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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Autoren: Ephraim Kishon
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Das heißt, er kommt nicht zu spät, sondern gar nicht. Man findet ihn, wenn überhaupt, zu Hause. Unseren Vorwurf wischt er einfach hinweg: »Mein Lieber, wir waren für Dienstag verabredet.« Protest ist sinnlos. Wir hatten ohnedies Donnerstag vereinbart.
    Wo immer er auftaucht, greift der Trotzdemianer sofort alles an, um festzustellen, ob es echt ist. Sieht er ein Sandwich, so beißt er hinein, sieht er irgendwo eine Taste, schaut er sich vorsichtig um und drückt sie. Gibt es dann einen Kurzschluß, beschimpft er das E-Werk. Er steckt seine Nase in fremde Taschen, fremde Schubladen, fremde Schachpartien. Wenn nichts da ist, wo er sie hineinstecken kann, bohrt er in ihr.
    Nicht weniger charakteristisch ist die Flasche nach dem Sündenfall. Wenn ich irgendwo auf der Welt in einem Kino oder Konzertsaal das unangenehme Geräusch einer herumrollenden Flasche höre, kann ich mit Sicherheit
    gleich einem Landsmann die Hand schütteln.
    Ein weiteres Kennzeichen sind die Schlüssel, die der Trotzdemianer bei sich trägt. Es sind mindestens 21. Von 12 hat er keine Ahnung, zu welchem Schloß sie gehören. Wenn er nach Hause kommt und aufsperren will, muß er 8 Schlüssel ausprobieren, bevor er den richtigen hat. Dieser quälenden Prozedur entgeht er dadurch, daß er alle 21 verliert und erzählt, er sei auf der Straße überfallen worden.
    Ein Beamter der trotzdemianischen Regierung begab sich vor kurzem mit wichtigen Geheimdokumenten des Sicherheitsdienstes nach Istanbul. Dort angekommen, öffnete er seinen Diplomatenkoffer und stellte fest, daß er den Schminkkoffer seiner Gattin Selma geb. Friedmann mitgenommen hatte. Daraufhin behauptete er, man hätte ihn offensichtlich mit dem Transport von Kosmetikartikeln beauftragt. Er wurde entlassen und ist seither in der Gegenspionage tätig.
    Ein besonders auffälliges Merkmal des Trotzdemianers ist seine Abneigung gegen jede Art von Gebrauchsanweisungen. Eine Liste mit der Aufschrift »Oben« stellt er grundsätzlich so hin, daß das »Oben« nach unten zeigt. Pakete mit der roten Aufschrift »Vorsicht, zerbrechlich« wirft er in die Luft, steckt die Finger in die Ohren und tritt zur Seite. Die Anweisung »Kalt und trocken aufbewahren« veranlaßt ihn, das jeweilige Produkt auf dem Boiler seines Badezimmers zu deponieren, was glücklicherweise keine Folgen hat, da der Boiler nicht heizt. Er ruft den Installateur an, der ist aber auf dem Paketpostamt. Daraufhin übermalt er den Boiler. Er übermalt leidenschaftlich gerne. Wenn etwas schmutzig ist, übermalt er es. Wenn es rostig ist, malt er ein zweites Mal drüber. Für Reparaturen, für die ein Schweißgerät erforderlich ist, verwendet er Klebstoff. Schrauben ersetzt
    er durch Heftpflaster. Es hält.
    Der Trotzdemianer ißt laut, spricht laut, geht laut und beklagt sich über den Lärm. Manchmal allerdings zeigt sich seine gute Kinderstube. In einem Restaurant schmatzt er erst dann darauf los, wenn der Pianist zu spielen beginnt. Aber wenn sein Radio zu Hause wie ein Teekessel pfeift, wartet er ein Jahr, bevor er den Elektriker holt. Dieser rät ihm, den Apparat links ein wenig anzuheben. Er hebt ihn an, und da der Lärm tatsächlich aufhört, legt er eine leere Streichholzschachtel unter die linke Seite. Wenn der Lärm wieder beginnt, wechselt er die Streichholzschachtel oder versetzt dem Kasten einen leichten Schlag.
    Beim CD-Player macht er es genauso und mit dem gleichen Erfolg. Seine Stereoanlage hat 16 Lautsprecher, wovon 3 einwandfrei funktionieren. Bei größeren Apparaten arbeitet er mit Fußtritten. Die Zentralheizung funktioniert überhaupt erst nach einem Tritt in den Thermostat. Jeden Morgen geht er in den Keller, um zu treten. Schließlich bricht er sich den großen Zeh. Daraufhin ruft er seinen Kassenarzt an, der aber nicht kommen kann, weil er um 15.30 Uhr ein Paket aufgeben muß. Daraufhin kauft der Trotzdemianer sechs kleine Petroleumöfen heimischer Produktion, von denen zwei wunderbare Wärme geben.
    Heimische Produkte zeichnen sich überdies durch ihre Vielfalt aus. Im Brot sind Nüsse oder Reißnägel. In der Milch noch nicht ausgeschlüpfte Schmetterlinge. Im Mineralwasser Wasser. Im Koffer doppelter Boden.
    Wenn ein trotzdemianischer Wasserhahn nicht tropft, so liegt das daran, daß das Wasser abgesperrt ist. Auch der elektrische Strom wird einmal am Tag abgestellt, denn die Turbinen des Elektrizitätswerks müssen übermalt werden.
    Der echte Trotzdemianer benützt zum Eindrehen von Schrauben seine
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