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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Autoren: Julie Garwood
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Entscheidung mitzuteilen, dann hatte er ihr befohlen, aufzustehen und mit der Hilfe ihrer Mutter und der Kammerdienerinnen ihre Sachen zu packen. Sie würde bei Tagesanbruch in Richtung schottisches Tiefland abreisen! Die Erklärung, die er ihr beim Abschied gegeben hatte, tröstete sie keinesfalls: Die Ehe würde es ihrem Vater ermöglichen, seine Finger nach Schottland auszustrecken, und da der König entschieden hatte, daß Rachel einen seiner Lieblingsgetreuen heiraten sollte, blieb Haynesworth nur noch Brenna, um sie mit einem Schotten zu verehelichen. Also war die Allianz mit MacNare beschlossen.
    Die Schlußfolgerung, die Brenna daraus zog, traf sie tief: Ja, ihr Vater liebte sie, aber noch mehr liebte er Macht und Einfluß.
    Ach ja, und Geschenke natürlich. MacNare hatte den Handel durch Schätze erst richtig verführerisch gemacht. Dummerweise wußte der König nichts von diesem Bündnis und würde gewiß verärgert reagieren, aber ihr Vater schien nicht übermäßig besorgt zu sein. Die Gier füllte sein Herz ganz aus, so daß wenig Raum für Liebe oder Vorsicht blieb.
    Als ihre Tränen schließlich versiegt waren, hatte sich ihre Mutter zu ihr gesetzt und ihr einen Rat gegeben. Brenna, so schlug sie vor, solle sich einfach fügen und keine Sorgen mehr machen. Alles würde sich schon zum Guten wenden. Sie müsse einfach lernen, gewisse Dinge hinzunehmen und kindische Träumereien zu vergessen.
    Die Gedanken an ihre Eltern verursachten ihr Heimweh. Und in Anbetracht der Tatsache, daß sie sie zu dieser Ehe gezwungen hatten, konnte sie es nicht einmal verstehen. Dennoch wollte sie nach Hause. Sie vermißte den ganzen Haushalt – selbst die alte, verhärmte Amme, die noch immer alle Leute im Haus herumkommandierte.
    Genug Selbstmitleid. Wenn sie sich nicht zusammenriß, dann würde sie heulen und jammern wie ein Säugling. Ihre Zukunft war festgelegt worden, und nur Gott konnte ihr Schicksal ändern.
    Die Soldaten ihres Vaters warteten vermutlich schon ungeduldig darauf, weiterzureiten. Es war anzunehmen, daß sie sich bereits auf MacNare-Land befanden; dennoch würden sie noch fast einen Tag unterwegs sein, bis sie die Festung erreichten.
    Hastig versuchte Brenna, ihren Zopf zu richten. Er hatte sich aufgelöst, als sie sich über den Bach beugte, um ihr Gesicht zu waschen. Sie hatte gerade begonnen, die Haare wieder zu glätten, als sie plötzlich innehielt. Was machte es aus, wie sie aussah, wenn sie dem Clansherrn gegenübertrat? Also zog sie das Band heraus und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, wobei sie versehentlich sowohl Dolch als auch Band fallenließ.
    Sie hatte gerade ihr Messer wieder aufgehoben, als sie einen Ruf von Harold, dem befehlshabenden Soldaten, hörte.
    Brenna raffte ihre Röcke und begann, auf das Lager zuzulaufen. Doch bevor sie ankam, fing sie ihre Kammerdienerin Beatrice ab. Die dicke Frau kam ihr auf dem schmalen Pfad entgegen, packte ihren Arm und versuchte, ihre Herrin in die andere Richtung zu zerren. Der Ausdruck von Entsetzen in ihrem Gesicht sandte Brenna einen eisigen Schauder das Rückgrat herab.
    »Lauft, Mylady!« schrie sie. »Dämonen haben uns angegriffen! Versteckt Euch, bevor es zu spät ist! Diese Wilden werden die Krieger umbringen, aber sie wollen vor allem Euch. Sie dürfen Euch nicht finden! Schnell!«
    »Was sind das für Leute?« brachte Brenna furchtsam hervor.
    »Vogelfreie, schätze ich, so viele, daß ich sie nicht zählen konnte, und alle mit blauen Gesichtern und höllischen Augen! Und groß, Mylady, groß wie der Teufel persönlich! Einer hat eben gebrüllt, er würde Harold töten, wenn er ihm nicht sagt, wo Ihr seid!«
    »Harold wird nichts verraten!«
    »Aber doch, genau das hat er schon«, schrie die Frau. »Bevor ich davongelaufen bin, sah ich, wie er sein Schwert niederwarf und sagte, daß er alles sagen würde. Trotzdem müssen sie alle sterben. Die Heiden warten nur darauf, daß ihr Anführer zu ihnen stößt, und dann beginnt das Gemetzel. Sie werden ihr Blut trinken, ich weiß es!«
    Beatrice schnappte hysterisch nach Luft. In dem Versuch, ihre Herrin zur Flucht zu bewegen, packte sie den Arm fester, bis sich die Nägel schmerzhaft in Brennas Haut gruben.
    Brenna versuchte, sich aus Beatrices Griff zu winden. »Waren die Soldaten noch am Leben, als du weggelaufen bist?«
    »Ja, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie getötet werden. Um Gottes willen, Ihr müßt Euch retten! Lauft!«
    »Ich kann die Soldaten nicht im Stich lassen.
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