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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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gehabt, aber Papa hatte alle Hunde an ihre Brüder und älteren Schwestern gegeben, so daß für Brenna kein Tier übergeblieben war. Den ganzen Tag schon war sie entschlossen gewesen, dieses Unrecht wiedergutzumachen, doch bisher war es ihr nicht gelungen, eines der Ferkel zu erwischen.
    Diesmal war das Glück auf ihrer Seite. Die Sau hatte den Koben verlassen und schlief in einer Schlammkuhle auf der anderen Seite der Ställe dicht an der Umzäunung. Brenna gab sich alle Mühe, keinen Laut zu machen, rutschte aber prompt im Schlamm aus und verursachte ein lautes Platschen. Noch einmal hatte sie Glück. Die Ferkel schienen ihre Mutter vollkommen ermüdet zu haben, denn die Sau hob nicht einmal den Kopf. Dann hörte Brenna das Quietschen der Doppeltür zum Haus, doch als niemand nach ihr rief, ging sie davon aus, daß sie unentdeckt geblieben war.
    Die Ferkel machten es ihr leicht. Sie hatten sich zu kleinen Kugeln zusammengerollt und schliefen dicht aneinandergedrängt. Brenna hob eins der Schweinchen auf, wickelte es in ihren Rock ein und drückte es vorsichtig an ihre Brust. Sie hatte vor, zur Küche zu laufen, um ihre Beute dort zu verstecken, und es hätte sicher auch alles reibungslos funktioniert, wenn ihr neues Schmusetier nicht plötzlich einen gewaltigen Aufstand gemacht hätte.
    Brenna begriff erst, in was für einer Gefahr sie schwebte, als sie den Koben verließ und ein entsetzliches Geräusch hörte. Schweine sollten eigentlich nicht fliegen können, aber die zornige Sau schien genau das zu tun. Ihr Kopf war gesenkt, und die Beine bewegten sich so schnell, daß man sie nicht mehr deutlich erkennen konnte. Das markerschütternde Quieken, das sich anhörte, als wäre der Teufel selbst aus den Tiefen der Hölle emporgestiegen, um Brenna zu holen, machte ihre Absicht unmißverständlich.
    Brenna stieß ein Gebrüll aus, das dem ihrer Verfolgerin in nichts nachstand. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, rannte sie mit fliegenden Haaren und durch den aufspritzenden Schlamm immer am Zaun des Kobens entlang und schrie dabei aus vollem Hals nach ihrem Vater. Das Ferkel, das sie noch immer an die Brust gepreßt hielt, quiekte verängstigt, während das Gebrüll der Sau sich zu ohrenbetäubendem Lärm verstärkte.
    Der Anblick, der sich ihren Eltern bot, war spektakulär: Ihr kleiner blonder Engel rannte, von Kopf bis Fuß mit Schlamm bespritzt, wie ein kopfloses Huhn und laut schreiend im Koben herum.
    Alle setzten sich gleichzeitig in Bewegung. Es war nicht ihr Vater, der sie rettete, denn er war nicht schnell genug. Es war der Riese, der sie aus der Gefahrenzone riß, und dies im allerletzten Moment.
    Die Sau hatte Brenna erreicht. Ihre Schnauze schoß vor und stieß Brenna um, doch noch bevor sie zu Boden ging, spürte sie, wie sie hochgehoben wurde, und kniff die Augen zu. Ihr fiel ein, daß sie zu schreien aufhören konnte, dann öffnete sie vorsichtig die Augen und blickte sich um. Der Riese hielt sie in seinen Armen, und sie befanden sich auf der anderen Seite des Zauns ein gutes Stück von dem Schweinekoben entfernt. Wie war es ihm bloß gelungen, so leicht über die Umzäunung zu setzen?
    Einen Moment später brach ein heilloses Chaos aus. Alle stürmten auf sie zu, Rufe ertönten, Fackeln wurden gebracht. Ihr Papa war der letzte, der sie erreichte. Sie hörte, wie er, noch immer keuchend, ihren Gast fragte, ob er wohl wisse, was die Sau dazu gebracht habe, seine liebe kleine Faith anzugreifen.
    Brenna war nicht verletzt; ihr Vater verwechselte ständig die Namen seiner Töchter. Er würde sich spätestens dann wieder erinnern, mit wem er es zu tun hatte, wenn er sie ausschimpfte. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte Brenna schließen, was sie erwartete. Sie würde mindestens eine Stunde auf seinen knochigen Knien sitzen und eine Strafpredigt über sich ergehen lassen müssen. Sie mochte sich nicht ausmalen, was er mit ihr machen würde, wenn er herausfand, was sie in ihren Röcken verborgen hielt, und sie konnte nur beten, daß er es nicht entdecken würde.
    Sie wußte, daß ihr Retter das strampelnde Ferkel zwischen ihren Körpern spüren mußte, und endlich wagte sie, verstohlen zu ihm aufzublicken. Er wirkte überrascht, und als das Ferkel ein mattes Quieken ausstieß, huschte ein Lächeln über seine Lippen.
    Er war nicht böse auf sie! Brenna war so froh, daß sie zurücklächelte und darüber vergaß, daß sie eigentlich schüchtern war.
    Einer der Männer trat zu ihnen. »Connor, ist alles in

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