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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
Autoren: Ephraim Kishon
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endlich nicht mehr allein.
    Was für ein gutes Gefühl.

Bitte nicht drängeln
    Aufmerksame unter uns werden sich bestimmt noch an das Inserat erinnern, das wir anläßlich der Gründung des Staates Israel in den Zeitungen veröffentlichten:
    »Ein kleines, einsames und regelmäßig schikaniertes Volk sucht zwecks Existenzsicherung einen bemittelten Partner. Zuschriften erbeten an das Außenministerium Jerusalem.«
    Bis Redaktionsschluß hat sich gemeldet: Friedrich Holzer Kleiderhandlung, Frankfurt am Main.

Yigal ist vernagelt
    Unlängst saß ich im Park auf einer Bank, auf der ein alter Herr in die Lektüre einer jiddischen Zeitung vertieft war. Neben ihm las ein ungefähr zehn Jahre alter Junge in einem blutrünstigen Comic-Heft. Plötzlich fragte der Junge den alten Herrn:
    »Großpapa, was ist Inquisition?«
    Großpapa faltete die Zeitung zusammen und holte genießerisch aus.
    »Vor Hunderten von Jahren, mein kleiner Yigal, im finsteren Mittelalter, hatten unsere Vorväter ein sehr schweres Leben. Man sperrte sie in Gettos, die von hohen Mauern umgeben waren, und jeder Christ konnte sie treten und anspucken und nach Herzenslust erniedrigen. Ja, ja. So war das damals. Die Steuereintreiber der Fürsten und Bischöfe raubten ihnen das letzte Geld, wenn es ihnen nicht schon die lieben Nachbarn geraubt hatten. Unsere Waisen wurden lebendig verbrannt, unsere Männer wurden zu den niedrigsten Diensten gezwungen, unsere Frauen wurden .«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Yigal. »Das genügt. Ich habe dich gefragt, Großpapa, was Inquisition bedeutet.«
    »So warte doch. Ich bin gleich so weit. Die Inquisition war ein fürchterliches, grausames Verfahren zur Einschüchterung all derer, die an den Dogmen der Kirche zweifelten. Natürlich waren die Opfer fast immer Juden.«
    »Warum >natürlich    »Wirst du mich endlich in Ruhe weiterreden lassen?« ärgerte sich der alte Herr. »Hör doch zu. In den Folterkammern der Inquisition wurden die Opfer von Mönchen in roten Kapuzen entsetzlich gequält. Man zwickte sie mit glühenden Zangen, hängte sie verkehrt herum auf, zog unseren Märtyrern bei lebendigem Leib .«
    »Genug«, unterbrach Yigal aufs neue. »Den Rest bis zur Revolution kannst du überspringen.«
    »Bis zu welcher Revolution?«
    »Na, der Aufstand der Juden gegen die Mönche.« »Laß deine dummen Reden, Yigal. Unsere Vorfahren waren fromme, gottesfürchtige Juden, die sich gegen den Willen des Ewigen nicht auflehnten.«
    »Was heißt das? Willst du etwa sagen, daß Gott diese Dinge, daß er die Inquisition wollte?«
    »Schäm dich, Yigal. Spricht man so von Gott? Unsere Vorfahren waren große Helden, die nicht einmal auf dem Scheiterhaufen von ihrem Glauben abließen. Ihre Überzeugung war unerschütterlich, und ihre innere Stärke war gewaltig.«
    »Fein. Und dann sind sie schließlich doch auf die Mönche losgegangen?«
    »Schweig, du mißratenes Kind. Deine einzige Entschuldigung ist, daß du nicht weißt, wovon du sprichst. Unsere Vorfahren glaubten so fest an Gottes Gerechtigkeit, daß selbst ihre Folterknechte von bleichem Schrecken erfaßt wurden und aus Angst immer mehr und mehr unschuldige Opfer töteten.«
    »Ist das ein Witz, Opa?«
    »Ruhe. Willst du das Andenken unserer Märtyrer entweihen? Wenn sie der Inquisition nicht so heldenhaft Widerstand geleistet hätten, wärest du heute kein Jude.«
    »Das ist nicht wahr«, empörte sich Yigal. »Ich wäre auf jeden Fall ein Jude, weil ich in Israel geboren bin.«
    »Ein Heide bist du, sonst nichts. Weil du keine Ehrfurcht vor dem Heldenmut unserer Vorfahren hast.«
    »Quatsch«, rief Yigal und sprang auf. »Willst du mir einreden, daß es Gottes Wille wäre, wenn mich die Mönche verbrennen? Sei nicht bös, Großpapa, aber das ist ein Unsinn. Und deine Vorfahren müssen fürchterliche Waschlappen gewesen sein.«
    Damit wandte Yigal sich ab und ließ uns sitzen.
    »Was sagst du da, was?« zürnte der alte Herr hinter ihm her. Dann wandte er sich kopfschüttelnd an mich: »Waschlappen! Ist Ihnen eine solche Unverschämtheit jemals untergekommen? Und für diese Brut haben wir unseren Staat gebaut. Sind sie nicht fürchterlich? Sagen Sie selbst, sind sie nicht fürchterlich?« Er schüttelte nochmals den Kopf, seufzte tief auf und sagte leise: »Gott segne sie.«

Trotzdemia, mon amour
    Der typische Bewohner des Landes Trotzdemia zeichnet sich dadurch aus, daß er am Freitag um 15.30 Uhr noch zum Paketpostamt geht und zu unserem Treffen zu spät kommt.
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