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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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PROLOG

    Schnee
    D rei Laternen verbreiteten flackerndes Licht, mehr als genug, um den kleinen Raum mit seinen hellweißen Wänden zu erhellen. Seaine hielt den Blick auf die massive Holztür gerichtet. Sie wusste genau, dass es unlogisch, dass es für eine Sitzende der Weißen Ajah sogar albern war. Das Gewebe aus Saidar , das sie um den Türknauf gelegt hatte, ließ sie die gelegentlichen Schritte hören, die in dem auf der anderen Seite befindlichen Labyrinth aus Gängen erklangen, genau wie die geflüsterten Worte, die beinahe so schnell wieder verstummten, wie sie ertönt waren. Es war eine einfache Fertigkeit, die ihr eine Freundin in ihrer lange zurückliegenden Novizinnenzeit beigebracht hatte, aber sie würde gewarnt sein, lange bevor sich jemand näherte. Es kamen sowieso nur sehr wenige Leute bis in das zweite Kellergeschoss hinunter.
    Ihr aus der Einen Macht bestehendes Gewebe nahm das in der Ferne ertönende Fiepen von Ratten wahr. Beim Licht! Wie lange war es her, dass es Ratten in Tar Valon gegeben hatte? In der Weißen Burg? Ob einige von ihnen wohl Spione des Dunklen Königs waren? Unbehaglich befeuchtete sie sich die Lippen. Logik zählte hier gar nichts. Richtig. Auch wenn es unlogisch war. Am liebsten hätte sie gelacht. Sie stand am Rande der Hysterie und es kostete sie eine bewusste Anstrengung, davor zurückzuweichen. Denk an etwas anderes als an Ratten. An etwas anderes als an … Hinter ihr ertönte ein gedämpfter Aufschrei, der in ein unterdrücktes Wimmern überging. Sie versuchte, nicht hinzuhören. Konzentriere dich!
    In gewisser Weise hatte man sie und ihre Gefährtinnen in diesen Raum getrieben, weil es den Anschein gehabt hatte, dass sich die Anführerinnen der Ajah im Geheimen trafen. Sie selbst hatte gesehen, wie Ferane Neheran in einer abgeschiedenen Nische der Bibliothek mit Jesse Bilal tuschelte, die bei den Braunen einen hohen Rang bekleidete, wenn nicht sogar oben an der Spitze stand. Sie war der Meinung gewesen, sich bei Susana Dragand von den Gelben auf sicherem Terrain zu befinden. Das hatte sie zumindest geglaubt. Aber warum war Ferane dann in einem abgelegenen Teil des Burggeländes mit Susana spazieren gegangen und warum hatten beide verhüllende Umhänge getragen? Noch sprachen die Sitzenden der verschiedenen Ajahs offen, wenn auch kühl miteinander.
    Die anderen hatten ähnliche Dinge beobachtet; natürlich verrieten sie keine Namen ihrer eigenen Ajahs, aber zwei von ihnen hatten Ferane erwähnt. Ein beunruhigendes Rätsel. Die Burg war zu einem schwärenden Sumpf geworden, jede Ajah ging auf die anderen Ajahs los, und doch trafen sich die Anführerinnen in irgendwelchen Ecken. Keine Außenstehende vermochte mit Sicherheit zu sagen, wer nun das Oberhaupt einer Ajah war, aber anscheinend kannten sie einander. Was führten sie nur im Schilde? Bedauerlicherweise konnte sie Ferane nicht einfach fragen. Aber selbst wenn sie Fragen gegenüber aufgeschlossen gewesen wäre, hätte Seaine es nicht gewagt. Nicht zu diesem Zeitpunkt.
    So stark sie sich auch konzentrierte, es gelang ihr nicht, über die Frage nachzudenken. Ihr war bewusst, dass sie auf die Tür starrte und über Rätsel nachsann, die sie nicht lösen konnte, nur weil sie nicht über die Schulter blicken wollte. Zu der Quelle jenes unterdrückten Wimmerns und des keuchenden Stöhnens.
    Und als wäre der Gedanke an die Geräusche ein Zwang, wandte sie sich langsam um zu ihren Gefährtinnen, und bei jedem Zentimeter, den sich ihr Kopf drehte, geriet ihr Atem mehr ins Stocken. Außerhalb von Tar Valon, hoch über ihnen, fiel in dichten Flocken der Schnee, aber der Raum erschien unerträglich heiß. Sie zwang sich dazu hinzusehen!
    Saerin stand mit leicht gespreizten Beinen da, die mit den braunen Fransen versehene Stola über die Armbeugen geschlungen, die Hand auf dem Griff des altaranischen Krummdolches, der in ihrem Gürtel steckte. Eiskalter Zorn ließ ihre olivfarbene Haut so dunkel anlaufen, dass die Narbe an ihrem Kinn in einem dünnen weißen Strich hervortrat. Pevara schien beherrschter zu sein, zumindest auf den ersten Blick, doch ihre eine Hand hatte sich fest in dem mit roten Stickereien verzierten Rock verkrallt, während sie in der anderen den glatten, weißen Zylinder des Eidstabes wie eine Keule hielt, mit der sie am liebsten zugeschlagen hätte. Möglicherweise war sie tatsächlich dazu bereit; Pevara war viel härter, als ihr molliges Erscheinungsbild glauben ließ, und sie verfügte über genug
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