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100 - Leichengeflüster

100 - Leichengeflüster

Titel: 100 - Leichengeflüster
Autoren: Larry Brent
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    Westlich der
Blackdown Hills in der Grafschaft Dartmoor lag die Diskothek.
    Ein cleverer
Geschäftsmann hatte aus einer alten Ruine für die Jugend aus nah und fern einen Anziehungspunkt geschaffen. Es hieß, daß man sogar in
London von der Disko »Haunting Tower« sprach. Der gruselig gewählte Name paßte
zur düsteren Umgebung der Landschaft und zur originellen Einrichtung, die der
Besitzer des einstigen Gemäuers sich hatte einfallen lassen.
    Im »Haunting
Tower« hatten die Besucher das Gefühl, inmitten eines Spukschlosses oder einer
Geisterbahn zu sein. Die schummrigen Ecken und Winkel, die schmalen
Treppenaufgänge zu den insgesamt drei in verschiedenen Etagen liegenden
Tanzflächen, waren gespenstisch dekoriert. Da standen Knochenmänner und
Gespenster-Frauen herum, fahle, hagere Gestalten in durchsichtigen, wallenden
Gewändern und mit Augen, die im Dunkeln aufglühten. Riesige Fledermäuse waren
an dünnen Fäden befestigt und schwebten im sanften Luftzug an der Decke.
Künstliche Spinnennetze klebten in den Ecken und an den Decken, in denen
pelzige Geschöpfe kauerten.
    Gruseln war
»in«, und die jungen Leute hielten sich gern in dieser Umgebung auf. Aber nicht
nur wegen der Dekoration. In erster Linie war es die Musik, die sie anzog.
    Der
Disk-Jockey verstand seinen Job. Er legte stets die heißesten Scheiben auf, und
die Wellen der Begeisterung im »Haunting Tower« schlugen hoch.
    Mindestens
einmal in der Woche kam auch Nancy Tyler in die Disko, die rund dreißig Meilen
von ihrem Heimatort entfernt lag.
    Die
Neunzehnjährige besuchte die Diskothek meistens freitags. Dann konnte die
Zahnarzthelferin am nächsten Morgen ausschlafen. Und das war nötig, denn im
»Haunting Tower« wurde es grundsätzlich spät.
    Seit fünf
Wochen kam die dunkelhaarige, aparte Nancy besonders gern hierher.
    Der Grund
hieß - Brian Shanon. Er war zweiundzwanzig und lebte in der Nähe von Tiverton,
einer kleinen Stadt am Rand des Moores.
    Mehr wußte
Nancy nicht über den' jungen Mann.
    Brian war
sehr verschwiegen, wirkte scheu und zurückhaltend. Dennoch fühlte Nancy sich zu
ihm hingezogen.
    Und so hatte
sie beschlossen, selbst die Initiative zu ergreifen. Wenn Brian nichts Näheres
über sich erzählte, dann mußte sie es eben herausfinden.
    Wissen wollte
sie auch, weshalb er jedesmal Schlag dreiundzwanzig Uhr die Disko verließ. Wenn
es anfing, erst richtig loszugehen, zog Brian Shanon sich zurück.
    Letzte Woche
hatte die dunkelhaarige junge Frau die Frage an ihn gerichtet, warum er stets
so früh die Veranstaltungen verlasse. Darauf hatte der Gefragte ausweichend
geantwortet. Und Nancy gewann den Eindruck, daß etwas mit Brians Familie nicht
stimmte. Es gab etwas, worüber er nicht sprechen wollte. Vielleicht, weil er zu
schüchtern war und sie sich kaum nähergekommen waren.
    An diesem
ersten Freitag des Monats wollte sie alles daransetzen, um die Schale zu
knacken, die Brian Shanon um sein Wesen aufgebaut hatte.
    »Freitag, der
dreizehnte«, murmelte die Besucherin, als sie ihren schwarzroten Mini-Cooper
auf dem großen Parkplatz vor der Disko abstellte. »Na, wenn das kein gutes Omen
ist...«
     
    ●
     
    Es war noch
früh am Abend. Dennoch war in dem schummrigen Raum viel los.
    Auch Brian
war schon da. Er saß an der Bar und hatte einen Drink, vor sich stehen. Als
Nancy auftauchte, nahm der schüchterne junge Mann sie im ersten Moment gar
nicht wahr. Dann huschte ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht, und er
musterte sie aus seinen großen, verträumten Augen. Nancy fragte sich, ob
vielleicht sie es waren, die sie anzogen.
    Dieser Abend
glich den vorangegangenen.
    Sie saßen in
der Bar, plauderten über alltägliche Dinge und tanzten viel. Zehn Minuten vor
elf zahlte Brian Shanon seine Zeche und verabschiedete sich. Sie küßten sich am
Eingang.
    »Bis nächsten
Freitag dann. Ich freu’ mich, dich wiederzusehen. Wie immer? «
    »Okay«,
lächelte sie ihn an und schmiegte sich an ihn. »Wie immer ...«
    Dann ging er.
    Der Parkplatz
war nicht erleuchtet. Brian Shanon tauchte zwischen den dunklen Fahrzeugen
unter.
    Nancy Tyler
nutzte ebenfalls den Schutz der Dunkelheit, schlich zu ihrem Mini-Cooper und
wartete, bis Brian seinen grünen Morris gestartet hatte.
    Der junge
Mann fuhr los.
    Kaum war das
Auto vom Parkplatz gerollt, startete auch Nancy. Sie fuhr hinter dem Mann her.
    Die Straße
Richtung Tiverton war schmal.
    Die Fahrt
währte nur zehn Minuten.
    Die hügelige
Landschaft jenseits der Allee-Bäume
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