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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Autoren: Ephraim Kishon
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dieses ewig rastlosen Stammes eine neue, schwere Belastung ersparen.

    *

    Wir sind durchaus nicht der Meinung, daß ein soldatischer Kampf eine völlige Gleichheit in der beidseitigen Bewaffnung voraussetzt. Aber Fairneß verlangt zumindest annähernd gleiche Voraussetzungen. Leider gab es die in der Auseinandersetzung zwischen David und Goliath nicht. Vielmehr lagen von Anfang an alle Vorteile bei David.
    Das zeigte sich bereits bei der Ausrüstung. Oberstabswachtmeister Goliath »hatte einen ehernen Helm auf seinem Haupte und einen schuppichten Panzer an, und das Gewicht seines Panzers war 5000 Schekel Erzes, und hatte eherne Beinharnische an seinen Schenkeln und einen ehernen Schild auf seinen Schultern«. Das heißt, daß er etwa 60 bis 70 Kilo zu schleppen hatte. Demgegenüber war David, wie man weiß, lediglich mit einer Hirtentasche und einer Schleuder bewaffnet, was ihm den unschätzbaren Vorteil optimaler Beweglichkeit sicherte. Hinzu kam, daß der philistinische Freiheitskämpfer »sechs Ellen und eine Handbreit hoch« war, was eine geradezu riesenhafte Körpergröße von fast vier Metern bedeutete. Das benachteiligte ihn dem kleinen, gelenkigen Israeli gegenüber noch mehr. Bedenkt man schließlich den taktischen Effekt des Überraschungsangriffs, der sich gleichfalls zuungunsten Goliaths auswirkte, so darf man ruhig behaupten, daß der ungleiche Kampf im voraus entschieden war.
    Die Frage, wer den Kampf gewonnen hat, wird die Experten noch lange beschäftigen. Nachforschungen haben ergeben, daß während der 40 Tage, die dem Ausbruch der Feindseligkeiten vorangingen, keinerlei Truppenbewegungen stattfanden und daß sich zum Schluß sogar Anzeichen einer Entspannung bemerkbar machten, die eine Lösung auf diplomatischem Weg in Aussicht stellten. Warum diese Möglichkeit scheiterte, läßt sich ohne besondere Mühe der schon mehrfach zitierten Quelle entnehmen. Goliath »trat hervor und ging einher«, während David, der gleichen Quelle zufolge, »eilete und lief vom Zeuge gegen den Philister«. Damit dürften die letzten Zweifel beseitigt sein, wer der Aggressor war.

    *

    Indessen soll auch die menschliche Seite des Vorfalls nicht zu kurz kommen. Das Wort hat der jüdische Schildträger Goliaths, der sich im Militärkrankenhaus nur langsam von den Folgen seines Schocks erholt.
    »Oberstabswachtmeister Goliath griff niemals als erster an«, sagte der junge Kriegsversehrte, wobei er mühsam Haltung annahm. »Er war ein grundgütiger Mensch, voll Lebensfreude und Humor. Manche Leute hielten ihn auf Grund seiner äußeren Erscheinung für einen bärbeißigen Krieger, aber die rauhe Schale verbarg einen weichen Kern. Er liebte Musik, versuchte sich an der Harfe und stimmte am Lagerfeuer gern ein kleines Liedchen an, wie etwa: >Ich hab nicht Vater noch Mutter hier, ihr guten Leute, habt Mitleid mit mir.< Der Oberstabswachtmeister war nämlich als Waise aufgewachsen und hatte schon damals unter seinen ungewöhnlichen Körpermaßen zu leiden. Nichts lag ihm ferner als Raufhändel, nichts haßte er so sehr wie den Krieg. Sicherlich wollte er diesem Hebräerjüngling einen Kompromiß vorschlagen, der für beide Teile annehmbar gewesen wäre. Und seine abfälligen Bemerkungen über den Gott der Hebräer waren wirklich nicht böse gemeint. Das sagt man so, ohne sich viel dabei zu denken. Mein guter Kamerad dachte nur an sein Heim und seine Familie. Er wollte in Ruhe seinen Acker bestellen, nichts weiter. Ich werde es nie verwinden, daß er seinen Lieben auf so hinterhältige Weise entrissen wurde.«
    Zu diesem Bild des biederen, friedfertigen Landbewohners läßt sich wohl kaum ein größerer Gegensatz denken als die wendige Figur seines listigen, mit allen städtischen Wassern gewaschenen Gegners, dessen berechnende Wesensart sich schon darin zeigt, daß er bereits lange vor dem Kampf wissen wollte, welcher Lohn denjenigen erwartete, »der diesen Philister erschlägt und wendet die Schande von Israel«. Erst nachdem er sich zahlreicher materieller Vergünstigungen aus der kgl. Saulschen Privatschatulle versichert hatte, war er bereit, in den Kampf zu ziehen, bei dem er sich, was nicht einmal von israelischer Seite geleugnet wird, einer unkonventionellen Waffengattung außerhalb aller internationalen Abkommen bediente. Daß er diese Waffen, eine Art steinerner Geschosse, planmäßig und zielbewußt aus den besetzten Wasserläufen gewonnen hatte, also schon seit geraumer Zeit heimliche Kriegsvorbereitungen betrieb,
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