagen wird sofort vorfahren.«
    Er nickte dem Verteidigungsminister zu. Der Verteidigungsminister nickte dem Leiter des Einsatzkommandos zu. Den Rest kennt man aus den Zeitungsberichten, die im Wirbel der Ereignisse eine Kleinigkeit übergangen haben. Sie hätten noch folgendes hinzufügen müssen:
    »Nach erfolgreicher Beendigung seiner Mission auf dem Flughafen begab sich Jeckezkel Schultheiß in das Krankenhaus zurück, wo er seine Verhandlungen mit den Bäckern fortsetzte.«

Wetten daß .
    Gestern fuhr ich mit dem Aufzug zur 11. Etage unseres stolzen Wolkenkratzers, des Schalom-Turms, und ging eine höchst riskante Wette ein, indem ich den Knopf drückte, meine Augen schloß und die Etagen zählte.
    Die Wette ging um nicht mehr und nicht weniger als das Schicksal unseres Landes: »Wenn ich bis zur 11. Etage richtig zähle, werden wir endlich Frieden mit unseren arabischen Nachbarn haben.«
    Ich zählte mit äußerster Konzentration, und wirklich, als ich die Augen öffnete, hielt der Aufzug in der 11. Etage. Es stimmte auch umgekehrt, als der Aufzug in der 11. Etage hielt, öffnete ich die Augen. Es war ein vollkommen ausgewogenes, ganz und gar überzeugendes Resultat, ein Sieg auf der ganzen Linie.
    Künftige Generationen, so hoffe ich, werden schätzen, was ich für sie getan habe.

Ein gut getimter Bruch
    Die folgende Geschichte begann an einem Morgen gegen Ende September, nicht lange vor Ausbruch des JomKippur-Kriegs. Ihr Held ist Ing. Glick. Er verließ an jenem Morgen sein Haus in tiefen Gedanken über die herrschende Zementknappheit, denn Ing. Glick ist im Bauwesen tätig. Unaufmerksam, wie er war, fiel er in den Graben, der vor seinem Haus ausgehoben worden war, um später einmal in einen Abflußkanal umgewandelt zu werden.
    Ing. Glick brach sich das linke Bein an zwei Stellen oberhalb des Knöchels. Man brachte ihn ins Krankenhaus, wo er bestens gepflegt und in der zweiten Oktoberhälfte entlassen wurde. Er trug einen Gipsverband über dem linken Bein und ging auf Krücken, aber er ging.
    Während seines Krankenhausaufenthaltes hatte sich im Nahen Osten einiges abgespielt. Kaum hatte Ing. Glick im Fond seines Taxis Platz genommen, als der Fahrer ihn auch schon teilnahmsvoll fragte:
    »Wo ist es passiert? Oben oder unten?«
    »Zwei Stellen oberhalb des Knöchels.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine, oben auf den GolanHöhen oder unten am Suez?«
    Schon wollte Ing. Glick antworten, daß er in der Hajarden-Straße in Tel Aviv verwundet worden sei, da siegte seine Abneigung gegen intime Gespräche mit Fremden, und er antwortete: »Sprechen wir nicht darüber. Was soll’s?«
    Der Fahrer schwieg respektvoll. Erst als sie in der Hajarden-Straße angekommen waren, erlaubte er sich die Bemerkung: »Kerle wie Sie sind die Stütze der
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