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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Autoren: Julie Garwood
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glaube?«
    Connor sah auf die Zerstörung um sich herum und mußte schlucken angesichts der Verwüstung, die er erblickte. Der beißende Gestank von brennendem Holz und frisch vergossenem Blut zog ihm die Eingeweide zusammen.
    »Die Burg ist eine Ruine, aber ich werde sie wieder aufbauen!«
    »Ja, das wirst du. Mach diese Festung uneinnehmbar, lerne aus meinen Fehlern, Connor.«
    »Ja, Vater.«
    »Was ist mit meinen Männern?«
    »Die meisten sind tot!«
    Die Verzweiflung des Jungen rührte das Herz des alten Mannes. »Ihre Söhne werden zurückkehren. Sie werden deine Farben tragen und deinem Namen Treue schwören. Sie werden dir folgen, wie ihre Väter mir folgten. Doch nun mußt du gehen. Wickle dir einen Lappen um deine Verwundung, um den Blutfluß einzudämmen, bevor du aufstehst, sonst wirst du mit jedem Schritt mehr Kraft verlieren. Gehorche mir, Junge.«
    Connor beeilte sich zu tun, was sein Vater befohlen hatte, obwohl die Wunde seiner Meinung nach nicht so tief war, daß ein Verband notwendig gewesen wäre. Das meiste Blut, das seine Kleider durchtränkte, stammte von seinem Vater, nicht von ihm.
    »Die Narben, die zurückbleiben, sollen dich immer an diesen schwarzen Tag erinnern«, flüsterte Donald.
    »Ich brauche keine Mahnung, Vater. Ich werde es niemals vergessen.«
    »Nein, du wirst nicht vergessen. Quält dich das?«
    »Nein.«
    Donald grunzte zufrieden. Der Junge war alles andere als ein Jammerlappen – eine Tatsache, die sein Vater immer schon überaus erfreulich gefunden hatte. Er hatte alles, was es brauchte, um ein mächtiger Krieger zu werden.
    »Wie alt bist du, Junge?«
    »Neun oder zehn, Vater!«
    »Ich verschätze mich immer, halte dich stets für älter oder jünger. Deine Größe sagt mir, daß du ein Junge bist, doch deine Augen sind die eines Mannes. Ich sehe das lodernde Feuer des Zorns darin, und es gefällt mir.«
    »Ich kann Euch mitnehmen, Vater.«
    »Du wirst keinen toten Mann hinter dir herschleifen.«
    »Habt Ihr Schmerzen?«
    »Nicht mehr. Mein Körper ist taub geworden. Eine gnädige Art zu sterben, wie mir scheint. Nicht viele Männer haben ein solches Glück.«
    »Ich würde bei Euch bleiben, wenn Ihr –«
    »Du gehst, wenn ich dir zu gehen befehle!« sagte sein Vater barsch. »Du mußt dich selbst in Sicherheit bringen, damit du dein Versprechen mir gegenüber auch wirklich einhalten kannst. Mag der Feind sich auch zurückgezogen haben – er wird zurückkehren, dessen sei gewiß!«
    »Wir haben Zeit, Vater. Die Sonne steht noch hoch, und der Feind hat Eure Weinfässer mitgenommen, was bedeutet, daß es heute abend ein großes Gelage gibt. Vor morgen früh wird niemand kommen.«
    »Dann kannst du noch ein wenig bleiben«, gab Donald nach.
    »Wird Angus mich zu Euphemia schicken, damit ich ihr berichte, was geschehen ist?«
    »Nein. Du wirst dieser Frau nichts berichten.«
    »Aber sie ist Eure Frau.«
    »Meine zweite Frau«, berichtigte er. »Trau niemals einer Frau, Connor. Nur ein Narr verläßt sich auf das andere Geschlecht. Euphemia wird herausfinden, was geschehen ist, wenn sie und ihr Sohn Raen zurückkehren. Ich will, daß du zu dem Zeitpunkt weit weg von hier bist. Ihre Leute sind Schwächlinge. Ich lasse nicht zu, daß sie dich ausbilden.«
    Connor nickte, um seinem Vater zu bedeuten, daß er verstanden hatte. Dann fragte er: »Habt Ihr meiner Mutter vertraut?«
    Connors Stimme hatte fast ängstlich geklungen, und Donald überlegte einen Moment, ob er seinen Sohn beruhigen sollte, damit er seine Mutter in guter Erinnerung behielt, entschied sich aber dann dagegen. Der Junge sollte die Wahrheit hören, und aus diesem Grund sprach er aus, was er dachte.
    »Ich vertraute ihr, und dafür mußte ich bezahlen. Ich liebte deine Mutter … Sie war meine wunderbare, innig geliebte Isabelle – doch wie hat sie mir meine Liebe vergolten? Sie starb ganz plötzlich und brach mir das Herz damit! Nimm meine Dummheit als Lektion, Junge, und erspare dir den Schmerz. Ich hätte nie wieder heiraten sollen – das weiß ich heute –, aber ich war immer schon ein praktisch veranlagter Mensch, und ich brauchte unbedingt weitere Erben für den Fall, daß dir etwas zustoßen sollte. Dennoch war es ein Fehler. Euphemia hatte bereits einen Sohn aus erster Ehe, weitere konnte sie nicht bekommen. Versucht hat sie es, das muß ich ihr lassen.«
    Donald überlegte einen Moment, bevor er seufzte und fortfuhr. »Ich konnte weder Euphemia noch eine andere Frau lieben. Wie auch – nach all
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