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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln
Autoren: Anne McCaffrey
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I
    Piemur erwachte durch das dumpfe Rumbumbum der großen Trommeln, die eine Botschaft aus dem Osten beantworteten.
    Obwohl er nun seit fünf Planetendrehungen in der Gildehalle der Harfner lebte, ging ihm das laute Dröhnen immer noch bis ins Mark.
    Vielleicht, dachte er und drehte sich verschlafen um, wäre es etwas anderes, wenn die Trommeln jeden Morgen oder stets im gleichen Rhythmus ertönen würden. Aber er bezweifelte es. Er war nun mal ein leichter Schläfer, eine Eigenschaft, die er früh entwickelt hatte, als er die Herden bewachte und nachts auf die leiseste Unruhe der Renner achten mußte.
    Sein Talent hatte ihm in der Harfner-Halle schon oft geho lfen; die übrigen Lehrlinge im Schlafsaal konnten sich kaum zu einem nächtlichen Schabernack oder Racheakt anschleichen, ohne daß er es merkte.
    Er bekam auch mit, daß oft mitten in der Nacht heimliche Boten den Meisterharfner aufsuchten oder Robinton selbst die Gildehalle verließ; denn der Harfner war sicher einer der wichtigsten Männer von ganz Pern, beinahe so einflußreich wie F’lar und Lessa, die Weyrführer von Benden.
    Und in warmen Sommernächten hörte er faszinierend ehrliche Ansichten, wenn die Fensterläden des Großen Saales weit offen standen und die Gesellen und Meister glaubten, daß die Lehrlinge längst schliefen. Aber wer so klein und schmächtig war wie er, mußte eben seine eigenen Mittel und Wege finden, sich gegen die Stärkeren durchzusetzen, und Lauschen gehörte dazu.
    Während er in der grauen Morgendämmerung noch einmal einzuschlafen versuchte, hallte die Trommel in seinen Gedanken wider. Die Botschaft stammte vom Harfner der Burg Ista: Er hatte den Kenn-Rhythmus entziffert. Die Botschaft selbst 7
    verstand er nur in Bruchstücken – irgend etwas mit einem Schiff. Vielleicht sollte er doch den Nachrichten-Kode erler-nen, auch wenn die Botschaften immer spärlicher kamen, seit so viele Leute, die kleinen Feuer-Echsen besaßen, sie in ganz Pern umherschickten.
    Das brachte ihn auf sein Lieblingsthema: Wie konnte er an ein Echsen-Ei herankommen?
    Menolly hatte ihm zwar eines von Prinzeßchens erstem Gelege versprochen, und Piemur fand das nett von ihr, aber er blieb skeptisch. Vermutlich durfte Menolly über die Eier ihrer Königin gar nicht frei verfügen. Meister Robinton würde sie wohl so verteilen, wie es für die Harfnergilde am günstigsten war. Und Piemur konnte Meister Robinton deshalb nicht böse sein. Dennoch, eines Tages war sicher auch er an der Reihe. Er wünschte sich eine Königin – oder wenigstens eine Bronze-Echse.
    Piemur verschränkte die Hände hinter dem Kopf und dachte über diese Zukunftsvision nach. Er hatte Menolly oft geholfen, ihre Echsenschar zu füttern, und wußte daher eine ganze Menge über die kleinen Tierchen, mehr als einige Leute, die Echsen besaßen – die gleichen Leute übrigens, die Planetendrehungen lang behauptet hatten, Feuer-Echsen seien die Hirngespinste von kleinen Jungen!
    Bis zu dem Moment, da F’nor, der Reiter des braunen Drachen Canth, an einem Strand des Südkontinents eine kleine Königin für sich gewonnen hatte. Kurze Zeit darauf war es Menolly einen halben Planeten entfernt gelungen, ein Feuerechsen-Gelege vor einer Überschwemmung zu retten. Und seitdem begehrte jeder eine Feuer-Echse, und keiner stritt mehr ab, daß die kleinen Geschöpfe Verwandte der gigantischen Drachen von Pern waren.
    Ein angenehmer Schauer überlief Piemur. Am Vortag waren über Burg Fort Fäden gefallen. Die Gesangsklasse hatte gerade Meister Domicks neue Ballade geprobt, die Lessas Weg von 8
    der verkannten Küchenmagd auf Ruatha bis zur Weyrherrin von Benden schilderte – eine Geschichte, die sich kurz vor der Wiederkehr des Roten Sterns abgespielt hatte. Aber Piemurs Gedanken waren viel stärker mit den Silberfäden beschäftigt gewesen, die über der gut geschützten Harfnerhalle vom Himmel fielen. Er hatte sich, wie er es bei jedem Sporenregen tat, die großen Drachen vorgestellt, die kraftvoll und elegant zugleich über den Himmel zogen und mit ihrem Feueratem die Fädenknäuel versengten – noch bevor die Sporen den Boden erreichten und alles, was lebte, zerstörten; noch bevor sie sich ins Erdreich gruben und vermehren konnten. Schon der Gedanke an die Fäden ließ Piemur erzittern.
    Und seine Bewunderung für Meno lly stieg. Die junge Harfnerin hatte nämlich, ehe ihr großes Musiktalent von Meister Robinton entdeckt wurde, in einer Höhle außerhalb der sicheren Burgmauern gelebt
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