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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Autoren: Julie Garwood
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Kopf.
    »Starrt mich ja nicht mit diesem Blick aus Euren großen, blauen Augen an, junge Lady. Ich weiß genau, daß Ihr nicht einmal daran denkt, mir zu gehorchen! Himmel, wißt Ihr eigentlich, daß Ihr stinkt? Wo habt Ihr Euch bloß rumgetrieben?«
    Brenna senkte rasch den Kopf und schwieg. Sie hatte eben gerade noch den größten Spaß dabei gehabt, die Ferkel durch den Schlamm zu jagen und war dabei natürlich ein paarmal ausgerutscht. Erst als der Gerber die Sau mit ihren Kleinen wieder in den Koben gesperrt hatte, war ihr aufgefallen, was für einen Geruch sie ausdünstete.
    Doch nun mußte sie dafür bezahlen. Obwohl sie erst vergangene Woche ein Bad genommen hatte, stopfte man sie nun schon wieder in den Zuber – und das am hellichten Tag! Sie wurde von Kopf bis Fuß geschrubbt, und obwohl sie schrie und sich wehrte, ließ sich Elspeth nicht erweichen, so daß Brenna es schließlich aufgab. Unter nur noch schwachem Protest ließ sie sich von ihrer Amme ein blaues Kleid und die passenden, wenn auch zu engen Schuhe anziehen. Elspeth kniff sie fest in die Wangen, um Farbe hineinzubekommen, bürstete ihr Haar aus, bis die Locken glänzten, und zerrte sie dann schließlich wieder die Treppe hinunter. Brenna mußte erst ihrer Mutter vorgeführt werden, bevor die Amme sie alleinlassen konnte.
    Matilda, Brennas älteste Schwester, saß bereits neben ihrer Mutter am Tisch. Die Köchin stand dabei und besprach die Speisenauswahl für das Abendessen mit ihrer Herrin.
    »Mama, ich will keine Gäste begrüßen. Das ist so langweilig, wirklich.«
    Elspeth trat hastig einen Schritt vor und stupste das Mädchen in den Rücken. »Still jetzt. Jammere nicht ständig. Gott mag keine Frauen, die ständig jammern.«
    »Papa jammert auch ständig, und Gott mag ihn wohl«, sagte Brenna trotzig. »Deswegen ist Papa auch so groß. Nur Gott ist größer als Papa.«
    »Wo hast du denn solch einen Unsinn her?«
    »Papa hat es mir gesagt! Und jetzt will ich wieder raus! Ich renne auch nicht mehr hinter den Ferkeln her. Versprochen!«
    »Ihr bleibt hier, wo ich ein Auge auf Euch halten kann. Ihr werdet Euch heute zusammennehmen. Ihr wißt doch, was geschieht, wenn Ihr nicht gehorcht, oder?«
    Brenna wies zum Boden und wiederholte gehorsam die Drohung, die sie so oft schon gehört hatte. »Ich muß da runter.«
    Das kleine Mädchen hatte nicht die leiseste Ahnung, was »da unten« war; aber es wußte, daß es schrecklich sein mußte und daß sie dort nicht hinwollte. Wenn sie sich nicht änderte, würde sie es laut Elspeth niemals ins Paradies schaffen, und da wollte schließlich jedermann – ihre Familie eingeschlossen – hin!
    Wo das Paradies war, wußte Brenna ganz genau, denn ihr Vater hatte es ihr erklärt. Das Paradies befand sich auf der anderen Seite des Himmels, das stand fest.
    Brenna nahm an, daß es ihr im Paradies gefallen würde, aber im Grunde genommen war es ihr ziemlich gleich. Es gab nur eins, was ihr im Augenblick wichtig war: Sie wollte nicht noch einmal zurückgelassen werden! Noch immer hatte sie durch das, was ihre Mutter »unglückliche Umstände« nannte, mindestens einmal die Woche Alpträume. Die furchtbaren Erinnerungen lauerten im hintersten Winkel ihres Kopfs und warteten nur darauf, im Dunkeln hervorzukommen und sie in Panik zu versetzen. Natürlich weckte ihr Geschrei jedesmal ihre Schwester auf. Während Elspeth anschließend alle Hände voll damit zu tun hatte, die kleine Faith zu beruhigen, tappte Brenna, ihre Decke im Schlepptau, zur Schlafkammer ihrer Eltern. Wenn ihr Papa nicht da war, weil er wichtige Aufgaben erledigen mußte, die der König nur einem so treuen und vertrauenswürdigen Untertanen wie ihrem Vater geben konnte, schlüpfte sie in das große Bett und rollte sich neben ihrer Mutter zusammen. Wenn ihr Vater zu Hause war, legte sie sich auf den kalten Boden direkt neben Courage, dem prächtigen Schwert mit dem silbernen Griff, das ihr Vater laut ihrer Mutter mindestens genauso sehr liebte wie seine Kinder. Brenna fühlte sich geborgen, wenn ihr Vater daheim war, denn sein lautes Schnarchen schläferte sie jedesmal zuverlässig ein. Wenn sie bei ihren Eltern schlief, versuchte kein Dämon, durch das Fenster hereinzuklettern, und kein Alptraum wagte es, sie heimzusuchen. Ihre Eltern beschützten sie.
    »Bitte sag Brenna, daß sie still sein soll, wenn die Gäste kommen, Mutter«, maulte Matilda. »Sie brüllt jedes Wort heraus. Warum macht sie das? Ob sie es sich jemals abgewöhnen
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